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Risse in der Wirklichkeit

09.10.16  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Surreale Begegnungen an der Elbe: Die Hamburger Kunsthalle versammelt Meisterwerke von Dalí, Ernst, Miró und Magritte und beleuchtet das enge Verhältnis zwischen Sammlern, Mäzenen und Künstlern

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Surreale Begegnungen: Blick in die Ausstellung, Foto: Heiko Klaas

 

„Ich glaube an die zukünftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann Surrealität.“ Dieser Satz aus dem von André Breton herausgegebenen „Ersten Manifest des Surrealismus“ aus dem Jahre 1924 kann als eine Art Glaubensbekenntnis der Surrealisten verstanden werden. Was die Künstler dieser in den 1920er Jahren aufkommenden Bewegung reizte, war nicht die sachliche Darstellung der äußeren Welt. Sie waren vielmehr an den Rissen in der Wirklichkeit, an Traumzuständen, Halluzinationen, Imaginationen, inneren Befindlichkeiten und dem Unbewussten interessiert. Auf der Leinwand, in Collagen, Papierarbeiten, Fotografien, aber häufig auch in Form drei-dimensionaler Objekte schleusten sie ihre Kopfgeburten in die Realwelt ein.

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Leonor Fini (1907–1996)   Due Donne (Zwei Frauen), 1939  Öl auf Leinwand, 34 x 24,5 cm  Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch, Berlin  © VG Bild-Kunst, Bonn 2015  Fotograf: Jochen Littkemann, Berlin

In ihrer groß angelegten Herbstausstellung „Dalí, Ernst, Miró, Magritte… Surreale Begegnungen aus den Sammlungen Edward James, Roland Penrose, Gabrielle Keiller, Ulla und Heiner Pietzsch“ entführt die Hamburger Kunsthalle ihre Besucher jetzt in die faszinierende Welt der Surrealisten. Rund 200 teils nie gereiste Meisterwerke aus vier bedeutenden europäischen Privatsammlungen machen Station an der Elbe. Abgerundet wird die Schau mit weiteren internationalen Leihgaben aus europäischen und amerikanischen Museen und Privatsammlungen. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit der Scottish National Gallery of Modern Art in Edinburgh und dem Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam entstanden.

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Max Ernst (1891–1976)   La joie de vivre (Die Lebensfreude), 1936  Öl auf Leinwand, 73,5 x 92,5 cm  Provenienz: Sammlung Roland Penrose  Collection: National Galleries of Scotland  Purchased with the assistance of the  Heritage Lottery Fund and the Art Fund  1995  © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Der Kuratorin Annabelle Görgen-Lammers geht es jedoch nicht darum, lediglich ein „Who’s who“ der wichtigsten Repräsentanten des Surrealismus zu präsentieren. Im Mittelpunkt der Schau steht vielmehr das enge Zusammenwirken von Künstlern, Förderern und Sammlern. Gleich im ersten Raum der Schau werden daher die vier Sammlerpersönlichkeiten anhand zahlreicher Archivalien wie Fotografien, Skizzen, Werklisten, persönlichen Gegenständen und Briefwechseln mit den Künstlern vorgestellt. Von dem Briten Roland Penrose etwa ist neben eigenen Gemälden auch eine ganze Vitrine mit gesammelten Kuriositäten aus aller Welt zu sehen. Im Fokus steht auch sein Landsmann, der wohlhabende Sammler und exzentrische Dichter Edward James. Die Kuratorin dazu: „Anhand von Skizzen und Archivalien können wir zeigen, wie dieser Mäzen integriert war in die Herstellung der Werke.“

 

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Salvador Dalí: „Hummer-Telefon oder Aphrodisisches Telefon“, 1938, Foto: Heiko Klaas

So schloß James 1936 mit Salvador Dalí einen Ganzjahresvertrag: Gegen eine monatliche Summe von 200 Pfund hatte ihm der Künstler alle Werke dieses Jahres zu überlassen. Zu den Höhepunkten der Schau zählt auch Dalís 1938 entstandenes „Mae-West-Lippensofa“. Es ist in enger Zusammenarbeit mit Edward James entstanden. Gemeinsam mit dem Sammler hat Dalí die Farbe, die Abmessungen und den Stoff festgelegt. Als Sitzmöbel allerdings war es nicht gedacht. Dalí legte großen Wert darauf, dass seine Möbelskulpturen lediglich angeschaut, jedoch nicht benutzt werden durften.

