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Film, wie nur Film sein kann

04.07.14  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Große Wertschätzung für ein scheinbar aussterbendes Medium: Der Kunstverein in Hamburg würdigt das 16mm-Filmformat im Kontext zeitgenössischer Kunst mit einer Ausstellung, allabendlichen Filmvorführungen und Hintergrundgesprächen.

Wer in den letzten Jahren aufmerksam durch Ausstellungen oder Biennalen gegangen ist, wird es bemerkt haben: Trotz immer hochauflösenderer Videobeamer und Super-Wide-Flat-Screens in flimmerfreier HDTV-Präzision neigen viele Künstler, die mit bewegten Bildern arbeiten, dazu, diese im klassischen Filmformat aufzunehmen und mit Hilfe laut ratternder und oft wartungsbedürftiger Projektoren aufzuführen. Was zunächst wie ein hoffnungslos nostalgischer Versuch wirkt, an einer alten, scheinbar überholten Technik festzuhalten, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ganz bewusste ästhetische Entscheidung von Künstlern wie etwa William Kentridge, Douglas Gordon oder Simon Starling, die für den hohen Reflexionsgrad ihrer Arbeiten bekannt sind.

Kunstverein in Hamburg: Ludwig Schönherr „Bilderinflation“, 1977—1978 Fotografie Photography 30 Arbeiten , je 50 x 60 cm 30 works, each 50 x 60 cm „A Paradise Built in Hell“ Ausstellungsansicht Installation view Kunstverein in Hamburg Photo: Fred Dott

Kunstverein in Hamburg: Ludwig Schönherr „Bilderinflation“, 1977—1978 Fotografie Photography 30 Arbeiten , je 50 x 60 cm 30 works, each 50 x 60 cm „A Paradise Built in Hell“ Ausstellungsansicht Installation view Kunstverein in Hamburg Photo: Fred Dott

Auch die in Berlin lebende Britin Tacita Dean arbeitet ganz bewusst mit dem Medium Film. 2011 war in der Turbinenhalle der Londoner Tate Modern unter dem programmatischen Titel „FILM“ ihre beeindruckende Hommage an das aussterbende Medium zu sehen. „Ich bin in keinster Weise anti-digital eingestellt, aber ich liebe den Film“, sagt sie, „Die digitale Technologie verlässt sich voll und ganz auf die Nachbearbeitung. Es geht nicht mehr um den Augenblick, in dem etwas geschieht, und so bleibt eine gewisse Vitalität auf der Strecke.“

Kunstverein in Hamburg: Blick in die Ausstellung "Paradise Built in Hell", Foto: Klaas

Kunstverein in Hamburg: Blick in die Ausstellung „Paradise Built in Hell“, Foto: Klaas

Deans Film „Palast“ aus dem Jahr 2004, eine Hommage an eine Fensterwand im abgerissenen Berliner Palast der Republik während des Sonnenuntergangs, gehört zu den 70 Filmprojekten bildender Künstler, die jetzt bis Anfang September Abend für Abend im Hamburger Kunstverein zu sehen sind. Das Spektrum der Ausstellung „A Paradise Built in Hell – Das 16mm-Filmformat im Kontext aktueller Bildproduktion“ reicht dabei vom 3minütigen Kurzfilm „Intro“ des Documenta-Teilnehmers Clemens von Wedemeyer bis hin zum 286minütigen Filmtagebuch des 92jährigen New Yorker Urgesteins der unabhängigen Filmszene, Jonas Mekas. Im Anschluss an jede Filmvorführung gibt es Skype-Interviews mit den Filmemachern oder internationalen Fachleuten, und jeden Mittwoch vertiefende Gesprächsabende mit Protagonisten und Beobachtern der aktuellen und historischen Avantgarde-Filmszene. Das groß angelegte und wahrlich tiefschürfende Projekt wird aber auch von einer Ausstellung flankiert. Diese rückt anhand zahlreicher in Vitrinen präsentierter Archivalien auch die besondere Situation in der Filmstadt Hamburg Ende der 1960er Jahre in den Fokus. Mit der Gründung der „Hamburger Filmmacher Cooperative“ 1968 suchten nämlich avantgardistische Filmer wie Helmut Herbst, Klaus Wyborny, Werner Nekes oder Werner Grassmann, der spätere Gründer des Programmkinos Abaton, den Anschluss an wenige Jahre zuvor gegründete Vorbilder in London und New York.

