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She wants to carve the message in stone

29.12.25  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Die Berliner Künstlerin Sophie Aigner arbeitet vornehmlich skulptural mit Keramik. Daneben entstehen aber auch Texte, Zeichnungen und Fotoarbeiten. Anlässlich ihrer Ausstellung in der Hamburger Galerie Oel-Früh sprachen Nicole Büsing und Heiko Klaas mit ihr über die Verknüpfung von Text und Material sowie über ihr neu erschienenes Künstlerinnenbuch

Porträt Sophie Aigner © Florian Gwinner

 

Nicole Büsing & Heiko Klaas: Sophie, wir haben uns ja bereits vor elf Jahren erstmals mit deinen Arbeiten beschäftigt. Das war anlässlich deiner Beteiligung an der Index Ausstellung 2014. Index, das war von 2001 bis 2015 eine Ausstellungsreihe mit junger Kunst, die von der Berenberg Bank ausgerichtet und prämiert wurde. Damals hast du eine 3-Kanal-Videoinstallation gezeigt, in der du dich eher gesellschaftskritisch mit digitaler Technologie und deren Auswüchsen beschäftigt hast. Wir haben den Eindruck, dass deine neueren Arbeiten persönlicher und autobiografischer daherkommen. Wie man zuletzt in deiner Ausstellung „I want to carve the message in stone“ im Hamburger Ausstellungsraum Galerie Oel-Früh sehen konnte, hast du dich vom Medium Video weitgehend verabschiedet und dich anderen Medien und Materialien zugewandt. Welche sind das? Kannst du uns deine künstlerische Entwicklung seit damals kurz beschreiben?

 

Sophie Aigner im Gespräch mit Nicole Büsing und Heiko Klaas, Galerie Oel-Früh Hamburg © Kolja Harms

Sophie Aigner: Ich war um 2014 herum sehr interessiert daran, inwiefern (digitale) News und Plattformen uns beeinflussen und eine permanente Positionierung von uns abverlangen. Solche Themen habe ich unter anderem in der Videoarbeit Geilwut versucht darzustellen. Letztlich bin ich aber, gegen Ende des Studiums, immer mehr von Videoarbeiten abgerückt, weil mir die zu abgegrenzt vom Körper waren, ich wollte einfach mehr mit den Händen arbeiten. Kurz vor meinem Abschluss, 2015, war ich bei einem Hochschulprojekt mit dabei, dass mich ganz schön geprägt hat. Unter dem Titel The Walk war ich mit einer Gruppe in Pompeji und habe dort viele Einblicke in die Ausgrabungsstätte und in die Umgebung bekommen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckte man in Pompeji Hohlräume, die die Körper der gestorben Menschen in einer dicken Schicht aus Asche und Bimsstein hinterlassen hatten. Diese Hohlräume wurden mit Gips ausgegossen und ausgestellt. Ich hatte das Gefühl, das Ereignis des Vulkanausbruchs beim Betrachten der Gipsfiguren nachvollziehen zu können, so als ob da eine Art Körpergedächtnis bei mir abgerufen wurde. Darüber, aus einer persönlichen Perspektive, habe ich dann meine Abschlussarbeit geschrieben. Für die Abschlussausstellung habe ich wiederum Keramiken hergestellt, die Taschentüchern ähneln und bei denen die Nase als Abdruck immer noch sichtbar war. Heute arbeite ich immer noch mit Keramik, aber nicht ausschließlich. Die Themen sind jedoch häufig immer noch ähnliche: das, was von uns bleibt oder auch: der sich erinnernde, der kommunizierende, der liebende Mensch.

