• Kunst & Überdies
    • Ausstellungen
    • Fotografie
    • Design & Architektur
    • Film
    • Theater & Bühne
  • Künstlerporträts
  • Digitales Leben
  • Gedanken zur Zeit
  • Über DARE
    • Redaktion & Kontakt
    • Ausgaben
  • Kunst & Überdies
    • Ausstellungen
    • Fotografie
    • Design & Architektur
    • Film
    • Theater & Bühne
  • Künstlerporträts
  • Digitales Leben
  • Gedanken zur Zeit
  • Über DARE
    • Redaktion & Kontakt
    • Ausgaben

Ganz entspannt im Hier und Jetzt

22.11.15  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Stress ade: Der dänische Künstler Jeppe Hein hat die zentrale Halle des Kunstmuseums Wolfsburg in einen Wohlfühl- und Entschleunigungsparcours verwandelt. In der labyrinthisch angelegten Ausstellung mit vielen interaktiven Installationen thematisiert er seinen Burnout – er zeigt aber auch dem Betrachter Wege zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit auf.
 
Wolfsburg. Er war jung, berühmt, gutaussehend und erfolgreich. Einzelausstellungen in Tokio, Vancouver, Paris, Brüssel und Seattle, dazu noch Gruppenausstellungen und Biennalen in aller Welt, Gastprofessuren, längere Studienaufenthalte im Ausland, Projekte im öffentlichen Raum und zahlreiche andere Verpflichtungen absolvierte er scheinbar spielerisch. Das Jahr 2009 war für den 1974 geborenen dänischen Künstler Jeppe Hein eigentlich überaus erfolgreich. Seine Karriere, die rund zehn Jahre zuvor rasant an Fahrt aufgenommen hatte, war auf ihrem Zenit angelangt. Im Dezember geschah dann aber, was offenbar geschehen musste: Hein erlitt einen schweren Burnout, der ihn dazu zwang, seine bisherige Lebens- und Arbeitspraxis vollkommen in Frage zu stellen und seinen Alltag neu auszurichten.

Stress ade: Der dänische Künstler Jeppe Hein hat die zentrale Halle des Kunstmuseums Wolfsburg in einen Wohlfühl- und Entschleunigungsparcours verwandelt. In der labyrinthisch angelegten Ausstellung mit vielen interaktiven Installationen thematisiert er seinen Burnout – er zeigt aber auch dem Betrachter Wege zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit auf.

Stress ade: Der dänische Künstler Jeppe Hein hat die zentrale Halle des Kunstmuseums Wolfsburg in einen Wohlfühl- und Entschleunigungsparcours verwandelt. In der labyrinthisch angelegten Ausstellung mit vielen interaktiven Installationen thematisiert er seinen Burnout – er zeigt aber auch dem Betrachter Wege zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit auf.


 
Entschleunigung, Reflexion, Ruhe und Meditation prägen seitdem sein Leben. Kunst macht er trotzdem. Doch er hat gelernt, Dinge zu delegieren. Hein unterhält in Berlin-Kreuzberg ein Studio, in dem ihm Spezialisten der unterschiedlichsten Disziplinen zur Hand gehen: Architekten, Techniker, Kunsthistoriker oder Kommunikationsexperten. Ein Team, auf das er sich verlassen kann.
 
Gemeinsam mit dem dänischen Philosophen und Autor Finn Janning hat der Künstler im vergangenen Sommer auch das Buch „The Happiness of Burnout“ vorgelegt. Ausgehend von Jeppe Heins Fall, entwirft Janning darin eine kleine Kulturgeschichte der totalen Erschöpfung. Entstanden ist der Band auf einer 21-tägigen gemeinsamen Wanderung durch Norwegen. Die zentrale Frage darin lautet: Welches Leben ist lebenswert?
 
Mit Fragen dieser Art beschäftigt sich nun auch die sehr persönlich gefärbte Ausstellung „Jeppe Hein. This Way“, die das Kunstmuseum Wolfsburg noch bis Mitte März 2016 zeigt. Es ist die bisher größte Ausstellung des Künstlers. Jeppe Hein hat die 40 mal 40 Meter große, zentrale Ausstellungshalle des Hauses in ein labyrinthisches System aus ganz unterschiedlichen Räumen, piazzaartigen Ruhezonen, Durchgängen und Sackgassen verwandelt, das durch gleich drei verschiedene Eingänge betreten werden kann. Entstanden ist eine ganz unhierarchische Ausstellung ohne Anfang und Ende, in die der Besucher vorurteilsfrei und spielerisch eintauchen soll. Auf die sonst üblichen Saalschilder und Beschriftungen wurde bewusst verzichtet. Stattdessen hält die Schau, die Arbeiten aus den Jahren 2007 bis 2015 versammelt, jede Menge interaktive Arbeiten und Installationen bereit. Die Besucher werden auf eine Art Wahrnehmungsparcours gesetzt, der an vielen Stellen dazu animiert, den Arbeiten einmal näher zu kommen, als das sonst im Ausstellungsbetrieb üblich ist. Dass man dabei ganz beiläufig in Nebelschwaden gehüllt wird, eine Art Flammenwerfer in Gang setzt, Wasservorhänge auf- und niedergehen lässt oder auf zunächst ganz normal wirkenden Museumsbänken gemächlich durch den Raum gleitet, ist zunächst überraschend – es erweitert aber ungemein die Handlungsoptionen des Betrachters. Während viele seiner Künstlerkollegen heutzutage nur mit coolen Überwältigungs-gesten und hohlen Bedeutsamkeitsformeln operieren, setzt Hein ganz auf die Aktivierung des Betrachters.