Kunstverein in Hamburg: Ludwig Schönherr „Bilderinflation“, 1977—1978 Fotografie Photography 30 Arbeiten , je 50 x 60 cm 30 works, each 50 x 60 cm „A Paradise Built in Hell“ Ausstellungsansicht Installation view Kunstverein in Hamburg Photo: Fred Dott

Kunstverein in Hamburg: Ludwig Schönherr „Bilderinflation“, 1977—1978 Fotografie Photography 30 Arbeiten , je 50 x 60 cm 30 works, each 50 x 60 cm „A Paradise Built in Hell“ Ausstellungsansicht Installation view Kunstverein in Hamburg Photo: Fred Dott

Während sich ihre Berliner Generationskollegen in politischen Grabenkämpfen gegenseitig zerfleischten und das Mainstream-Kino Straßenfeger wie „Zur Sache Schätzchen“ oder „Doktor Schiwago“ zeigte, produzierten die weitaus weniger politisierten Hamburger in dieser Zeit ästhetisch anspruchsvolle Experimentalfilme, die unter dem Etikett „Das andere Kino“ handwerkliche Konventionen des Mediums Film kreativ auf die Probe stellten und die eingespielten Sehgewohnheiten des Publikums kräftig herausforderten. Wenigstens für ein paar Jahre war Hamburg ein schillerndes Zentrum des Avantgardefilms.

Kunstverein in Hamburg: Martin Ebner „Film ohne Film“, 2013 (nach: “Mirror Animations ” von Harry Smith , 16mm Film, 1957/1979, “Shift” von Ernie Gehr , 16mm Film, 1972/1974, “Sailboat ” von Joyce Wieland ,16mm Film, 1968) bemaltes Holz , Dimensionen variabel painted wood, dimensions variable Marie Losier „Scopitone“ , 2008 Installation: Objekt , Super 8 und Video Object, Super 8 and video „A Paradise Built in Hell“ Ausstellungsansicht Installation view Kunstverein in Hamburg Photo: Fred Dott

Kunstverein in Hamburg: Martin Ebner „Film ohne Film“, 2013 (nach: “Mirror Animations ” von Harry Smith , 16mm Film, 1957/1979, “Shift” von Ernie Gehr , 16mm Film, 1972/1974, “Sailboat ” von Joyce Wieland ,16mm Film, 1968) bemaltes Holz , Dimensionen variabel painted wood, dimensions variable Marie Losier „Scopitone“ , 2008 Installation: Objekt , Super 8 und Video Object, Super 8 and video „A Paradise Built in Hell“ Ausstellungsansicht Installation view Kunstverein in Hamburg Photo: Fred Dott

Dass sich Film und bildende Kunst im Bereich des Experimentalfilms immer wieder überlappen, demonstriert die Schau unter anderem anhand Dutzender in den 1970er Jahren in New York entstandener Storyboard-Zeichnungen des 1948 in Achim bei Bremen geborenen Künstlers und Filmemachers Heinz Emigholz. „A Paradise Built in Hell“ konzentriert sich bewusst auf das bereits 1923 auf den Markt gekommene 16mm-Format, weil es aufgrund seiner geringeren Kosten und der leichteren Kameras immer wieder von Künstlern und Filmemachern der Avantgarde verwendet wurde. Und das trotz seiner geringeren Auflösung. Mit hochaktuellen Beispielen führt die Schau eindrucksvoll vor Augen, dass das letzte Kapitel in der Geschichte des fotochemischen Films noch längst nicht geschrieben ist. Allem digitalen Hype zum Trotz: Totgesagte leben länger.

Kunstverein in Hamburg: Nagy Shaker „Summer ’70“ 1970—1971, Film 63 min „A Paradise Built in Hell“ Ausstellungsansicht Installation view Kunstverein in Hamburg Photo: Fred Dott

Kunstverein in Hamburg: Nagy Shaker „Summer ’70“ 1970—1971, Film 63 min „A Paradise Built in Hell“ Ausstellungsansicht Installation view Kunstverein in Hamburg Photo: Fred Dott

Auf einen Blick

Ausstellung: A Paradise Built in Hell. Das 16mm-Filmformat im Kontext aktueller Bildproduktion
Ort: Kunstverein in Hamburg
Zeit: bis 7. September 2014. Di-So 12-18 Uhr.
Filmvorführungen Di-So jeweils um 18 Uhr
Gespräche jeden Mittwoch um 19 Uhr
Internet: www.kunstverein.de

HamburgKunstverein Hamburg
Ausstellungen Film



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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