Kunst und Diskurs: Die Berliner Galerie Wentrup eröffnet am 22. August eine Dependance in einer Hamburger Villa. Bei Wentrup am Feenteich sollen aber nicht nur Ausstellungen stattfinden, sondern auch Diskussionen über Kunst und verwandte Themen ein Forum finden. Nicole Büsing und Heiko Klaas sprachen mit Tina Wentrup über das neue Konzept
Nicole Büsing & Heiko Klaas: Liebe Tina Wentrup, am 22. August eröffnen Sie und Ihr Mann Jan mit Wentrup am Feenteich in Hamburg die erste Dependance Ihrer Galerie außerhalb Berlins. Warum fiel die Wahl auf Hamburg?
Tina Wentrup: Wir haben zu Hamburg eine sehr persönliche Beziehung. Die Nähe zum Wasser und die Architektur stellen einen Kontrast zu Berlin dar. Wir sind sehr herzlich von den unterschiedlichsten Menschen in Hamburg eingeführt und aufgenommen worden. Darüber hinaus verfügt die Stadt über eine ausgezeichnete institutionelle Szene.
NB & HK: Sie beziehen eine Jugendstil-Villa mit Gartengrundstück im noblen Stadtteil Uhlenhorst. Inwiefern spielt die Architektur für kommende Ausstellungen und Veranstaltungen eine Rolle?
TW: Die Architektur hat automatisch einen Einfluss auf die Kunst. Deshalb haben wir versucht, die Innenräume so klar wie möglich (Estrich auf dem Boden, glatt verputzte Wände) zu gestalten, um zum einem einen Kontrast zur opulenten Fassade herzustellen und zum Anderen das Zusammenspiel von Design und Kunst, das ja im Fokus unseres Projektes steht, in den Vordergrund zu rücken.
NB & HK: In der Eröffnungsausstellung werden 27 Werke von rund einem Dutzend Künstler:innen Ihrer Galerie zu sehen sein. Etliche davon sind extra für den Anlass entstanden. Gibt es einen Leitgedanken?
TW: Jeder Raum funktioniert wie eine Bühne. Mal haben wir ihn einem, mal mehreren Künstlern gewidmet. Die Konzeption der einzelnen Räume haben wir an einem dafür entworfenen Modell entwickelt. Vor Ort wurden dann aber einige Umplanungen vorgenommen, weil Kunst im Raum anders wirkt. Diese Erfahrung machen wir immer wieder. Zwischen Innen-und Außenraum gibt es inhaltliche Korrespondenzen, so dass wir bewusst Künstler gewählt haben, die in der Villa und im Garten vertreten sind.
NB & HK: Das Programm von Wentrup am Feenteich mit Ausstellungen, Skulpturengarten, Vorträgen, Diskussionsabenden, Filmprogramm und Performances gleicht eher einem Salon. Wentrup am Feenteich wird damit zu einem hybriden Ort und relevanten Player im Hamburger Kunst- und Kulturleben. Was ist genau geplant?
TW: Für uns steht das Gespräch über Kunst im Mittelpunkt. Daher haben wir uns für Hamburg auch gegen ein klassisches Galeriemodell entschieden. Wir möchten, dass Menschen aus den verschiedensten Bereichen zusammenkommen und sich über Kunst und die damit zusammenhängenden Themen austauschen können. Darüber hinaus sollen Besucher bei privaten Rundgängen die Möglichkeit haben, ausführliche Gespräche zu führen und auch bei einem Tee oder Kaffee zu verweilen.
NB & HK: Zielen Sie mit dem Programm vornehmlich auf ein Hamburger Publikum, oder ist der Ansatz auf ein überregionales oder sogar internationales Kunstpublikum ausgerichtet?
TW: Das Hamburger Publikum liegt uns sehr am Herzen, aber natürlich soll die Villa am Feenteich auch nationalen wie internationalen Gästen offen stehen. Der Gedanke ist ja gerade, Menschen unterschiedlichster Nationalität und aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen.
NB & HK: Ist die Eröffnung von Wentrup am Feenteich daher Ausdruck einer neuen strategischen Ausrichtung Ihrer Galerie in postpandemischen Zeiten?
TW: Wir haben das Konzept bereits vor der Pandemie als Addition zur Galerie in Berlin angelegt. Dass nun Deutschland und noch dazu Hamburg die erste Station von mehreren Wentrup Projekten geworden ist, haben wir den vielen inspirierenden Begegnungen mit Menschen aus Hamburg zu verdanken, die das Projekt mit getragen haben.
NB & HK: Der Designer Sebastian Herkner hat bereits 2019 Ihre Berliner Galerie in Charlottenburg eingerichtet. Auch in Hamburg ist er wieder für die Innenarchitektur verantwortlich. Was zeichnet seine Handschrift aus?
TW: Sebastian hat ein ausgezeichnetes Kunstverständnis, und so entwickelt sich automatisch ein Zusammenspiel zwischen der Kunst und seinem Design. Seine klare Formensprache entspricht uns, und zugleich vermitteln seine Möbel genau das richtige Maß an Sich- Niederlassen-Wollen, dass die Gesprächsatmosphäre, um die es uns geht, unterstrichen wird.
NB & HK: Könnten Sie sich vorstellen, Ihr Galerieprogramm auch noch auf andere Städte mit weiteren Dependancen auszudehnen, vielleicht sogar über Deutschland hinaus?
TW: Weitere Projekte im In- und Ausland sind bereits in Planung.
NB & HK: Liebe Tina Wentrup, wir danken Ihnen für das Gespräch.
www.wentrupgallery.com