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In 150 Jahren wird alles besser sein

18.02.23  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Das Hamburger Museum für Kunst & Gewerbe nimmt den Ankauf des Gesamtwerks der New Yorker Guerrilla Girls zum Anlass, seine Grafikbestände auf Geschlechterparität hin zu überprüfen – das Ergebnis ist deprimierend. Doch es gibt Anlass zur Hoffnung

MEGI ZUMSTEIN, CLAUDIO BARANDUN Hi, 2007
Visitenkarte, Offsetdruck
Sammlung Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Was haben Eva Hesse, Frida Kahlo und Georgia O’Keeffe gemeinsam, abgesehen davon, dass sie zu den wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts gehören? Neben etlichen anderen Namen verstorbener Künstlerinnen benutzt die New Yorker Aktivistinnengruppe Guerrilla Girls auch diese drei als Pseudonyme, um die Anonymität ihrer Mitglieder zu garantieren. Und so trat anlässlich der Ausstellung „The F*word – Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign“, die jetzt im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) eröffnet wurde, eine frisch aus New York eingeflogene gewisse Frida Kahlo vor die versammelte Presse, um Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Kollektivs zu geben. Konsequenterweise hatte sie ihr Gesicht mit einer zotteligen Gorillamaske bedeckt, was nicht ihrem merklichen Jetlag geschuldet war, sondern vor allem der Tatsache, dass die Guerrilla Girls niemals ihr wahres Gesicht zeigen.

GUERRILLA GIRLS
If You Keep Women Out They Get Resentful, 2018 © Guerrilla Girls, courtesy guerrillagirls.com

Gegründet 1985 als Reaktion darauf, dass das Museum of Modern Art in einer Überblicksschau mit den angeblich 165 wichtigsten Künstler:innen der Welt nur 13 Frauen zeigte, begann die Gruppe, die zunächst nur aus sieben Frauen bestand, auf ebenso provokante wie auch humorvolle Art und Weise auf Sexismus und die Ausgrenzung von Frauen im Kunstbetrieb aufmerksam zu machen. Bald darauf rückte aber auch die Marginalisierung anderer Gruppen in den Fokus.

GUERRILLA GIRLS
Women in America Earn Only 2/3 of What Men Do 1985
© Guerrilla Girls, courtesy guerrillagirls.com

Frida Kahlo erinnert sich: „Wir haben uns Kritiker, Kuratoren, Künstler, Galerien und alles drumherum angeschaut und festgestellt, dass das weiße männliche Paradigma überall im Kunstbetrieb vorherrschend war. Also haben wir uns entschlossen, das mal öffentlich zu machen. Damals haben einfach alle gedacht, dass die Kunst den Männern gehören würde.“

Kuratorin Julia Meer (links) und Frida Kahlo, Foto: Heiko Klaas

Soziale Netzwerke gab es 1985 noch nicht, und so wählte die Gruppe ein Medium, das an jeder Ecke präsent war: das Plakat. „Die Straßen waren ein Freiraum, außerdem war es billig. Schauen Sie sich die ersten Poster, die wir gemacht haben, an. Die sind noch nicht mal gedruckt. Wir haben Klebebuchstaben benutzt. Alles war frei. Wir haben sehr schnell die Aufmerksamkeit der Leute bekommen. Und wir mussten keinerlei Genehmigungen einholen. Es gab keine Filter auf der Straße.“

GUERRILLA GIRLS
How Many Women Had Solo Shows At NYC Museums? Recount, 2015
© Guerrilla Girls, courtesy guerrillagirls.com

Mit der HIV-Krise, der Black Lives Matter Bewegung und der LGBTQIA+-Awareness hat sich der Blick der Gruppe bis heute beständig erweitert: „Die Reaktionen haben uns damals schnell gezeigt, dass es ja nicht nur um Frauen sondern auch farbige Künstler:innen, eigentlich um jeden ging, der kein heterosexueller weißer Mann war. Also haben wir unser Exposé diesen vielen unterschiedlichen Aspekten in der Kunstwelt angepasst“, so Frida Kahlo.

