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Im Wunderland der sprechenden Skulpturen

27.03.14  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Frank Zappas Leben als multimediales Maschinentheater: Der Kunstverein in Hamburg zeigt die erste deutsche Einzelausstellung des kanadischen Documenta-Stars Geoffrey Farmer.

Für viele Besucher der Documenta 13 im Sommer 2012 war die Arbeit „Leaves of Grass“  des kanadischen Künstlers Geoffrey Farmer das Lieblingskunstwerk. Farmer, Jahrgang 1967, hatte in der Neuen Galerie ein 40 Meter langes Tableau präsentiert, das aus mehr als 16.000 Fotos bestand, die er den Jahrgängen 1935 bis 1985 des amerikanischen LIFE Magazine entnommen hatte. Jedes Bild, egal ob es einen Hollywood-Star, einen Politiker, ein Tier oder  bloß ein Produkt darstellte, war auf einen Grashalm montiert und wippte, einer medialen Präriewiese gleich, gemeinsam mit den anderen im Luftstrom der Besucher vor sich hin. Die von einem Gedicht Walt Whitmans inspirierte Arbeit war so beliebt, dass immer nur eine bestimmte Anzahl Personen den Raum betreten durfte.

Geoffrey Farmer, Let's Make the Water Turn Black, 2013-2014 Ausstellungsansicht, Kunstverein in Hamburg Foto: Fred Dott Im Besitz des Künstlers, Catriona Jeffries Gallery, Vancouver und Casey Kaplan, New York.

Geoffrey Farmer, Let’s Make the Water Turn Black, 2013-2014 Ausstellungsansicht, Kunstverein in Hamburg Foto: Fred Dott Im Besitz des Künstlers, Catriona Jeffries Gallery, Vancouver und Casey Kaplan, New York.

Mit seiner ersten deutschen Einzelausstellung ist Geoffrey Farmer jetzt im Hamburger Kunstverein zu sehen. Für „Let’s Make the Water Turn Black“, so der Titel der Schau, hat er die rund 1.000 Quadratmeter große Ausstellungshalle im ersten Stock von allen Zwischenwänden befreit und komplett abgedunkelt.

Ein nur wenige Zentimeter hoher Sockel  mäandert durch den Raum. Darauf versammelt sind etliche Dutzend skurriler Objekte: künstliche Felsen, ein liegender Saurierhals, eine riesige Muschel voller bunter Glühbirnen, Riesenkürbisse, Eimer, Fässer, Zeitungsstapel, an Vogelscheuchen oder indianische Totems erinnernde Stangen mit menschlichen Gesichtern daran und Unzähliges mehr. Stereotype amerikanischer Alltags- und Popkultur treffen auf Versatzstücke europäischer Kunstgeschichte von Jean Tinguely bis  Franz West. Tröten, Lautsprecher und Perkussionsinstrumente sorgen für   abwechslungsreiche Beschallung. Farmer zeigt ein animiertes Maschinentheater, in dem Löwenköpfe aus gefaktem Stein plötzlich auseinanderklappen und zu sprechen beginnen, ein Spazierstock zu tanzen anfängt, ein Plastikkaktus sich krümmt und windet oder Vogelfedern kreisende Bewegungen vollführen.

Eine Kakophonie aus Klingeltönen, Tropfgeräuschen, Gongs, Glocken, Hupen, Sirenen, diversen Musikinstrumenten, Konzertausschnitten, Mitschnitten amerikanischer Radioshows, Spoken Word Performances, Theorieexkursen und anderer Soundelemente hält den Betrachter auf Trab.  John Cages minimalistische Kompositionen treffen da auf Texte der Punkpoetin Kathy Acker. Mal passiert hier etwas, mal dort. Mal geht sekundenlang das Licht aus. Es gibt stille und poetische Momente. Dann wieder kommt es zu überbordenden, nahezu stressigen Phasen, die sensiblen Besuchern einiges abverlangen. Ausgangspunkt des Parcours ist das Leben des experimentierfreudigen und äußerst innovativen amerikanischen Komponisten und Rockmusikers Frank Zappa (1940-1993).  Jede Stunde der Choreographie entspricht einem Jahrzehnt in Zappas Leben. Farmer hat für seine Arbeit eine mehrstündige Partitur komponiert, die bei Öffnung des Kunstvereins mit Zappas Geburt startet und pünktlich um 18 Uhr mit seinem Tod endet. Was zwischendurch passiert, ist zwar grob festgelegt. Der computergesteuerte Ablauf wird aber durch Algorithmen immer wieder kräftig durcheinandergewirbelt.

Geoffrey Farmer: "Let's Make the Water Turn Black", 2014 (Detail), Foto: Klaas

Geoffrey Farmer: „Let’s Make the Water Turn Black“, 2014 (Detail), Foto: Klaas

Geoffrey Farmer, Let's Make the Water Turn Black, 2013-2014 Ausstellungsansicht, Kunstverein in Hamburg Foto: Fred Dott Im Besitz des Künstlers, Catriona Jeffries Gallery, Vancouver und Casey Kaplan, New York.

Geoffrey Farmer, Let’s Make the Water Turn Black, 2013-2014 Ausstellungsansicht, Kunstverein in Hamburg Foto: Fred Dott Im Besitz des Künstlers, Catriona Jeffries Gallery, Vancouver und Casey Kaplan, New York.

Farmer, der in Kalifornien studiert und sich bereits früh mit den Performances von Mike Kelley beschäftigt hat, in welchen neben einer Vielzahl von Gegenständen aber immer auch der verkleidete Künstler selbst eine Rolle spielt, geht einen entscheidenden Schritt weiter. Er schafft performative Settings und Situationen, in welchen der menschliche Performer nicht länger benötigt wird.

Farmers bildgewaltige High & Low-Installation, die einer Mischung aus Geisterbahn, japanischem Kabukitheater, Vaudeville-Show und hoch komplexer Text-, Bild- und Soundcollage gleichkommt, dürfte niemanden gleichgültig lassen. Selten war in den letzten Jahren im Hamburger Kunstverein eine Ausstellung  zu sehen, die den Besucher derart absorbiert und in Bann gehalten hat. Der frisch aus Wien nach Hamburg gekommenen neuen Direktorin, Bettina Steinbrügge, ist mit ihrer ersten Ausstellung ein Einstand gelungen, der die Erwartungen an ihr weiteres Programm auf jeden Fall sehr hoch geschraubt hat.

Auf einen Blick

Ausstellung: Geoffrey Farmer – Let’s Make the Water Turn Black
Ort: Kunstverein in Hamburg
Zeit: bis 11. Mai 2014. Di-So 12-18 Uhr
Katalog: JRP|Ringier Verlag, 104 S., zahlreiche Abb., 38 Euro
Internet: www.kunstverein.de

Geoffrey FarmerHamburgKunstverein Hamburg
Ausstellungen



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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