• Kunst & Überdies
    • Ausstellungen
    • Fotografie
    • Design & Architektur
    • Film
    • Theater & Bühne
  • Künstlerporträts
  • Digitales Leben
  • Gedanken zur Zeit
  • Über DARE
    • Redaktion & Kontakt
    • Ausgaben
  • Kunst & Überdies
    • Ausstellungen
    • Fotografie
    • Design & Architektur
    • Film
    • Theater & Bühne
  • Künstlerporträts
  • Digitales Leben
  • Gedanken zur Zeit
  • Über DARE
    • Redaktion & Kontakt
    • Ausgaben

Mit den Waffen einer Frau

10.01.19  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Die Kunsthalle Münster zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung der US-amerikanischen Künstlerin Mary Beth Edelson in Deutschland

Mary Beth Edelson: Seeing Double (Woman Rising Series), 1973 Öl und Tinte auf Silbergelantine-Print, 25,4 x 20,3 cm Courtesy of the artist and David Lewis, New York

 

Schon das Plakat zur Ausstellung ist ein echter Hingucker. Eine Frau mit wallender blonder Mähne, rotem Lippenstift und rot lackierten Fingernägeln zielt mit einem Revolver auf den Betrachter. Ihr Blick ist wild entschlossen, die Kampfansage scheint eindeutig zu sein. Das Poster mit der selbstbewussten Diva wirbt für die Ausstellung der US-amerikanischen Künstlerin Mary Beth Edelson in der Kunsthalle Münster. Diese trägt den programmatischen Titel „Nobody Messes with Her“, zu deutsch etwa: „Mit ihr legt sich keiner an“. Gezeigt wird das in Deutschland bisher noch zu unrecht unterschätzte Werk einer seit fünf Jahrzehnten aktiven feministischen Avantgarde-künstlerin, das in den letzten Jahren vor allem in den USA wieder eine größere Aufmerksamkeit erfuhr. Die Münsteraner Schau ist die erste institutionelle Einzelausstellung von Mary Beth Edelson in Deutschland.

 

Mary Beth Edelson: Nobody Messes with Her Ausstellungsansicht Kunsthalle Münster Courtesy of the artist and David Lewis, New York Foto: Volker Renner

 

Merle Radtke, Jahrgang 1986, hat am 1. Juli 2018 die Leitung der Kunsthalle Münster übernommen. Zuvor war sie unter anderem als Volontärin an der Hamburger Kunsthalle tätig. Mit ihrer ausdrücklich einer feministischen Position gewidmeten Antrittsausstellung setzt sie auf jeden Fall einen kraftvollen Akzent. Die Quintessenz der Kunst der 85-jährigen Amerikanerin fasst sie folgendermaßen zusammen: „In ihren Werken nutzt Mary Beth Edelson Strategien der Selbstbehauptung, befreit sich aus der Identifikation mit dem Mann und ermöglicht damit eine Neubeurteilung der Gesellschaft.“

 

Porträt Mary Beth Edelson: Courtesy Emily Hope for Artforum

 

Edelson, Jahrgang 1933, gilt als eine der Pionierinnen der feministischen Kunst seit den 1970er Jahren. In ihren Malereien, Collagen, Performances, Fotografien und Plakaten setzt sie sich mit weiblicher Körperlichkeit und Sexualität in der männlich dominierten Gesellschaft auseinander. Sie hinterfragt die Rolle der Frau, indem sie immer wieder starke Bilder von kulturgeschichtlich bedeutenden Frauengestalten wie Göttinnen, Pop-Ikonen und mythologischen Gestalten künstlerisch verarbeitet.