Jeppe Hein: "360° Illusion III", 2007, Foto: Klaas

Jeppe Hein: „360° Illusion III“, 2007, Foto: Klaas

Jeppe Hein: "Chakra Enlightenment" 2015 (Detail) Foto: Klaas

Jeppe Hein: „Chakra Enlightenment“ 2015 (Detail) Foto: Klaas


 
„Mir geht es um Entschleunigung, ein Lachen, Augenkontakt und darum, im Moment zu sein und diesen zu genießen“, so Jeppe Hein über seine Kunst. Bis zu seiner Erkrankung war Hein bekannt für seine häufig von der Minimal Art inspirierten Skulpturen aus hochwertigen Industriematerialien, oft voller subtilem Humor, jedoch weitgehend ohne persönliche Handschrift. In Wolfsburg nun präsentiert er unter dem Titel „I am right here right now“ 3253 bunte Aquarelle, die zwischen 2010 und heute entstanden sind. Zu sehen ist eine Art visuelles Genesungstagebuch. Mal nur Kringel, Striche oder ein Motto, dann aber auch wieder stärker ausgearbeitete Motive. Hein lässt den Betrachter hier an seinen Ängsten und Beklommenheiten teilhaben, er zeigt ihm aber auch, wie sich diese nach und nach gelöst haben und er dem Teufelskreislauf des ewigen „Schneller, höher, weiter“ entkommen ist. Für Jeppe Hein führte dieser Weg über fernöstliche Entspannungstechniken, Meditation und Yoga. Dass er sich seit seiner Erkrankung auch intensiv mit dem Buddhismus und Hinduismus auseinandergesetzt hat, ist an vielen seiner neueren Arbeiten ablesbar. Tibetische Klangschalen, die von durch den Raum schwebenden Kugeln zum Klingen gebracht werden, der Atem des Künstlers in farbigen Glaskugeln oder von der Decke hängende Chakra-Leuchtobjekte. Dem Besucher der Schau fällt es streckenweise nicht unbedingt leicht, sich auf den bisweilen hohen esoterischen Gehalt einiger Arbeiten einzulassen. Doch das muss er auch gar nicht. Erstens gibt es genügend andere Arbeiten, die auch ohne spirituelles Rüstzeug erlebbar sind. Und zweitens geht es Hein nicht darum, sein Publikum zu irgendetwas zu bekehren. Wichtig ist es ihm allerdings etwas anderes: „Wenn man hier reinkommt, soll man seinen Kopf freilassen, abschalten vielleicht, und nur spüren. Man kommt in einen Raum rein, und da begegnet man dieser Arbeit, und dann geht‘s weiter in den nächsten Raum. Und da passiert wieder etwas.“

Jeppe Hein: I DON‘T EXPECT ANYTHING BUT I AM OPEN FOR EVERYTHING, 2014 Foto: Studio Jeppe Hein, © Jeppe Hein

Jeppe Hein: I DON‘T EXPECT ANYTHING BUT I AM OPEN FOR EVERYTHING, 2014 Foto: Studio Jeppe Hein, © Jeppe Hein

Jeppe Hein: Installationsansicht Jeppe Hein. This Way Foto: Marek Kruszewski, © Jeppe Hein

Jeppe Hein: Installationsansicht Jeppe Hein. This Way Foto: Marek Kruszewski, © Jeppe Hein

 
 
 

Auf einen Blick

Ausstellung: Jeppe Hein. This Way
Ort: Kunstmuseum Wolfsburg
Zeit: 15. November 2015 bis 13. März 2016. Di-So 11-18 Uhr. Heiligabend, Silvester und Neujahr geschlossen. 1. und 2. Weihnachtstag geöffnet
Katalog: Hatje Cantz Verlag, ca. 184 S., ca. 240 Abb., ca. 39,80, erscheint im Dezember 2015
 
Internet: www.kunstmuseum-wolfsburg.de

Jeppe Hein
Ausstellungen



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




Vorheriger Beitrag
Nicht immer nur lieb
Nächster Beitrag
Endspurt in Mons



Auch interessant

Heute mal kein Kurkonzert

Heute mal kein Kurkonzert

26.07.23  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas
Aufbruch im alten Stahlrevier

Aufbruch im alten Stahlrevier

21.07.22  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..






Nach oben ˆ
  • Impressum
  • Redaktion & Kontakt
  • Datenschutzerklärung