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Im Bann der Zahlenfrau

26.02.17  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Hamburg ehrt die 2009 verstorbene Konzeptkünstlerin Hanne Darboven mit einer großen Ausstellung in der Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg. Nur drei Kilometer davon entfernt eröffnete jetzt auch die Hanne Darboven Stiftung ihr Dokumentationszentrum an der ehemaligen Wohn- und Wirkungsstätte der Künstlerin

Hanne Darboven in ihrem Studio, 1987/1988. Courtesy Hanne Darboven Stiftung, Hamburg © Deichtorhallen Hamburg

 

Ihr Werk ist sperrig und faszinierend zugleich. Hanne Darboven (1941-2009) zählte zu Lebzeiten zu den bedeutendsten internationalen Gegenwartskünstlerinnen. Für ihre Heimatstadt Hamburg fungierte sie lange Zeit als die Statthalterin der Konzeptkunst mit engen freundschaftlichen Verbindungen zu Carl Andre, Sol LeWitt oder Lawrence Weiner, mithin den wichtigsten Vertretern dieser Kunstrichtung.

Hanne Darboven: Blick in die Ausstellung, Foto: Heiko Klaas

Große Ausstellungen in Madrid, Bonn und München widmeten sich zuletzt ihrem Werk. Und noch bis Ende Juli 2017 ist im New Yorker Kunstzentrum Dia:Chelsea ihre monumentale Installation „Kulturgeschichte 1880-1983“ zu sehen. Grund genug also, ihr auch in der Heimat eine große Bühne zu bieten: Unter dem Titel „Gepackte Zeit“ präsentieren jetzt die Hamburger Deichtorhallen in ihrer Dependance, der Sammlung Falckenberg im Stadtteil Harburg, eine äußerst materialreiche Ausstellung zum Leben und Werk der Künstlerin. Entstanden ist die von Deichtorhallenintendant Dirk Luckow und Sammlungsmanager Goesta Diercks kuratierte Schau in enger Zusammenarbeit mit der privat finanzierten Hanne Darboven Stiftung, die zeitgleich, nur drei Kilometer von der Sammlung Falckenberg entfernt, ihr neues Dokumentationszentrum am ehemaligen Schaffens- und Wirkungsort der Künstlerin im Hamburger Stadtteil Rönneburg eröffnete.

Hanne Darboven: Kinder dieser Welt, Foto: Heiko Klaas

Von 1962 bis 1965 studierte Darboven in Hamburg an der Hochschule für Bildende Künste. Die entscheidenden Weichenstellungen jedoch erfuhr ihr Werk während ihres New York-Aufenthaltes von 1966 bis 1968. Hier begegnete sie den Vertretern der Minimal Art und der Konzeptkunst. Sie pflegte enge Kontakte zu Künstlern, aber auch zu dem legendären Galeristen Leo Castelli. In New York begann sie auch mit ihrer eigenständigen Methode der akribischen Aufzeichnung von Zeit. Auf Millimeterpapier nahm sie Additionen unter Berücksichtigung des jeweiligen Kalenderdatums vor, die schnell seriellen Charakter annahmen. Was sie dabei antrieb, so die vierfache Documenta-Teilnehmerin in einem Interview, war die „Angst, nicht zu wissen, was ich auf dieser Welt sollte“.

Hanne Darboven, Milieu >80<: Heute, 1979-80, Originalvorlage für Edition, 266 Blatt, Offset, Collage, Fotografien, Druck und Filzstift auf Karton und Transparentpapier , 42 x 29,7 cm © Hanne Darboven Stiftung, Hamburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Über ihr Schaffen äußerte sich Hanne Darboven einmal so: „Ich wähle Zahlen, weil sie mir erlauben zu schreiben ohne zu beschreiben. Das hat nichts mit Mathematik zu tun. Überhaupt nichts! Ich wähle Zahlen, weil sie so gleichförmig, begrenzt und künstlich sind.“

Hanne Darboven, Kinder dieser Welt, 1990 – 1996. 200 Bücher á 6 Schulhefte, 22 Bücher á 5 Schulhefte je 30 x 21 cm, 2 Textbücherbücher à 45,2 x 30 x 3 cm, 114 Packpapiertafeln, je 75,5 x 100,3 cm, 2134 Blatt Blechbläsertrio Opus 43A in Zahlenworten, 68 Blatt Notenpartitur, Transkription, je 29,7 x 21 cm, 68 Blatt Notenpartitur, Transkription, je 62,8 x 44,9 x 1,5 cm, 150 Blatt Notenpartitur, Handschrift, je 29,7 x 21 cm, div. Objekte: Spielzeug, Puppen, Blechspielzeuge und Spieluhren in Vitrinen. © Hanne Darboven Stiftung, Hamburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2016 / Foto: Maximilian Geuter

Schreibexerzitien mit Füllfederhalter und Schreibmaschine bestimmten ihr Leben und damit auch ihr Werk. Hanne Darboven betrieb ein strenges, nur auf den ersten Blick an naturwissenschaftliche Methoden angelehntes, aber letztlich kaum entschlüsselbares, persönliches System des Aufzeichnens. Die Repräsentationsmedien ihrer Kunst waren nicht Malerei, Skulptur oder Zeichnung, sondern in erster Linie Diagramm, Tabelle und Archiv.