 

Mary Beth Edelson: „Sheela Plays Kali (Woman Rising Series)“ 1973, Courtesy of the artist and David Lewis, New York

 

So verschmilzt sie in der Arbeit „Sheela Plays Kali“ aus ihrer zwischen 1973 und 1977 entstandenen Serie „Woman Rising“ die Erscheinung der mittelalterlichen Gestalt Sheel-na-gig, die im 12. Jahrhundert an romanischen Kirchen auftauchte, mit der Darstellung der zerstörerischen Hindu-Göttin Kali. Die Schwarz-Weiß-Fotografie der nackt posierenden Künstlerin in der Natur wird zum Ausgangspunkt für das energiegeladene Aufeinandertreffen zweier in unterschiedlichen Religionen verehrter Figuren. Edelson arbeitet hier mit den Mitteln der Collage und der Übermalung. Im Rahmen der Serie „Woman Rising“ performte sie wiederholt in der Natur. Es ging ihr dabei um das Entdecken weiblicher Energie und das kollektive Unbewusste. Die nebenbei entstandenen Fotografien verwendete sie als Rohmaterial für weitere Arbeiten.

 

Mary Beth Edelson
Bride oft he Fire, 1973
Silbergelantine-Print, 25,4 x 20,3 cm
Courtesy of the artist and David Lewis, New York

 

Edelson arbeitete immer wieder in feministischen Kollektiven und veröffentlichte in feministischen Zeitschriften, um sich im patriarchalischen Kunstbetrieb Gehör zu verschaffen. In diesem Zusammenhang sind auch die in Münster gezeigten Offset-Plakate interessant. Hier nahm die New Yorkerin kunsthistorisch bedeutende Werke wie etwa „Das Abendmahl“ von Leonardo da Vinci oder Rembrandts „Die Anatomie des Dr. Tulp“ zum Ausgangspunkt. Die männlichen Protagonisten ersetzte sie kurzerhand durch in den 1970er Jahren vom Mainstream noch weitgehend unterschätzte Künstlerinnen wie Georgia O’Keeffe, Louise Bourgeois, Eleanor Antin oder Carolee Schneeman.

 

Mary Beth Edelson: „Smile (Sheela, Series)“ 1993 Tinte und Collage auf Leinwand 12,7 x 10,2 cm Ausstellungsansicht Kunsthalle Münster Courtesy of the artist and David Lewis, New York

 

Den gesamten Ausstellungsraum der Kunsthalle Münster durchzieht zudem die Reihe der zwischen 1973 und 2017 entstandenen „Cut Outs“, eine collagierte Reise durch die gesamte weibliche Kulturgeschichte von Sandro Botticellis „Venus“ bis hin zu Grace Jones. Mit der eher historisch unterfütterten Ausstellung zu Mary Beth Edelson hat Merle Radtke eine hierzulande noch eher unbekannte Künstlerin ausführlich gewürdigt. Ihre weitere Programmplanung hat sie jedoch noch nicht veröffentlicht. Man darf daher gespannt sein, welche jüngeren Positionen demnächst in der Kunsthalle Münster gezeigt werden.

 

Mary Beth Edelson: Straight Forward Gloria, 1994 Courtesy the artist and David Lewis, New York

 

Auf einen Blick:

 

Ausstellung: Mary Beth Edelson: Nobody Messes with Her

 

Ort: Kunsthalle Münster

 

Zeit: bis 10. März 2019, Di-Fr 14-19 Uhr, Sa und So 12-18 Uhr

 

Katalog: kostenloses Begleitheft

 

Internet: www.kunsthalle.muenster.de

 

Mary Beth Edelson
Bon Apetit, Dining Out, 1973
Öl, Tinte und Collage auf Silbergelantine-Print, 25,4 x 20,3 cm Courtesy of the artist and David Lewis, New York

Feministische KunstKunsthalle MünsterMary Beth EdelsonMerle RadtkeMünster
Ausgaben Ausstellungen DARE Stories Kunst Künstlerporträts



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




Vorheriger Beitrag
Japanisch für Anfänger und Fortgeschrittene
Nächster Beitrag
Chronist der Megastädte



Auch interessant

Auf der Suche nach dem Zwischenmenschlichen

Auf der Suche nach dem Zwischenmenschlichen

20.12.24  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas

Das Material zum Sprechen bringen


Das Material zum Sprechen bringen

02.01.24  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..






Nach oben ˆ
  • Impressum
  • Redaktion & Kontakt
  • Datenschutzerklärung