NB & HK: In der Hamburger Ausstellung und auch in deinem Künstlerinnenbuch „Alright, it means something to me“, das du dort und zuvor schon bei anderen Gelegenheiten in Graz und Berlin öffentlich vorgestellt hast, sind ja etliche Arbeiten aus Ton zu sehen. Und zwar in Form von relativ flachen Tafeln mit Einritzungen. Damit bewegst du dich in einer jahrtausendealten Tradition. Die Sumerer, Babylonier und Assyrer haben ab dem Ende des 4. Jahrtausends vor Christus schriftliche und bildliche Darstellungen in Ton gefertigt. Was fasziniert dich an diesem Material? Es ist ja einerseits recht duldsam und beliebig formbar, andererseits aber vielleicht auch etwas widerständig und bockig…

Sophie Aigner: I want to carve the message in stone © Edward Greiner/Sophie Aigner

SA: Ich mag an der Keramik, dass jede Fingerbewegung Spuren hinterlässt und dadurch ein unmittelbarer Dialog zwischen Körper und Material entstehen kann. Fingerabdrücke, Druckstellen, Kerben – der Ton speichert alles. Insofern kann eine Arbeit, wie ich finde, nicht nur das Endergebnis zeigen, sondern auch den Weg dorthin. Beim Brennen dann verwandelt sich das weiche Material in etwas Dauerhaftes. Diese Metamorphose von vergänglicher Geste zu haltbarer Form hat, wie ich finde, eine starke Symbolik: Spuren werden fixiert, Zufälliges wird zu Beständigem und Fragiles wird robust.

Sophie Aigner: I want to carve the message in stone © Heiko Klaas

NB & HK: Kommen wir mehr zu den Inhalten: Du hast in den Tonarbeiten deinen eigenen, sehr stark wiedererkennbaren Stil gefunden. Quasi hast du eine bestimmte Nische besetzt, die über einen hohen Wiedererkennungswert verfügt. Du verwendest eine minimalistische und iconhafte Bild- und Formensprache, die teilweise an Piktogramme erinnert, wie sie beispielsweise auch Matt Mullican verwendet. Sinnesorgane wie Zunge, Nase und Ohr kommen häufiger vor. Aber auch Finger und Füße stellst du regelmäßig dar. Abgebildet werden also gewissermaßen Körperteile, die Kontakt zur Außenwelt aufnehmen, fast wie die Tentakeln beim Tintenfisch. Wofür stehen diese bei dir? Und warum wird das Auge nicht dargestellt?

SA: Ich finde Augen als zeichnerische und auch als bildhauerische Form für mich nicht so interessant bzw. viel zu komplex. Da gibt es den Augapfel mit Iris, die Augenfalten, die Wimpern usw. – im Ganzen mehrere verschiedene Materialien und Farben. Um ehrlich zu sein, sehe ich auch gar nicht soviel Eigenheiten und Unterschiede bei Augen, meistens weiß ich noch nicht mal, welche Augenfarbe jemand hat. Nasen und Ohren finde ich zeichnerisch irgendwie cooler, weil sie aus einem einheitlicheren Material bestehen, Knorpel und Knochen, und, mit Haut überdeckt, farblich überschaubar sind. Vor allem Nasen, reduziert auf ihren Schattenriss, können ganz ähnlich wie ein Buchstabe in einem Rutsch heruntergezeichnet, also fast geschrieben werden. Mehrere, unterschiedliche Nasen nebeneinander können zudem eine ganze Gruppe unterschiedlicher Charaktere darstellen. Hände und Finger(-gesten) wiederum können Emotionen darstellen, ohne das Gesicht zu zeigen und außerdem zur Kommunikation eingesetzt werden.

 

Sophie Aigner: I want to carve the message in stone © Edward Greiner/Sophie Aigner

NB & HK: Liest man die Texte in deinem Künstlerinnenbuch, so ergeben sich spannende Korrespondenzen zu den Arbeiten. An einer Stelle im Buch steht der programmatische Satz „Ich möchte die Nachricht in Stein meißeln“. Wie beeinflussen sich Texte und künstlerische Arbeiten gegenseitig? Gibt es da direkte Beziehungen? Oder sind das einfach zwei eher unabhängige Welten, die dein Interesse an Körperlichkeit, Erinnerung, Dingen und Ereignissen zwischen Geburt und Tod widerspiegeln?

SA: Irgendwann hatte ich mich für das Buch auf drei Serien unterschiedlicher Medien festgelegt: Texte, Fotomontagen und Keramiken. Von jeder Serie hatte ich jeweils ein, zwei Lieblinge, und ich wusste so halbwegs, wovon ich im Buch erzählen möchte. Ich habe dann mal längere Zeit an einer Serie, dann an einer anderen gearbeitet, dadurch sind unweigerlich viele Verknüpfungen entstanden. Zum Beispiel das Verwenden von Zahlen kommt in unterschiedlichen Formen immer wieder vor oder auch ein Ziegelstein.

