In Hamburg wurde jetzt der Vonovia Award für Fotografie verliehen. Aus 33 Nominierten wurden von einer Fachjury vier PreisträgerInnen bestimmt. Das Wettbewerbsthema lautete „Zuhause“
Am vergangenen Donnerstag fand in der Hamburger Halle 424 ganz in der Nähe der Deichtorhallen die Preisverleihung des insgesamt mit 42.000 Euro dotierten Vonovia Award für Fotografie statt. Der jetzt zum dritten Mal verliehene Preis gehört damit zu den höchstdotierten Fotopreisen in Deutschland. Vergeben wurden vier Auszeichnungen, drei in der Hauptkategorie „Beste Fotoserie“ sowie ein Preis in der Kategorie „Beste Nachwuchsarbeit“. Der Jury des Vonovia Award für Fotografie gehörten in diesem Jahr folgende ExpertInnen an: Peter Bialobrzeski (Professor für Fotografie an der Hochschule für Künste in Bremen), Peter Bitzer (Geschäftsführer der Agentur laif), Martin Brockhoff (Fotograf), Anna Gripp (Chefredakteurin der Zeitschrift Photonews), Peter Piller (Professor für Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf), Daniel Riedl (Mitglied des Vorstands von Vonovia), Linn Schröder (Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg) und Ingo Taubhorn (Kurator im Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg). Beworben hatten sich über 340 FotografInnen. Insgesamt mehr als 4.000 Fotografien wurden eingereicht. Für die Shortlist wurden dann 33 KanditatInnen ausgewählt.
Den 1. Preis in der Hauptkategorie „Beste Fotoserie“ erhielt die 1992 in Moers geborene Düsseldorfer Künstlerin Mona Schulzek, die nach einem 2017 abgeschlossenen Studium der Fotografie jetzt Freie Kunst bei Gregor Schneider und Peter Piller an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. Ihre Serie „Ottomane“ zeigt opulente Räume, die – vom Boden bis zur Decke – komplett mit Orientteppichen unterschiedlichster Formate ausgekleidet sind. Ihr künstlerisches Interesse, so Schulzek, gelte „dem Raum und dessen Verwandlung zur bildhauerischen Plastik.“ Ebenfalls wichtig ist der Künstlerin jedoch auch der Teppich als ornamentales Artefakt und Spurenträger von Familiengeschichte, werden Teppiche doch häufig von Generation zu Generation weitergegeben oder vererbt. Der Hauptpreis ist mit 15.000 Euro dotiert.
Den mit 12.000 Euro dotierten 2. Preis erhielt der Berliner Bastian Thiery, Jahrgang 1990, für seine Serie „Humpelfuchs“ (2017/18). Der an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin und am ICP in New York ausgebildete Bastian Thiery nahm die nächtliche Begegnung mit einem humpelnden Stadtfuchs zum Anlass, diesem zu folgen und sich von ihm zu verborgenen Orten und Kiezbewohnern in Berlin-Neukölln führen zu lassen. Seine eher narrativ-experimentierfreudige Annäherung an das Wettbewerbsthema überzeugte die Jury.
Den 3. Preis (10.000 Euro) erhielt der Kölner Fotograf Theodor Barth, Jahrgang 1964, der an der Fachhochschule Bielefeld ausgebildet wurde. Barth dokumentiert in seiner ganz in Schwarz-Weiß gehalten Serie „Auf der Kohle“ die Zerstörung des Dorfes Manheim im nordrhein-westfälischen Braunkohlegebiet Garzweiler. Seine Aufnahmen sind mit der Drohne entstanden. Sie zeigen die bereits weitgehend zerstörten Überbleibsel von aufgegebenen Häusern, Gärten oder Spielplätzen aus der Vogelperspektive. Vom Zuhause der früheren Bewohner sind nur mehr verfallende Überreste zu erkennen.
Der Preis für die „Beste Nachwuchsarbeit“ ging an die 1992 in Wien geborene, heute in Hamburg lebende Fotografin Marlene Hoberger, die zur Zeit noch an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften studiert. Ausgezeichnet wurde sie für ihre Serie „Leere Tage“. Sechs Monate lang hat sich die Fotografin immer wieder unter die BewohnerInnen eines Altenpflegeheims gemischt und deren Alltag, die räumliche Situation und die wenigen Erinnerungsstücke, die sie aus ihrer Wohnung in ihr wohl letztes Zuhause mitnehmen durften, dokumentiert. Der Nachwuchspreis ist mit 5.000 Euro dotiert und richtet sich an FotografInnen, die bei der Einreichung unter 26 Jahre alt sind.
Insgesamt zeichnete sich das TeilnehmerInnenfeld des diesjährigen Vonovia Award für Fotografie durch eine hohe Professionalität und Ernsthaftigkeit aus. Wohlfühlästhetik, Behaglichkeit und Hygge-Gefühl, wie sie gerne von Wohn- und Architekturmagazinen propagiert werden, bleiben bei diesem Wettbewerb außen vor.