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Zwischen Familienglück und Politik

15.10.13  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Das Ernst Barlach Haus in Hamburg zeigt den Dresdner Maler Conrad Felixmüller. Der Schwerpunkt der Werkauswahl liegt auf den avantgardistischen Werken aus der Zeit der Weimarer Republik.

Ein rußgeschwärzter Arbeiter mit stahlblauen Augen  steht vor einem brodelnden Stahlungetüm, seine Mütze tief ins Gesicht geschoben. Hinter ihm sprühen, einem Feuerwerk gleich, die Funken. Das Gemälde “Hochofenarbeiter” von Conrad Felixmüller (1897-1977) stammt aus dem Jahr 1927. Mit seinen Bildern aus der Arbeitswelt, die überwiegend im Ruhrgebiet und im Erzgebirge entstanden sind, aber auch mit seinen politischen Bildern, Radierungen und Holzschnitten, ist der Dredner Maler berühmt geworden. Das Ernst Barlach Haus in Hamburg präsentiert jetzt mit rund 80 Werken aus den Jahren 1914 bis 1933 die erste Retrospektive zum Werk Conrad Felixmüllers seit knapp 30 Jahren. Direktor Karsten Müller konzentriert sich vornehmlich auf die produktive Zeit der Weimarer Republik, in der Felixmüllers Werk zu großer formaler und inhaltlicher Reife gelangte.

Felixmüller: Liebespaar im Regen, 1922 Aquarell, 64 x 48 cm Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser © 2013 VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Museum

Zum Auftakt werden im ersten Raum der Schau Bilder aus dem familiären Umfeld des Malers präsentiert. Diese harmonisch anmutenden Porträts seiner Frau Londa und seiner beiden Söhne Luca und Titus zeigen den frühen Einfluss der Brücke-Maler und des Kubismus, aber auch die Verbindung zum Spät-expressionismus, zum Realismus und seinen allmählichen Übergang zur Neuen Sachlichkeit. “Kunstgeschichtlich ist Felixmüller schwer greifbar”, stellt Karsten Müller fest. “Es ist eine Kunst, die aus der Familie Energie schöpft, aber auch nach außen wirkt und politisch aktiv agiert.” Felixmüller galt schon mit 13 als Frühbegabter, dessen Talent für stimmige und einfühlsame Porträts auffiel. Mit 15 besucht er bereits die Dresdner Akademie.

Felixmüller: Raoul Hausmann, 1920 Öl auf Leinwand, 85 x 67 cm Lindenau-Museum Altenburg © 2013 VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Museum

Besonders bemerkenswert sind seine Darstellungen von Künstlerkollegen. So porträtiert er 1920 Raoul Hausmann mit Monokel wie einen Maschinenmenschen. Betrachtet man  Felixmüllers Werke aus der frühen Weimarer Republik, die vom politischen Engagement des zeitweiligen KPD-Mitglieds ebenso zeugen wie von seiner Virtuosität im malerischen Erfassen industrieller Arbeitswelten, erlebt man einen Maler der Leidenschaft und der Lebendigkeit. “Das sind mit Biss durchgearbeitete, emphatische Werke, die Kunstgeschichte geschrieben haben”, so Karsten Müller. Felixmüller fertigte damals auch immer wieder Holzschnitte für die Titelblätter politischer Zeitschriften.

 

Felixmüller: Zeitungsjunge, 1928 Öl auf Leinwand, 105 x 75 cm Lindenau-Museum Altenburg © 2013 VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Bernd Sinterhauf

Felixmüller: Selbstbildnis mit Frau, 1927 Öl auf Leinwand, 105 x 90 cm Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf © 2013 VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Horst Kolberg/Artothek

1920 bereiste er das Ruhrgebiet. Es entstanden Ölgemälde, Druckgrafiken, Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen von Schächten und Zechen, Fabrikschloten, Gasometern und den Menschen davor und darin, die all dies durch ihre Arbeitskraft in Gang hielten – eine Art mitfühlender Realismus. Eine Tuschezeichnung zeigt aber auch ein verliebtes Paar eng umschlungen vor einer Industrielandschaft. 1924 trat Felixmüller aus Enttäuschung aus der KPD aus. Bald darauf zerstörte er auch einen Teil seiner avantgardistischen Werke. Während der NS-Zeit wurden 150 seiner Werke als “entartet” beschlagnahmt. Nach dem Krieg lebte Felixmüller zunächst in der DDR, wo ihm, dem zeitlebens unangepassten Individualisten, die Anerkennung als Staatskünstler allerdings versagt wurde. 1967 siedelte er nach West-Berlin um, wo er 1977 starb.

Felixmüller: Kohlenbergarbeiter, 1920 Farblithografie, 58,5 x 43 cm Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf © 2013 VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Horst Kolberg/Artothe

Die sehenswerte Ausstellung beleuchtet vor allem die avantgardistische Schaffensperiode Conrad Felixmüllers in den 1920er Jahren. Sie macht den Spagat zwischen der Intimität des Familienglücks und politisch engagierter und innovativer Malerei deutlich und vermittelt so auch ein Bild von der Zerrissenheit des Menschen in politisch bewegten Zeiten.

 

Felixmüller: Hochofenarbeiter, 1927 Öl auf Leinwand, 60 x 75 cm Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin © 2013 VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Museum

 

Auf einen Blick:
Ausstellung: Conrad Felixmüller: Glückseligkeit und Kampfesmut
Ort: Ernst Barlach Haus, Hamburg
Zeit: bis 2. Februar 2014, Di-So 11 bis 18 Uhr
Katalog: Wienand Verlag, 272 Seiten, 254 Farbabb., 28 Euro
Internet: www.barlach-haus.de

Ausstellungen



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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