 

Künstlerinnenbuch „Alright, it means something to me“ © Sophie Aigner

NB & HK: Inwiefern verarbeitest du in deinen Arbeiten persönliche Erlebnisse und autobiografische Elemente? In deinen Texten wird das ja sehr stark deutlich. Da verschmilzt deine Mutter zum Beispiel mit einer Wand. Du erwähnst die Geburt deines Kindes, aber auch den Krebstod deiner Tante und den Zahnersatz deines Großvaters. Neues Leben, Krankheit, Trennungen, Verlusterlebnisse und Tod: Inwiefern materialisieren sich diese familiären Konstellationen in den Tonarbeiten? Was ist real, was fiktiv?

SA: Meine Texte sind eine Mischung aus persönlichen Erlebnissen, Erzählungen von Freunden und Freundinnen sowie frei Erfundenem. Beispielsweise habe ich meine Großeltern so gut wie nicht kennengelernt. Ich war noch ein kleines Kind, als sie starben. Dennoch wollte ich in den Texten einen Großvater auftauchen lassen, um eine längere Kette von Verbindungen aufzumachen, also auch zeitlich weiter Zurückliegendes mit hineinzubringen. Grundsätzlich wollte ich im Buch von Themen wie Verlust, Tod und neuem Leben erzählen. In den Texten habe ich das versucht, indem ich beispielsweise von bestimmten Körperteilen wie der Nabelschnur oder einem Oberschenkelknochen spreche, Dinge, die wir alle kennen bzw. Teile von uns sind, Dinge, die sich ständig in Bewegung und Transformation befinden. In die Tonplatten wiederum habe ich Körperteile und Daten eingraviert, ich wollte gewissermaßen Erinnerungen an Personen und Lebensereignisse festhalten, bevor sie wieder im Verschwinden sind.

 

Beim Künstlerinnengespräch in der Galerie Oel-Früh Hamburg © Kolja Harms

NB & HK: Der Einsatz von Schrift, Ziffern und Rechenzeichen fällt auf einigen Arbeiten ins Auge. Hier wendest du dich von körperlichen Darstellungen ab und dafür Schriftelementen zu. Doch diese sind nicht nur Werkzeuge für mathematische Berechnungen, sondern auch Symbole für fundamentale Beziehungen und Strukturen. Was interessiert dich daran?

SA: Ja, in den Keramiken als auch in den Texten im Buch tauchen immer mal wieder Zahlen auf: Daten, Uhrzeiten, Rechnungen. Bei den Mini-Rechnungen beispielsweise wird zunächst etwas hinzugefügt, um anschließend wieder weggenommen zu werden, so dass sich die Rechnung letztlich auf 0 beläuft, was mich persönlich zufrieden stellt und gleichzeitig verunsichert. Grundsätzlich habe ich mein Leben lang gezählt, auf eine Art wie es viele Kinder (und auch Erwachsene) machen, ein sogenanntes mythisches Zählen, um Struktur und Ordnung zu schaffen und um dem Unberechenbaren etwas entgegenzuhalten. Und, vielleicht hat mich das mehr geprägt als mir bewusst ist: mein Vater war Mathematiker, und sein Schreibtisch zu Hause immer übersät von hunderten Blättern, vollgeschrieben mit Zahlen, Rechnungen, Formeln.

 

Sophie Aigner: I want to carve the message in stone © Edward Greiner/Sophie Aigner

NB & HK: Was bedeutet Ton als Werkstoff für dich? Womit verbindest du ihn? Er ist ja ein eher „armes Material“, also fast so wie die Materialien der Arte Povera-Künstler:innen in den 1960er Jahren…

SA: Das Tolle ist zunächst, dass Ton als Material so günstig ist, auch das Brennen…Ich denke, Ton kann in der bildenden Kunst von ganz bestimmten Dingen erzählen, beispielsweise als eine Art Zeitdokument dienen, das finde ich interessant. Und die Materialität kann etwas sehr Körperliches haben. Gleichzeitig hat das Arbeiten mit Ton auch Grenzen, was beispielsweise große Größen betrifft, und er kann sehr störrisch sein. Für viele meiner letzten Arbeiten war es genau das richtige Material, aber ich möchte auch wieder mehr mit anderen Techniken arbeiten, schon alleine deshalb, weil mein Atelier ständig eingestaubt ist.

