Eröffnungen Berliner Galerien Lindenstraße und Markgrafenstraße.
Es war viel los am Freitagabend bei den ersten großen Eröffnungen des Jahres in den Berliner Galerien. Die in Düsseldorf gegründete Konrad Fischer Galerie feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Eine Reihe von Ausstellungen am Düsseldorfer Stammsitz und in der Berliner Dependance widmet sich daher 2017 historischen Positionen dieser für die jüngere Kunstgeschichte der Bundesrepublik überaus relevanten Galerie. Bereits Konrad Fischers zweite Ausstellung im Jahr 1967 zeigte Werke der beiden Künstlerinnen Hanne Darboven (1941-2009) und Charlotte Posenenske (1930-1985). Daran knüpft jetzt die Berliner Schau an. Von der Konzeptkünstlerin Hanne Darboven zu sehen sind die beiden umfangreichen Zeichnungsserien Wunschkonzert (1984) und 42/100 Ein Jahrhundert ABC (2002). Skulptural dynamisiert wird der Galerieraum durch eine Rekonstruktion von Posenenskes Arbeit Vierkantrohre Serie DW, die aus mit Plastikschrauben verbundenen Elementen aus Wellpappe besteht und dominant durch den Raum mäandriert.
Ein paar Ecken weiter in der Markgrafenstraße zeigt die Galerie Carlier|Gebauer die Gruppenausstellung The Extended Moment mit fotografischen Positionen von Sebastian Diaz Morales, Michel François, Paul Graham, Santu Mofokeng, Andreas Mühe, Paul Pfeiffer und Michael Wesely. Statt auf ein verbindendes Element zu setzen, präsentiert die Schau ganz unterschiedliche Strategien heutiger fotografischer Praxis: digitale Manipulation, Inszenierung, analoge Langzeitbelichtung, Found-Footage-Bearbeitung usw.
Für Aufsehen sorgte gleich um die Ecke bei Barbara Thumm die Ausstellung Surgery der 1972 geborenen New Yorkerin Chloe Piene. Die Tochter des 2014 verstorbenen ZERO-Künstlers Otto Piene präsentiert düster-morbide Schwarz-Weiß-Collagen aus Körperfragmenten sowie die Performance Familienaufstellung, die sich auf traumatische Kriegserfahrungen afghanischer Soldaten bezieht. Auf dem Boden des Galerieraums liegt ein großer schwarzer Umhang, der inklusive einer Art Sound-Helm von den Besuchern der Ausstellung angezogen werden kann. So wird man Teil der Installation und hört die durchaus verstörenden Stimmen der anderen „Familienmitglieder“ – ob Gefangener, Sklave, Opfer, Freund oder Feind.
www.konradfischergalerie.de
www.carliergebauer.com
www.bthumm.de