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Der Koch der Kunstwelt

17.12.24  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Rirkrit Tiravanija bespielt den Berliner Gropius Bau mit einer großen Übersichtsschau. Mitmachen erwünscht

 

Rirkrit Tiravanija, untitled 2010 (angst essen seele auf, frankfurter allgemeine, september 22, 2008), 2010, Installationsansicht, Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG, Gropius Bau, 2024 © Gropius Bau, Foto: Heiko Klaas

„Das Glück Ist Nicht Immer Lustig.“ Dieser Satz stammt aus dem Vorspann des Films „Angst essen Seele auf“, den Rainer Werner Fassbinder 1974 gedreht hat. In dem Melodram mit Brigitte Mira und dem nordafrikanischen Schauspieler El Hedi ben Salem in den Hauptrollen wird das Schicksal eines Gastarbeiters thematisiert, der aufgrund seiner Herkunft und Hautfarbe von der deutschen Gesellschaft nicht akzeptiert wird. Doch die Zeiten sind angesichts des rasanten Aufstiegs der AfD nicht besser geworden.

 

Portrait von Rirkrit Tiravanija
© Rirkrit Tiravanija, Courtesy: Rirkrit Tiravanija / Galerie Chantal Crousel, Foto: Pauline Assathiany

 

Dieser menetekelhafte Satz bildet denn auch den Titel der ersten großen Überblicksschau zum Werk des thailändischen Künstlers Rirkrit Tiravanija in einem deutschen Museum, die jetzt im Berliner Gropius Bau zu sehen ist. Die Bezeichnung „Thailänder“ kennzeichnet Tiravanijas Identität nur unzureichend. Der Sohn einer Diplomatenfamilie ist ein Kosmopolit. Er wurde 1961 im argentinischen Buenos Aires geboren. Aufgewachsen ist er unter anderem in Argentinien, Äthiopien und Kanada. In Ottawa hat er zunächst auch ein Kunststudium aufgenommen. Doch bereits 1984 zog er weiter in die USA. Heute lebt der international aufgestellte Künstler in New York, der thailändischen Großstadt Chang Mei und in Berlin, wo er seit 1998 eine Wohnung hat.

 

Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG, Gropius Bau, 2024, Foto: Heiko Klaas

 

Das Nachdenken über Identität, Heimat und migrantisches Erleben kennzeichnet das Werk des insbesondere für seine partizipativen Installationen bekannten Künstlers. So auch im Gropius Bau, der nun über 80 Werke Tiravanijas in verschiedenen Medien versammelt. Eines der Markenzeichen Tiravanijas ist die soziale Interaktion. Wer den Gropius Bau in diesen Tagen betritt, hört schon das Klackern von Tischtennisbällen. Tiravanija hat im Lichthof acht Tischtennisplatten aufgestellt, die alle Interessierten dazu einladen, sich sportlich zu betätigen. Ein Ticket ist dafür nicht erforderlich. Zudem gibt es eine spiralförmige Bühne, die von Kindern, aber auch von Bands für Proben und Konzerte genutzt werden kann.

 

Rirkrit Tiravanija, untitled 1995 (bon voyage monsieur ackermann), 1995, Detail, Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG, Gropius Bau, 2024, Foto: Heiko Klaas

 

Doch damit nicht genug. In den eigentlichen Ausstellungsräumen auf der ersten Etage des Gropius Baus sind zahlreiche Arbeiten zu finden, mit denen der Künstler zwischen 1987 und 2024 im westlichen Kunstkontext bekannt geworden ist. So zum Beispiel seine „free-food actions“, die seit Anfang der 1990er Jahre entstehen. Inspiriert von seiner Großmutter, einer begeisterten Köchin, die nicht nur ein eigenes Restaurant sondern auch eine Kochsendung im Fernsehen hatte, wurde Tiravanija zum selbsternannten „Koch der Kunstwelt“. „Ich habe festgestellt, dass Essen ein gut geeignetes Medium dafür ist, um die Ausgangsbedingungen für eine Kommunikation zu schaffen, die nicht notwendigerweise auf Sprache beruht, sondern eine spirituelle Dimension eröffnet“, so Tiravanija. „Im gemeinsamen Akt des Kochens und Essens, so hoffe ich, werden physische und imaginäre Grenzen überwunden.“

 

Rirkrit Tiravanija, untitled 1993 (flädlesuppe), 1993, Detail, Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG, Gropius Bau, 2024
© Gropius Bau, Foto: Guannan Li

Auch das Publikum des Gropius Baus kann jetzt täglich zwischen 13 und 14 Uhr ein besonderes kulinarisches und kommunikatives Miteinander erleben. Ob thailändische Tom Ka Soup oder schwäbische Flädlesuppe, Bierbar, Teezeremonie, Schlagzeugspielen oder ein selbstbedrucktes T-Shirt mit einem Schriftzug vom Künstler zum Mitnehmen – die Kunst von Rirkrit Tiravanija ist niedrigschwellig, sozial, demokratisch und dabei oft humorvoll. Das ist ihr konzeptueller Ansatz.

 

Rirkrit Tiravanija, untitled 2022 (chance will never abolish), 2022, Installationsansicht, Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG, Gropius Bau, 2024, Foto: Heiko Klaas

Mit dieser ersten von ihr selbst kuratierten Schau ist Jenny Schlenzka, der neuen Direktorin des Gropius Baus, ein Jahr nach ihrem Antritt ein richtungweisender Auftakt gelungen, der ihre weitere kuratorische Strategie kennzeichnen dürfte. „In Zukunft werden die transformativen Energien der Künstler*innen, mit denen wir arbeiten, im Gropius Bau eine noch zentralere Rolle spielen, um gemeinsam einen Ort des Austauschs und kollektiver Erfahrungen zu schaffen – einen Ort, von dem sich ein breites Publikum angesprochen fühlt“, so Schlenzkas Vision.

 

Rirkrit Tiravanija, untitled 1993 (café deutschland), 1993, Installationsansicht, Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG, Gropius Bau, 2024, Foto: Heiko Klaas

 

Auf einen Blick:

Ausstellung: Rirkrit Tiravanija.Das Glück Ist Nicht Immer Lustig

Ort: Gropius Bau Berlin

Zeit: bis 12. Januar 2025, Mo-Fr 12-19 Uhr, Sa und So 11-19 Uhr, Di geschlossen, Feiertage 11-19 Uhr, Langer Abend 9. Januar 2025 bis 20 Uhr

www.gropiusbau.de

 

Rirkrit Tiravanija, untitled 2003 (in the future everything will be chrome), 2003, Installationsansicht, Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG, Gropius Bau, 2024, Foto: Heiko Klaas

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Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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