NB & HK: Leerstellen, Löcher, Öffnungen, Voids und Durchblicke spielen eine große Rolle in deinen Arbeiten. So gibt es zum Beispiel die Darstellung einer Nase oder eines Ohrs, die praktisch aus der Tonplatte herausgeklappt sind. Welche Bedeutung hat das Arbeiten mit Leerstellen für dich?

 

Sophie Aigner: I want to carve the message in stone © Edward Greiner/Sophie Aigner

SA: Ich glaube, ich finde auf eine Art die Leerstelle interessanter als die Geschlossenheit, die Vollständigkeit, zumindest zum Erzählen. Eine Leerstelle erzählt ja trotz der Leere auch von Präsenz, von fehlender Präsenz.

NB & HK: In deiner Hamburger Ausstellung zeigtest du auch überdimensionale, comicartige Hände, die auf Metallständern montiert sind. Sie erinnern ein wenig an die Bildsprache des US-Malers Phillip Guston (1913-1980). Die Hände sind in bestimmten Gesten erstarrt. Handelt es sich dabei um gefundene oder erfundene Haltungen der Hände? Stammen diese aus bestimmten kulturellen, religiösen oder politischen Kontexten? Falls ja, wo hast du sie gefunden?

 

Sophie Aigner: I want to carve the message in stone, installation view Galerie Oel-Früh Hamburg © Edward Greiner/Sophie Aigner

SA: Die Arbeit heißt 3 und 2 und 1. Zunächst wollte ich vor allem Schilder machen, die im Raum stehen – in diesem Fall flachere Keramiken, die zu beiden Seiten Handgesten zeigen. Die angedeuteten Gesten stehen in den verschiedenen Ikonographien und Kulturen beispielsweise für Runter- bzw. Aufzählung, für Orientierungsweiser, für Mahnung, Schwurbruch oder auch für Bitte um Schutz.

NB & HK: Ebenso zeigtest du ja auch Fotografien, wie zum Beispiel die Arbeit „Ende zu Ende I 3“ (2022). Zu sehen ist da eine Art Auspuffrohr, aus dem ein geknotetes Seil hervorlugt, das in einem schwarzen Loch zu verschwinden scheint. Das Seil und der Knoten finden sich auch in der großformatigen Fotoarbeit Ende zu Ende I 1 (2022) wieder, welche in deinem Künstlerinnenbuch ganz am Anfang steht. Auch mit den verschiedenen Knoten knüpfst du wieder wie bei den Sinnesorganen an universelle Symbole an, die über alle Kulturen verstanden, jedoch womöglich unterschiedlich gelesen werden. Könntest du uns etwas zum Hintergrund dieser Arbeiten erzählen?

Sophie Aigner: I want to carve the message in stone, installation view Galerie Oel-Früh Hamburg © Edward Greiner/Sophie Aigner

SA: Die Arbeit Ende zu Ende I 1, ein knotenartiges Gebilde, wollte ich unbedingt an erste Stelle im Buch setzen. Die Arbeit steht für mich sozusagen symbolhaft für die Verbindungen und Verknüpfungen, von denen ich im Buch erzähle. Mit Ende zu Ende I 3 (ein Rohr, aus dem ein Seil hervorlugt und in einem schwarzen Loch verschwindet) habe ich versucht, eine kleine Erzählung zu generieren – eine Erzählung von Transformation, vom Verschwinden, von Kreisläufen. Ich glaube, der Knoten als Bild erzählt zwar überwiegend von Verbindung und Beständigkeit, trägt aber immer auch die potentielle Auflösung mit sich. Im Buch befindet sich außerdem die Serie Ende zu Ende II. Hier habe ich einzelne, dem Hausbau zugeordnete Dinge vom Hintergrund losgelöst und mit Photoshop leicht transformiert. Es sind Dinge, die sich gewissermaßen zwischen den Wänden befinden: Schrauben, Ziegel, Türscharniere usw. Es war mir wichtig, dass neben den Texten und den Keramiken, die beide, denke ich, recht persönlich daherkommen, auch noch ein anderes Material auftaucht – eines, das sozusagen etwas härter wirkt bzw. industriell hergestellt ist.