Ausstellungsansicht, Foto: Henning Rogge

Im zentralen Raum der sehenswerten Hamburger Ausstellung sind zahlreiche Plakate der Guerrilla Girls aus verschiedenen Jahrzehnten zu sehen. Ihre statistischen Erhebungen verdeutlichen, dass im Ausstellungsbetrieb der männliche Anteil dominiert, Galerien überwiegend mit Männern zusammenarbeiten und auch Kritiker:innen häufiger Ausstellungen von Männern als von Frauen besprechen.

GUERRILLA GIRLS
Dieses Franzbrötchen repräsentiert die 400.000 grafischen Arbeiten im MK&G – Dieser Krümel steht für die Arbeiten von Frauen: 1,5%, 2022
© Guerrilla Girls, courtesy guerrillagirls.com

Auch speziell für das MK&G haben die Guerrilla Girls ein stimmiges Bild gefunden. An der Fassade prangt jetzt ein riesiges Banner. Es zeigt ein Franzbrötchen, ein für Hamburg typisches Gebäck. Ein vom großen Stück abgebrochener Krümel repräsentiert die 1,5% Frauen, die zur Zeit in der Sammlung Grafik und Plakat des Museums vertreten sind. Julia Meer, seit zwei Jahren Leiterin dieser Abteilung, war selbst erschrocken, als diese statistische Erhebung abgeschlossen war. Sie bedauert, dass das Museum so wenig Arbeiten von Frauen gesammelt hat und will dies in Zukunft ändern: „Zu jeder Zeit gab es immer Gestalterinnen, die wahnsinnig gute Arbeit geleistet haben.“

ANNA SÓOS KORÁNYI
Internationaler Frauenstimmrechts-Kongress Budapest, 15. – 20. Juni 1913
Lithografie, 93,6 x 62,2 cm
Sammlung Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Meers erste Ausstellung im MK&G versammelt rund 500 Arbeiten von Gestalterinnen aus der Zeit von 1870 bis heute aus dem Sammlungsbestand des Hauses. Darunter Plakate für Theater, Film, Politik und Protest, Buch- und Magazincover, Collagen, Werbeanzeigen und vieles mehr. Die Ausstellungsgrafik sowie eine Schau in der Schau zu Schriftgestalterinnen stammt vom Designbüro Rimini Berlin, einem interdisziplinären Netzwerk, das auf den kulturellen Bereich spezialisiert ist.

NANCY SKOLOS & THOMAS WEDELL Light of Hope for Indonesia, 2005 Silkscreen, 128 x 90,5 cm
Sammlung Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Aus einem Open Call erhielt das MK&G rund 200 Einsendungen von feministischen -zines, Kleinstmagazinen also, die von Frauen produziert werden. Die Themen sind vielfältig: Menstruation und politischer Protest, Hausfrauendilemma und lesbische Liebe. Alle -zines bleiben im Museum und werden Teil der Grafiksammlung. Im MK&G geplant ist jetzt der Aufbau eines neuen Sammlungsschwerpunkts mit queer-feministischem Grafikdesign. Julia Meer hat ausgerechnet, wann das Verhältnis von Männern und Frauen in der Grafiksammlung ausgeglichen sein könnte: „Wenn wir jetzt im gleichen Tempo wie zuvor weitersammeln, wird es 150 Jahre dauern.“ Aber immerhin, ein Anfang ist mit dieser Ausstellung ja bereits gemacht.

Rund 200 -zines wurden in einem Open Call eingereicht, Foto: Heiko Klaas

 

Auf einen Blick:

Ausstellung: The F*word – Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign

Ort: Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg

Zeit: bis 17. September 2023. Di-So 10-18 Uhr. Do 10-21 Uhr

Katalog: keine Publikation

Internet: www.mkg-hamburg.de, www.guerrillagirls.com

PRODUKTIONSKOLLEKTIV KREUZBERG §218 – wir werden’s schaffen, 1970 – 1980 Offsetdruck, 69,2 x 48,4 cm
Sammlung Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Feministisches GrafikdesignFrauenFrida KahloGeschlechterparitätGestalterinnenGuerrilla GirlsHamburgJulia MeerMKGMuseum für Kunst und GewerbeNew YorkSammlung Grafik und PlakatThe F*word
Ausgaben Ausstellungen DARE Stories Design & Architektur Gedanken zur Zeit Kunst



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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