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Der Zeichner als Fährtenleger

21.01.16  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Die pure Lust am Zeichnen: Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zeigt Zeichnungen, Illustrationen und Animationen des Berliners Christoph Niemann.

„Mitte der neunziger Jahre schlug der Puls der Grafikszene in London, aber alles, was mich interessierte, gab es in New York“, sagt der 1970 in Waiblingen geborene Illustrator, Künstler und Autor Christoph Niemann. Zur Zeit  zeigt das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe die Ausstellung „Unterm Strich“ mit über 200 Cartoons, Zeichnungen, Drucken und Animationen des Künstlers. Darunter von Hand beschnittenes und dann eingescanntes Herbstlaub, das Niemann nonchalant zu Porträts von „Ernie und Bert“ oder „Laurel und Hardy“ deklariert. 

New Yorker Wahrzeichen wie die Freiheitsstatue, die gelben Taxis oder den von Dauerstaus geplagten Holland-Tunnel hat er aus Legosteinen nachgebaut und für die Serie „I lego New York“ abfotografiert – der „Big Apple“ reduziert auf das Wesentliche.

„Für mich bedeutet das Zeichnen, die Welt auseinanderzunehmen und auf dem Blatt wieder zusammenzusetzen“, erläutert der dreifache Vater, der nach einem fast 11-jährigen New-York-Aufenthalt seit 2008 in Berlin lebt. In New York hat er jedoch nach wie vor wichtige Auftraggeber: Der vielfach ausgezeichnete Grafiker ist mit Illustrationen im „New York Times Magazine“ vertreten, und er entwirft regelmäßig Titelbilder für das renommierte Magazin „The New Yorker“, die wöchentliche Pflichtlektüre aller Ostküsten-Intellektuellen. In Deutschland kennt man ihn durch seine humorvoll auf den Punkt gebrachten Bild-Text-Kombinationen etwa für das ZEIT Magazin oder die Weltkunst.

Christoph Niemann (*1970), Cover Illustration The New Yorker, 2007, Print, 20 x 27,5 cm,  © Christoph Niemann

Christoph Niemann (*1970), Cover Illustration The New Yorker, 2007, Print, 20 x 27,5 cm,
© Christoph Niemann

Christoph Niemann (*1970), Brooklyn Bridge, 2012, 3-farbiger Siebdruck, 87 x 59,4 cm,  © Christoph Niemann

Christoph Niemann (*1970), Brooklyn Bridge, 2012, 3-farbiger Siebdruck, 87 x 59,4 cm,
© Christoph Niemann


 
„Es ist wie bei Hänsel und Gretel“, erläutert Christoph Niemann augenzwinkernd seinen Arbeitsstil. „Man muss Brotkrumen auslegen, damit der Betrachter die Fährte  aufnehmen kann.“ Und die Fährten, die Christoph Niemann legt, sind oft verblüffend einfach: Das Foto einer aus der Form geratenen Haussocke verwandelt er mit ein paar zusätzlichen Tuschestrichen in einen Dinosaurier. Den Vorgang des Spaghettikochens übersetzt er in minimalistische Siebdrucke. Reduce to the max – weniger ist mehr. „Es geht darum, dass der Inhalt konkret realistisch ist und die Darstellungsweise komplett abstrakt“, erläutert Niemann.

Christoph Niemann (*1970), T-Rex, Sunday Sketches, 2015, Print, Mixed Media, 24 x 26 cm,  © Christoph Niemann

Christoph Niemann (*1970), T-Rex, Sunday Sketches, 2015, Print, Mixed Media, 24 x 26 cm,
© Christoph Niemann

Christoph Niemann: Porträt, Foto: Klaas

Christoph Niemann: Porträt, Foto: Klaas

Ausstellungsansicht 1, Foto: Michaela Hille

Ausstellungsansicht 1, Foto: Michaela Hille


 
Über sein extrem ausgefeiltes zeichnerisches Talent hinaus, zeichnet sich die Arbeit von Christoph Niemann durch seine genaue Beobachtung der unvermeidbaren Fallstricke des Alltags und seinen lakonischen Sprachwitz aus. Stadtpläne werden da plötzlich zu labyrinthischen Sprachsystemen. Das Hipster-phänomen der bis ins letzte Detail perfektionierten Espresso-zubereitung überführt Niemann auf einer vor Ort entstandenen Wandzeichnung in eine detailreiche und verspielte Apparatur, an deren Endpunkt ein ernst dreinschauender Forscher im Laborkittel ein Tässchen Kaffee abzapft.

Ob die untergehende Titanic, ausgerollter Plätzchenteig als Folie für kreatives Denken oder pointierte Tagebuchzeichnungen, die immer wieder auf den Flügen zwischen New York und Berlin entstehen: Die Kunst Christoph Niemanns besteht darin, die Komplexität des Lebens auf einen brillanten Kern zu reduzieren – kleine Wahrheiten bricht er mit Leichtigkeit und Humor auf und  macht sie so für jedermann lesbar.

Christoph Niemann (*1970), Sunday Sketches, 2015, Print, Mixed Media, je 24 x 26 cm, © Christoph Niemann

Christoph Niemann (*1970), Sunday Sketches, 2015, Print, Mixed Media, je 24 x 26 cm, © Christoph Niemann

Christoph Niemann (*1970), Biodiversity, aus Abstract City, 2009, Geschnittenes Laub auf Papier, © Christoph Niemann

Christoph Niemann (*1970), Biodiversity, aus Abstract City, 2009, Geschnittenes Laub auf Papier, © Christoph Niemann


 

Auf einen Blick

Ausstellung: Christoph Niemann. Unterm Strich
Ort: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Zeit: 20.1. bis 10.4.2016, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr, Gründonnerstag 10-18 Uhr, Karfreitag, Ostersonntag, Ostermontag geöffnet
 
 
Katalog: Christoph Niemann: Abstract City. Mein Leben unterm Strich, Knesebeck Verlag, 268 S., 19,95 Euro
 
Internet:
www.mkg-hamburg.de
www.christophniemann.com 

Christoph Niemann
Ausstellungen



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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