Die Ausstellung „Pompeji. Götter, Mythen, Menschen“ im Hamburger Bucerius Kunst Forum veranschaulicht das Leben im untergegangenen Pompeji am Beispiel eines prachtvollen Stadtpalastes.
An einer der wichtigsten Kreuzungen des untergegangenen Pompeji, der Via dell‘ Abbondanza und der Via Stabiana, lag der prächtige Stadtpalast Casa del Citarista der einflussreichen Familie der Popidier.
Beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. wurde die rund 10.000 Einwohner große Stadt nahezu komplett ausgelöscht. Heute gehört ein Besuch der archäologischen Stätte am Golf von Neapel zum Pflichtprogramm eines jeden Italien-Reisenden. Wer es jedoch nicht dorthin schafft, dem sei ein Besuch der Ausstellung „Pompeji. Götter, Mythen, Menschen“ im Bucerius Kunst Forum in Hamburg empfohlen.
Rund 80 Leihgaben aus dem Archäologischen Nationalmuseum Neapel geben einen Überblick über die architektonischen Vorlieben, den Wohlstand und den Kunstsinn der Eliten Pompejis. Das Besondere an der Schau: In ihrem Zentrum steht beispielhaft die Rekonstruktion der Casa del Citarista mit ihren Atrien und Säulenhöfen, den Wandmalereien, Statuen, Fresken, Bronzen und Marmorbildnissen.
„Wir haben das Haus auch deshalb ausgesucht, weil wir nicht nur qualitätvolle Ausstellungsmerkmale wie Skulpturen und Marmor haben, sondern weil wir auch über diese Familie sehr viel wissen“, erläutert Andreas Hoffmann, der die sehenswerte Schau zusammen mit Valeria Sampaolo aus Neapel kuratiert hat.
Die alteingesessene Familie der Popidier legte den Grundstein für den Stadtpalast um 300 v. Chr. Das multifunktionale Haus mit seinen vielen Läden, Werkstätten und Tavernen wurde über fast 400 Jahre hinweg immer wieder durch An- und Umbauten erweitert. Die Mitglieder der Familie, die als überaus kunstsinnig galt, übten hohe politische Ämter aus und traten als Stifter und Wohltäter auf.
Herzstück der Hamburger Ausstellung ist der zentrale Innenhof der Casa del Citarista, das so genannte Peristyl. In diesem gartenartigen Säulenhof fanden sich Skulpturen, bronzene Wasserspeier in Form von Jagdtieren, aber auch Reliefs mit Darstellungen aus der dionysischen Welt zum Thema Wein und Natur. Der gesamte Komplex des fast 3.000 Quadratmeter umfassenden Stadtpalais‘ war mit Wandmalereien ausgestattet.
Darstellungen von Götterpaaren, mythische Szenen und Erzählungen etwa aus dem Trojanischen Krieg boten während der abendlichen Tafelrunden den Anlass für gepflegte Konversationen. Mars und Venus, das Urteil des Paris, Leda und der Schwan oder die Iphigenie auf Tauris gehören zu den allseits bekannten Motiven. Mit Mitteln der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius konnten jetzt etliche wichtige Fresken, ein Mosaik und eine Statuette restauriert werden.
Bei den Wandmalereien aus der Vesuvregion unterscheidet man heute die „Vier Stile“ mit ganz unterschiedlichen künstlerischen Ausprägungen von der einfachen Marmorimitation über ägyptische Szenen, Trompe-l’Œils und die perspektivische Wiedergabe von Architekturmotiven bis hin zu figurenreichen Mythendarstellungen. Im ersten Obergeschoss werden diese vier Entwicklungsstufen anhand beeindruckender Exponate nebeneinander präsentiert.
Einen der Höhepunkte der Schau bildet die Bronzeskulptur des jungen Apoll als Khitara-Spieler, der dem Stadtpalais auch seinen Namen gab. Auch diese Figur steht symptomatisch für den Kunstsinn, die Kultiviertheit und die soziale Stellung der Bewohner der Casa del Citarista.
Die Ausstellung „Pompeji. Götter, Mythen, Menschen“ kommt also nicht als langweilige Aneinanderreihung archäologischer Funde daher sondern als der gelungene Versuch, Skulpturen, Reliefs, Mosaiken und Wandmalereien in einem rekonstruierten Wohn- und Repräsentationsambiente erfahrbar zu machen. Andreas Hoffmann: „Wir haben versucht, alle Objekte an ihrem originalen Standort zu präsentieren.“
Auf einen Blick
Ausstellung: Pompeji. Götter, Mythen, Menschen
Ort: Bucerius Kunst Forum, Hamburg
Zeit: 27.9.2014 bis 11.1.2015, täglich 11-19 Uhr, Do 11-21 Uhr
Am 24.12. geschlossen und am 31.12. bis 18 Uhr geöffnet
Katalog: Hirmer Verlag, 239 S., zahlreiche Farbabb.,29 Euro (Ausstellung), 39,90 Euro (Buchhandel)
Internet: www.buceriuskunstforum.de