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Die Wiederentdeckung des Paris Bordone

23.02.17  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Die Meister der venezianischen Hochrenaissance zu Gast an der Elbe: Die Hamburger Kunsthalle entdeckt das lange Zeit übersehene Werk Paris Bordones und anderer Künstler aus dem Umfeld von Tizian mit hochkarätigen Leihgaben aus den bedeutendsten Museen Europas

Blick in die Ausstellung, Foto: Heiko Klaas

 

„Die Poesie der venezianischen Malerei“. Unter diesem etwas blumigen Ausstellungstitel entfacht die Hamburger Kunsthalle in diesem Frühjahr ein wahres Feuerwerk sinnesfroher, in Farben, Licht und stofflicher Pracht schwelgender Malerei aus der Lagunenstadt. Ob erotisch aufgeladene, liegende weibliche Akte, perspektivisch überwältigende und extrem verschachtelte Architekturdarstellungen oder lyrische Porträts prächtig gewandeter, gleichsam versonnen dreinschauender junger Männer: In insgesamt acht Kapiteln untersucht die Ausstellung die von mythologischen Bildthemen ebenso wie vom luxuriösen Lebensalltag begüterter Venezianer beeinflusste Malerei der venezianischen Hochrenaissance.

Paris Bordone (1500–1571) Die Tiburtinische Sibylle erscheint Kaiser Augustus, um 1550 Öl auf Leinwand, 165 x 230 cm The State Pushkin Museum of Fine Arts, Moskau © The State Pushkin Museum of Fine Arts, Moskau

 

Im Zentrum der opulenten Ausstellung steht Paris Bordone (1500-1571), der lange Zeit vom Ausstellungsbetrieb vernachlässigte bedeutendste Schüler Tizians. Es ist die weltweit bisher umfangreichste Präsentation seiner Hauptwerke mit Leihgaben aus den großen italienischen Museen, aber auch aus dem Pariser Louvre, der St. Petersburger Eremitage oder dem Amsterdamer Rijksmuseum. Rund 100 Exponate, darunter zahlreiche großformatige Gemälde, aber auch Zeichnungen, Druckgrafik und wertvolle Bücher, umfasst die Schau. Neben zahlreichen Werken Bordones werden auch Werke seines Lehrers Tizian und seiner venezianischen Zeitgenossen Palma il Vecchio und Lorenzo Lotto präsentiert. Ein eigenes Kapitel untersucht die vielfältigen Beziehungen zwischen den Vertretern der venezianischen Renaissance und den Künstlern, die nördlich der Alpen ihren Wirkungskreis hatten. So ist neben süddeutschen und niederländischen Meistern auch das Bildnis einer Quellnymphe aus der Hand von Lucas Cranach d.Ä. zu sehen.

Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553) Quellnymphe, um 1540 Öl auf Holz, 48,5 x 74,2 cm Besançon, Musée des Beaux-Arts © Besançon, Musée des Beaux-Arts Foto: Charles Choffet

 

Sandra Pisot, die Kuratorin der Schau, betont den Stellenwert Bordones: „Paris Bordone ist ein bisher eher zu Unrecht im Schatten seines großen Lehrers Tizian stehender Künstler gewesen. Sein Werk ist es jedoch wert, ausführlich gewürdigt zu werden.“ Tizian sei der große Platzhirsch in Venedig gewesen. Er habe dafür gesorgt, dass Bordone keine großen Aufträge bekam.

Tizian (1488/90–1576) Bildnis eines jungen Mannes, um 1510 Mischtechnik auf Pappelholz, 20 x 17 cm Städel Museum, Frankfurt am Main © Städel Museum – ARTOTHEK

 

Am Beispiel Bordones hat Sandra Pisot einen Aspekt besonders klar herausgearbeitet: Anders als in Florenz, dem anderen, gleichzeitig intellektuell-unterkühlteren Kraftzentrum der italienischen Renaissancemalerei, war in Venedig nicht das „disegno“, also der dem Inhalt verpflichtete Entwurf einer künstlerischen Idee, das bestimmende Gestaltungsmittel der Maler sondern allein die Farbe. Christoph Vogtherr, der Direktor der Hamburger Kunsthalle, erläutert diesen Gegensatz: „Die Malerei Venedigs nahm die radikale Gegenposition ein. Sinnlichkeit und Erotik wurden durch die Farbe zur zentralen Aussage der Malerei. Gleichzeitig schufen viele venezianische Künstler Szenen, in denen der Inhalt bewusst eine untergeordnete Rolle spielte oder gar nicht zu entschlüsseln war.“ Während Maler andernorts ihre Pigmente häufig noch bei Apothekern kauften oder selber mischten, hatte sich in Venedig längst der Berufsstand hoch spezialisierter Farbenhändler, der „vendecolori“, etabliert. Diese mischten zum Beispiel pulverisiertes Glas unter die Pigmente, um deren Strahlkraft noch zu erhöhen.

Paris Bordone (1500–1571) Junge Dame mit Spiegel und Magd, um 1535–1540 Öl auf Leinwand, 87 x 72 cm Hamburger Kunsthalle © bpk / Hamburger Kunsthalle Foto: Elke Walford

 

Überhaupt galt die Lagunenstadt von der Mitte des 15. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts als das „Schmuckkästchen“ der damaligen Welt. Die Textilmanufakturen brachten eine enorme Bandbreite an unterschiedlich eingefärbten Woll- und Seidenstoffen, Damast, Brokat, Samt und Satin hervor. Hinzu kamen die vielfältigen Materialeigenschaften und die einfallsreichen Muster der mal zart durchscheinenden, mal schweren oder sich voluminös bauschenden Stoffe.

Paris Bordone (1500–1571) Allegorie (Mars, Venus, Victoria und Cupido), um 1560 Öl auf Leinwand, 109 x 176 cm Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband

 

Den stofflichen Formenreichtum ihrer Umgebung und die geschmacklichen Vorlieben ihrer Käufer und Auftraggeber nahmen die Maler um Tizian und Bordone zum Anlass, um schöne Frauen ebenso wie schöngeistige junge Männer, arkadische Landschaften und prunkvolle Architekturen virtuos auf großformatige Leinwände zu bannen – bis zum 21. Mai zu besichtigen in der Hamburger Kunsthalle.

 

Blick in die Ausstellung, Foto: Heiko Klaas

 

 

Auf einen Blick:

 

Ausstellung: Die Poesie der venezianischen Malerei

Paris Bordone, Palma il Vecchio, Lorenzo Lotto, Tizian

 

Ort: Hamburger Kunsthalle, Galerie der Gegenwart

 

Zeit: 24. Februar bis 21. Mai 2017. Di-So 10-18 Uhr. Do 10-21 Uhr. Ostermontag 10-18 Uhr. 1. Mai 12-18 Uhr

 

Katalog: Hirmer Verlag, 304 S., 220 Farbabb., 30 Euro (Museum), 45 Euro (Buchhandel)

 

Internet: www.hamburger-kunsthalle.de

 

 

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Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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