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Pasolinis Rom: Chronik eines angekündigten Todes

21.09.14  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Geliebt, gehasst, gestorben: Eine Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau beleuchtet jetzt das ambivalente Verhältnis des Wahl-Römers Pier Paolo Pasolini zur Stadt am Tiber.

Wintertage können auch in Rom oft trist und nebelverhangen daherkommen. Und so wird wohl auch jener 28. Januar 1950, der Tag, an dem der damals 27-jährige Pier Paolo Pasolini zusammen mit seiner Mutter am römischen Hauptbahnhof, der Stazione Termini, ankam, sicherlich kein strahlender Sonnentag gewesen sein. Der spätere Filmregisseur, Dichter, Maler und Essayist musste seine bisherige Heimat, das im Friaul gelegene Städtchen Casersa, geradezu fluchtartig verlassen.

Seine im Verborgenen ausgelebte Homosexualität war plötzlich publik geworden, er wurde gezwungen, seine Tätigkeit als Lehrer aufzugeben, und auch die Kommunistische Partei schloss den Bewunderer nicht ganz linientreuer französischer Intellektueller wie André Gide und Jean Paul Sartre mit sofortiger Wirkung aus.

Pasolini: Pier Paolo Pasolini auf dem Set von „Accattone“, 1961 © Reporters Associati – Roma

Pasolini: Pier Paolo Pasolini auf dem Set von „Accattone“, 1961 © Reporters Associati – Roma

Diesem zweiten Leben Pasolinis, das mit seiner Ankunft im Winter 1950 begann und mit seiner Ermordung im Spätherbst 1975 so abrupt endete, widmet der Berliner Martin-Gropius-Bau jetzt eine Ausstellung. „Pasolini Roma“ ist eine multimediale Schau, die anhand von Fotografien, Filmsequenzen, Drehbüchern, Zeitungsausschnitten, Stadtplänen, Briefen, Gemälden und Zeichnungen, aber auch Gegenständen aus dem Besitz Pasolinis seine römische Zeit auf packende Art und Weise nachzeichnet und erlebbar macht.

So sind unter anderem auch seine Schreibmaschine und ein dunkelblauer Fiat 1100 zu sehen. Nach seiner Ankunft in Rom war Pasolini zunächst gezwungen, seinen Lebensunterhalt weiterhin als schlecht bezahlter Lehrer zu verdienen. Er lebte und arbeitete in den Vorstädten und lernte dort das raue Leben, aber auch die sprachlichen und kulturellen Traditionen eines von der teils snobistischen, teils postfaschistischen Stadtgesellschaft ausgegrenzten Lumpenproletariats kennen und schätzen.

Mit seinem 1955 erschienenen ersten Roman „Ragazzi di Vita“ katapultierte er sich in die Aufmerksamkeit des intellektuellen Rom. Verfasst im schonungslos vulgären Slang der Vorstädte, überhöht er darin seinen kleinkriminellen Helden Riccetto zu einem Heiligen der Ausgegrenzten. Die Ablehnung von Politik und Kirche war ihm ebenso sicher wie die neu entstehenden Freundschaften zu Schriftstellerkollegen wie Alberto Moravia, Elsa Morante und Italo Calvino oder dem Maler Renato Guttoso.

In den 1960er Jahren entstehen dann mit „Accatone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß“, „Mamma Roma“ und „Große Vögel, kleine Vögel“ die drei großen, in Rom angesiedelten Filme Pasolinis.

Pasolini: Totò und Ninetto Davoli auf dem Set von „Uccellacci e uccellini“, 1965 © ph. Divo Cavicchioli / Centro Cinema Città di Cesena

Pasolini: Totò und Ninetto Davoli auf dem Set von „Uccellacci e uccellini“, 1965 © ph. Divo Cavicchioli / Centro Cinema Città di Cesena

Die Berliner Ausstellung liefert zwar auch einen Gesamtüberblick über sein Schaffen, das archaische und zeitlose Themen wie Religion, Sexualität, Tod und den täglichen Überlebenskampf einfacher Menschen in Bildern von großer Klarheit und Schärfe übersetzte. Ihren Fokus richtet sie aber ganz bewusst auf die Romane, Filme und Texte, die die italienische Hauptstadt zum Thema haben.

„Es gibt ein Rom vor und ein Rom nach Pasolini. Seine Artikel und Filme schufen für die Stadt Rom eine neue Bildsprache. Wie ein großer Schöpfer erdachte er einen neuen Mythos der Polis und der Vatikanstadt, ihrer Bezirke und Bewohner“, so Gereon Sievernich, der Direktor des Martin-Gropius-Baus.

„In der Nacht verbringe ich den wesentlichen Teil meiner Zeit jenseits der Stadtgrenzen, hinter den Endstationen. Ich liebe das Leben so wild, so verzweifelt, dass mir daraus nichts Gutes erwachsen kann: Ich meine damit die physischen Gaben des Lebens, die Sonne, das Gras, die Jugend…es kostet mich nichts und ist in grenzenlosem Überfluss ohne Einschränkungen vorhanden: und ich verschlinge und verschlinge…Wie wird das enden? Ich weiß es nicht…“, schrieb Pier Paolo Pasolini 1960. 15 Jahre später, am 2. November 1975 wurde seine brutal zugerichtete Leiche am Lido di Ostia, dem Hausstrand der Römer, gefunden. Für die Tat verantwortlich gemacht wurde ein Strichjunge. Über die möglichen Hintermänner jedoch spekuliert man in Italien bis heute.

Silvana Mangano in „Teorema“, 1968 (Reproduktion) © Reporters Associati – Roma

Silvana Mangano in „Teorema“, 1968 (Reproduktion) © Reporters Associati – Roma





Auf einen Blick

Ausstellung: Pasolini Roma
Ort: Martin-Gropius-Bau, Berlin
Zeit: 11. September 2014 bis 5. Januar 2015. Mi-Mo 10-19 Uhr. Di geschlossen. 24.12. und 31.12. geschlossen
Katalog: Prestel Verlag, 264 S., 188 Abb., davon 22 in Farbe, 39,95 Euro
Internet: www.gropiusbau.de, www.pasoliniroma.com

BerlinMartin-Gropius-BauPasolini
Ausstellungen Film



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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