Hanne Darboven, Modelle New York, 2007, Sperrholz auf MDF, je 42×42 cm © Hanne Darboven Stiftung, Hamburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2016 / Foto: Felix Krebs

1978 begann sie, gefundene oder abfotografierte Materialien in gleichförmiger Rahmung auszustellen: Postkarten aus aller Welt, Magazincover, Seiten aus Kunstkatalogen, Kalenderblätter, religiösen Kitsch, Soldatenfotos aus den beiden Weltkriegen, naive Glanzbilder, Poesiebögen und persönliche Erinnerungen verwob sie zu monumentalen visuellen Systemen.

 

Hanne Darboven: Kinder dieser Welt, Foto: Heiko Klaas

Im Zentrum der Hamburger Ausstellung steht jetzt ihr Opus Magnum „Kinder dieser Welt“ (1990-1996). Das auf einer ganzen Etage präsentierte Environment bezieht sich in metaphorisch-chiffrierter Form auf die Zeit des Neubeginns nach dem Fall der Mauer und dem Ende des Kalten Krieges. Die passionierte Sammlerin führt hier Dutzende Puppen mit verschiedenen Hautfarben, Hunderte Köpfe von Kasperlepuppen, weitere Charaktere des Kasperletheaters, Kasperlebühnen, Schaukelpferde und historisches Blechspielzeug in Vitrinen mit eigenen Aufzeichnungen zusammen.

Hanne Darboven: Kinder dieser Welt (Detail), Foto: Heiko Klaas

 

Daneben sind zahlreiche weitere Werke und Archivalien, darunter Filme, Konstruktionszeichnungen, Architekturmodelle und Briefe zu sehen. Aufschlussreich für das Verständnis ihres Werkes ist zum Beispiel auch eine Vitrine mit ihren gesammelten Taschenkalendern aus rund 40 Jahren.

 

Hanne Darboven: Taschenkalender, Foto: Heiko Klaas

Eine besondere Stärke der Schau besteht zudem darin, Darbovens Werk nicht isoliert zu zeigen, sondern es im Kontext ihrer Zeit zu präsentieren. So sind etwa zentrale Werke von Künstlerkollegen wie Bruce Nauman, Ed Ruscha, Sophie Calle, John Cage oder John Baldessari zu sehen.

Der Informationsgehalt des herkömmlichen Archivs wird bei Hanne Darboven durch verunklärende Methoden der Anhäufung und der verwirrenden Querverweise ad absurdum geführt. Eine konkrete Lesbarkeit oder ein Nutzen werden verweigert, das Phänomen Zeit aber wird durch die schiere Wiederholung des zeitaufwändigen Schreibaktes und die Anhäufung des Materials in ihrem Werk sicht- und erfahrbar gemacht.

 

Dokumentationszentrum, Foto: Heiko Klaas

Einen besonderen Glücksfall für die gesamte Darboven-Rezeption und Forschung stellt zudem die Eröffnung des Dokumentationszentrums der Hanne Darboven Stiftung dar. Das Gebäudeensemble besteht aus der ehemaligen Fabrikantenvilla des Kaffeeunternehmers Cäsar Darboven, dem Reetdachhaus, in dem Hanne Darboven bis zu ihrem Tod gelebt hat, und einer Reihe weiterer Bauten. Auf dem weitläufigen Grundstück befindet sich auch das Grab der Künstlerin.

Hanne Darbovens Grab, Foto: Heiko Klaas

 

Das Zentrum widmet sich in erster Linie der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Gesamtwerks. Es soll aber nicht nur Wissenschaftlern und Ausstellungsmachern aus aller Welt als Anlaufstelle dienen, sondern mit Vortrags-, Diskussions- und Konzertabenden sowie wechselnden Präsentationen in einem kleinen Ausstellungsraum im Erdgeschoss den Genius Loci dieser außergewöhnlichen Künstlerinnenkarriere auch für den interessierten Besucher spürbar machen.

 

Hanne Darbovens Wohn- und Ateleierhaus, Foto: Heiko Klaas

Auf einen Blick:

Ausstellung: Hanne Darboven – Gepackte Zeit

Ort: Deichtorhallen Hamburg in der Dependance Sammlung Falckenberg, Hamburg-Harburg

Zeit: bis 3. September 2017. Jeden 1. Sonntag im Monat von 12-17 Uhr ohne vorherige Anmeldung. Führungen Do + Fr 18 Uhr, Sa 12 und 15 Uhr, So 12,15 und 17 Uhr. Anmeldung erforderlich unter www.deichtorhallen.de/fuehrungen oder Tel. 040/32506762

Katalog: im April erscheint eine 40-seitige Katalogbroschüre

Internet: www.deichtorhallen.de
www.hanne-darboven-stiftung.de
www.hanne-darboven.org

 

Hanne Darbovens letztes Auto, Foto: Heiko Klaas

DeichtorhallenDirk LuckowDokumentationszentrumGoesta DierksHamburgHanne DarbovenHanne Darboven StiftungSammlung Falckenberg
Ausgaben Ausstellungen DARE Stories Kunst



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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