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Einblicke, Ausblicke, Halbdunkel

29.09.17  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Hamburger Kunstvereins  hat Wolfgang Tillmans dessen Räume in eine Multimedia-Installation mit Fotografien, Videos, Sounds und kleinen Aussichtsplattformen verwandelt

 

Porträt Wolfgang Tillmans, Foto: Heiko Klaas

 

Die Räume des Kunstvereins in Hamburg befinden sich, eingezwängt zwischen die Bahngleise des nahen Hauptbahnhofs, eine U-Bahnstation und eine vielspurige Straße, am südlichen Ende der Hamburger Innenstadt. Dass die Geräuschkulisse hier äußerst vielfältig und urban ist, liegt angesichts der exponierten Lage auf der Hand. Der in Berlin und London lebende Fotokünstler Wolfgang Tillmans nimmt diese Ausgangssituation jetzt zum Anlass für eine ungewöhnliche Einzelausstellung. Dem 1968 in Remscheid geborenen Künstler wird die Ehre zuteil, die Jubiläumsausstellung der Institution, die in diesem Jahr ihr 200-jähriges Bestehen feiert, auszurichten. Dass er sich nach zwei großen Retrospektiven in der Tate Modern in London und der Fondation Beyeler in Basel überhaupt für ein weiteres Ausstellungs-projekt in Hamburg bereit erklärt hat, dürfte nicht zuletzt an seiner engen Verbundenheit mit der Hansestadt liegen.

 

Wolfgang Tillmans, Bronzino, 2009, Tintenstahldruck auf Papier, Clips (große Bild) // Wolfgang Tillmans, dusk park, 2003, C-Print, Klebestreifen (kleine Bild), Foto: Fred Dott

 

Nach Hamburg war Tillmans 1987 gekommen, um in der Stadt seinen Zivildienst zu leisten. Gleichzeitig begann er zu foto-grafieren und fand hier zwischen Techno, Rave und Electronic Beats auch musikalisch seinen Platz. Im Café Gnosa, unweit des Hauptbahnhofs, hatte er 1988 seine erste Ausstellung mit fotokopierten Fotos. Einige dieser frühen Aufnahmen sind auch in der aktuellen Schau zu sehen. Etwa das Porträt eines blinden Ehepaars in seinem Wohnzimmer. Die Ausstellung mit dem ziemlich ausführlichen Titel „Zwischen 1943 und 1973 lagen 30 Jahre. 30 Jahre nach 1973 war das Jahr 2003“ wagt jedoch mehr, als nur das fotografische Werk des Turner-Prize-Trägers vorzustellen. Die Tatsache, dass der Ausstellungsbesucher aufgrund der hohen Fensteransätze normalerweise nicht direkt auf Straßen und Schienen blicken kann, hat Tillmans dazu veranlasst, kleine Plattformen einzubauen, die neue und ungewohnte Blicke auf den Stadtraum zulassen. Das Deckenlicht lässt er ausgeschaltet, einen Teil der Fenster hat er zusätzlich verdunkelt.

 

Raumansicht, Copyright: Kunstverein in Hamburg

 

In einer den ganzen Raum erfüllenden, 33-minütigen Soundinstallation vermischen sich zudem urbane Geräusche mit der Stimme des Künstlers und dem Gesang der aus Hamburg stammenden Sängerin Billie Rae Martin. In diese suggestiv aufgeladene Grundstimmung hinein setzt Tillmans fotografische Arbeiten unterschiedlichster Formate und Medien. Da gibt es kleine, ungerahmte C-Prints, die, typisch für Tillmans, ganz unprätentiös mit Klebestreifen an der Wand befestigt sind, monumentale Tintenstrahldrucke in grundsoliden Künstlerrahmen, aber auch eine atelierfrische Videoarbeit mit dem Titel „Ocean 135°“, die in kontemplativen Bildern Gischt und Wellen des Atlantik zeigt. Verrottende Tomaten, Tanzende, Freunde des Künstlers aus der schwul-lesbischen Szene, ein Selbstporträt mit der Wärmebildkamera, Stapel von frisch gedruckten Banknoten, Briefmarken aus dem 3. Reich und den 1970er Jahren, der Hamburger Hauptbahnhof und immer wieder Lebensmittel.

 

WOLFGANG TILLMANS
,
There were 30 years between 1943 and 1973. 30 years from
1973 was the year 2003
, 2004
Courtesy Galerie Buchholz, Berlin/Cologne, Maureen Paley, London, David
Zwirner, New
York

 

Motivisch umfasst die Schau ein breites Spektrum scheinbar divergierender Bilder, die sich aber bei eingehender Betrachtung als intelligent komponierter Kommentar auf die eigene Biografie, das Älterwerden, politische Instabilitäten, Zeit und Zeitlosigkeit lesen lassen. Was ihm beim Bildermachen wichtig ist, verriet Tillmans kürzlich in einem Interview mit dem „Zeit Magazin“: „Ein angstloses, offenes Auf-die-Welt-Schauen – das ist zwar keine politische Tat, aber es ist ganz wichtig, dass man sich das erhält.“

 

WOLFGANG TILLMANS
,
Ohne Titel
, 2015
Courtesy Galerie Buchholz, Berlin/Cologne

 

Auf einen Blick:

 

Ausstellung: Wolfgang Tillmans – Zwischen 1943 und 1973 lagen 30 Jahre. 30 Jahre nach 1973 war das Jahr 2003

 

Ort: Kunstverein in Hamburg

 

Zeit: bis 12.11.2017. Di-So 12-18 Uhr. Jeden Do um 17 Uhr öffentliche Führung

 

Katalog: zu Wolfgang Tillmans erscheint keine Publikation. Anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Kunstvereins in Hamburg erscheint der Jubiläumsband „Bürgerliche Avantgarde – 200 Jahre Kunst in Hamburg“, Verlag Hatje-Cantz, 285 S., Zahlreiche Abb., 35 Euro, Mitgliederpreis 28 Euro

 

Internet: www.kunstverein.de

www.tillmans.co.uk

 

200 Jahre Kunstverein in HamburgFotografieHamburgInstallationKunstverein in HamburgWolfgang Tillmans
Ausgaben Ausstellungen DARE Stories Fotografie Kunst



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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