 

Sophie Aigner: I want to carve the message in stone, installation view Galerie Oel-Früh Hamburg © Edward Greiner/Sophie Aigner

NB & HK: Die Fotografien befinden sich in signalgelben Rahmen, welche Assoziationen an Verkehrszeichen oder Warnhinweise im öffentlichen Raum wecken. Manche sind an Stahlseilen befestigt, die von der Decke herabhängen. Seil und Knoten sind also nicht nur fotografisch dargestellt, sondern finden ihre Fortsetzung im Raum. Gleichzeitig korrespondieren die Rahmen mit der Umschlagfarbe deines Künstlerinnenbuches. Alles kein Zufall, nehmen wir an?

SA: Ich verwende oft diese gelbe Signalfarbe. Ich mag den Bruch der knalligen Farbe mit den sehr erdigen Tönen der Keramiken oder auch den haut- und lederfarbigen Zeichnungen, die ebenfalls in dieser Rahmenfarbe stecken. Mir gefiel die Idee, die Fotomontagen und die Zeichnungen wie Schilder im öffentlichen Raum anzusehen, so als ob sie ein Symbol zur Orientierung, ein Wegweiser oder ein Kommunikationshinweis sein könnten.

Sophie Aigner im Gespräch mit Nicole Büsing und Heiko Klaas, Galerie Oel-Früh Hamburg © Kolja Harms

NB & HK: Welche Rolle spielt der Humor in deinen Arbeiten?

SA: Humor spielt definitiv eine Rolle, ist aber ganz grundsätzlich für mich eine Methode um durchzuhalten.

NB & HK: Dein Künstlerinnenbuch enthält kleine literarische Miniaturen, die sehr körperlich daherkommen: Es geht viel um Körperteile, Körperflüssigkeiten, den Verlust von Haaren, Zähne bzw. Zahnersatz, Knochen, Asche, Nabelschnur, einen Rotzfleck etc. Warum wählst du diese pointierte Textproduktion? Was fasziniert dich daran?

SA: Für dieses Buch wollte ich eine kurze Erzählart, auf kleinstem Raum, ohne abzuschweifen, so kurz, dass ich die einzelnen Texte theoretisch in eine Tontafel einritzen könnte.

 

Sophie Aigner: „3 und 2 und 1“ © Edward Greiner/Sophie Aigner

NB & HK: Planst du, in Zukunft auch Arbeiten in anderen Materialien und Formaten zu realisieren? Welche anderen Zukunftsprojekte gibt es?

SA: Grob arbeite ich momentan an zwei Arbeitsserien. Das eine ist ein Buch mit längeren Texten, in denen ich von Identitätssuchen erzählen möchte, entlang einzelner Lebensphasen. Identität entsteht ja nicht plötzlich, sondern in einem langen Prozess, der nie abgeschlossen ist. Geplant ist eine Sammlung autofiktionaler Erzählungen, die durch Zeichnungen ergänzt werden. Die andere Arbeit ist ein Skulpturen-Serie für die Kunstbrücke am Wildenbruch, eine kommunale Galerie in Berlin. Ich habe eine Zeitlang gepostete Fragen auf sozialen Plattformen gesammelt, Fragen, die sich um Körperunsicherheiten drehen. Diese Fragen möchte ich skulptural übersetzen. Ich bin mir noch unsicher, mit welchem Material, aber grundsätzlich will ich wieder verstärkt mit anderen Techniken arbeiten.

NB & HK: Sophie, wir danken dir für das Gespräch.

Sophie Aigner im Gespräch mit Nicole Büsing und Heiko Klaas, Galerie Oel-Früh Hamburg © Galia Kodsi

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Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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