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Salvador Dalí (1904–1989)   Mae-West-Lippensofa, 1938  Holz, Wolle, 92 x 215 x 66 cm  Provenienz: Sammlung Edward James  Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam  © Salvador Dali, Fundacio Gala-Salvador Dali/  VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Ein weiteres Highlight der Ausstellung stellt das 1937 entstandene Gemälde „La Reproduction interdite“ („Reproduktion verboten“) des belgischen Malers René Magritte dar. Zu sehen ist die Rückenansicht einer männlichen Gestalt, die in einen Spiegel blickt. Es ist Edward James, der Magritte während des zweiten Weltkriegs in seinem Haus beherbergte. Auf dem Spiegel ist jedoch nicht die Vorderansicht mit dem Gesicht des Mannes zu sehen sondern wiederum, in leicht verkleinerter Form, die Rückenansicht. Der Spiegel schafft also keine zusätzliche Perspektive sondern verdoppelt nur das Objekt. Der Mann im dunklen Anzug blickt auf seinen unheimlichen Doppelgänger. Zusätzliche Verwirrung stiftet der Maler, indem er ein vor dem Spiegel auf einem Sims liegendes Buch von Edgar Allan Poe im Spiegel richtig darstellt.

 

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René Magritte (1898–1967)  La reproduction interdite (Reproduktion  verboten), 1937  Öl auf Leinwand, 81,5 x 65,5 x 2 cm  Provenienz: Sammlung Edward James  Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam  © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Jeweils ein Raum ist Max Ernst und Pablo Picasso gewidmet, äußerst prominent vertreten sind daneben aber auch Paul Delvaux, Dorothea Tanning, Marcel Duchamp, Man Ray oder Joan Miró. Was die Hamburger Schau besonders sehenswert macht, ist die gelungene Mischung von kunsthistorisch bedeutenden Exponaten mit kleinen Trouvaillen wie Drucksachen, Fotocollagen oder Holzobjekten, die beispielsweise in dem Themenraum „Objekte der Begierde“ zusammengefasst werden. So viele hochkarätige Werke des Surrealismus waren im rational-protestantischen Hamburg wohl noch nie zu sehen. Der dringende Aufruf an alle Realitätsverweigerer, Tagträumer und bekennenden Surrrealismusfans muss also lauten: Ab in die Hamburger Kunsthalle!

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René Magritte (1898–1967)  L’avenir des statues (Die Zukunft   der Statuen), 1937  Öl auf Gips, 33 x 16,5 x 20,3 cm  Provenienz: Sammlung Edward James  © Tate, London 2015  © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

 

 

Auf einen Blick:

Ausstellung: Dalí, Ernst, Miró, Magritte…Surreale Begegnungen aus den Sammlungen Edward James, Roland Penrose, Gabrielle Keiller, Ulla und Heiner Pietzsch

Ort: Hamburger Kunsthalle, Galerie der Gegenwart, Sockelgeschoss

Zeit: 7. Oktober 2016 bis 22. Januar 2017, Di-So 10-18 Uhr Do 10-21 Uhr

Katalog: Hirmer Verlag, 240 S., zahlreiche Abb., 30 Euro (Museumsausgabe), 45 Euro (Buchhandelsausgabe)

Internet: www.hamburger-kunsthalle.de

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Joan Miró (1893–1983)   Peinture (Malerei), 1927  Öl auf Leinwand, 33 x 24,1 cm  Provenienz: Sammlung Gabrielle Keiller  Collection: National Galleries of  Scotland  Bequeathed by Gabrielle Keiller 1995  © Successio Miró / VG Bild-Kunst, Bonn  2015

Annabelle Görgen-LammersEdward JamesGabrielle KeillerHamburgHamburger KunsthallePrivatsammlungenRoland PenroseSammlung Ulla und Heiner PietzschSurrealismus
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Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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