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Entdecke die Möglichkeiten

04.06.18  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Zwischen sommerlich-leicht und alarmiert: Der französische Künstler Philippe Parreno lockt die Besucher seiner unbetitelten Ausstellung im Berliner Gropius Bau auf einen Parcours voller widersprüchlicher Sinneserfahrungen

 

Philippe Parreno: „Wallpaper Marilyn“ (Detail), 2018, Foto: Heiko Klaas

 

„Diese Ausstellung trägt keinen Titel, sie ist der Zustand“, sagt Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele. In seiner ersten größeren Einzelausstellung in Deutschland schickt der französische Künstler Philippe Parreno, Jahrgang 1964, die Besucher des Berliner Gropius Baus auf eine Art Wahrnehmungsparcours, den er mittels subtiler, technisch jedoch aufwendiger Eingriffe inszeniert hat.

 

Philippe Parreno: „My Room Is Another Fish Bowl“, 2018 © Philippe Parreno. Courtesy the artist, Pilar Corrias, Barbara Gladstone, Esther Schipper, Foto © Andrea Rossetti

 

Da schweben Dutzende heliumgefüllter Plastikfische durch einen in gelbliches Licht getauchten Ausstellungsraum und vermitteln dem Besucher die Illusion, er durchschreite ein gigantisches Aquarium. Da darf sich der Besucher im Lichthof auf eine kreisrunde schwarze Sitzlandschaft von sieben Meter Durchmesser setzen, die sich fast unmerklich dreht. So richtet sich sein Blick abwechselnd auf zwei elegante, nach neuester Technik hergestellte Videoscreens sowie auf ein mit dunkler Flüssigkeit gefülltes Bassin, auf dessen Oberfläche immer wieder konzentrische Kreise sichtbar werden, die von kleinen Unterwasserlautsprechern erzeugt werden.

 

Ausstellungsansicht, „Philippe Parreno“, Gropius Bau Berlin, 2018
© Philippe Parreno. Courtesy the artist, Pilar Corrias, Barbara Gladstone, Esther Schipper, Foto © Andrea Rossetti

 

Zurück in den sommerlich hellen Ausstellungsräumen, fällt gleich ein weiterer Eingriff Philippe Parrenos ins Auge: Die Jalousien im Erdgeschoss des Gropius Baus heben und senken sich in einem mitunter hektischen Rhythmus und in wechselnden Geschwindigkeiten, so dass Innen und Außen zeitweise miteinander verschmelzen und der Blick unwillkürlich auf das Gelände des ehemalige Gestapo-Hauptquartiers, das jetzt die historische Dauerausstellung „Topographie des Terrors“ beherbergt, freigegeben wird – ein von Parreno sicherlich nicht ganz unbeabsichtigter Hinweis auf die düsteren Aspekte der deutschen Geschichte. In allen Räumen flackert zudem das Licht auf irritierende Art und Weise. In unregelmäßigen Abständen erklingen wechselnde Sounds aus fast unsichtbar angebrachten Lautsprechern: englische Texte werden rezitiert, Live-Geräusche von Außen werden hörbar, und ein sprechender Findling wird zum Medium einer philosophischen Erörterung. Zudem begegnen dem Besucher in der gesamten Raumfolge immer wieder obskur aufgeladene Tuschezeichnungen des Künstlers, die abstrakte Landschaften oder Aggregatzustände andeuten.

 

Philippe Parreno: „Bioreactor“ © Philippe Parreno. Courtesy the artist, Pilar Corrias, Barbara Gladstone, Esther Schipper, Foto © Andrea Rossetti

 

„Alles ist hier mit allem verbunden“, erläutert Philippe Parreno, der die Ausstellung als Künstler und Kurator in Personalunion entwickelt hat und in seiner konsequenten Inszenierung von dem mathematischen Prinzip der Fibonacci-Folge ausgeht. Um die komplexen Abläufe, Prozesse und Wahrnehmungserlebnisse zu steuern, hat Philippe Parreno als Herzstück der Schau eine biochemische Versuchsanordnung konstruiert, in welcher Hefebakterien als Impulsgeber und Steuerungsquelle für die komplizierten, computergesteuerten Algorithmen dienen. Diesen futuristischen Bioreaktor versteht er als eine Art Lebensimpulsgeber. „Ich benutze Mikroorganismen, die Menschen seit Jahrhunderten benutzt haben, um Brot herzustellen“, erläutert er nonchalant. Philippe Parreno steht in enger Verbindung zu befreundeten Künstlerkollegen wie Pierre Huyghe und Dominique Gonzales-Foerster, mit denen er seit den 1990er Jahren wiederholt kooperiert hat, und die mit ähnlichen künstlerischen Strategien internationale Erfolge erzielen.

 

Philippe Parreno: „Sonic Waterlilies“, 2018, Foto: Heiko Klaas

 

Philippe Parreno vermeidet für seine Arbeit den Begriff „Installation“. Er bevorzugt hingegen die Bezeichnung „Illusion“: „Wenn die Objekte auf die Bühne gebracht werden, kümmern wir uns nicht mehr um das Repertoire, sondern wir dringen in andere Dimensionen vor“, betont er.

Für Thomas Oberender rückt diese streckenweise surreal daherkommende Sommerausstellung die „Kreisläufe des Lebens und des Lichts“ in den Fokus der Aufmerksamkeit. „Die unterschiedlichen Gehirnhälften werden hier stimuliert“, ergänzt Stephanie Rosenthal, die nach Stationen in München und London seit Februar 2018 als neue Direktorin am Berliner Gropius Bau tätig ist.

 

Philippe Parreno: „The Speaking Stone“, 2018, Foto: Heiko Klaas

 

Philippe Parreno führt uns in Berlin vor Augen, wie die für den Menschen nicht nachvollziehbaren Entscheidungsprozesse eines Bioreaktors den Mikrokosmos Ausstellung in Bewegung versetzen. In Zeiten künstlicher Intelligenz, digitaler Dominanz und der Verquickung von Neurowissenschaft und Kunst kann diese abwechslungsreiche, zwischen großem Ernst und verschmitztem Humor changierende Ausstellung als intelligent gemachter Beitrag zu aktuell virulenten gesellschaftlichen Diskursen gewertet werden.

 

Philippe Parreno: „Bioreactor“, Foto: Heiko Klaas

 

Auf einen Blick:

Ausstellung: Philippe Parreno

Ort: Gropius Bau, Berlin

Zeit: bis 5. August 2018, Mi–Mo 10–19 Uhr, Di geschlossen

Katalog: Verlag der Buchhandlung Walther König, ca. 80 S., Deutsch/Englisch, in Vorbereitung

Internet: www.gropiusbau.de

www.berlinerfestspiele.de

 

 

BerlinGropius BauPhilippe ParrenoStephanie RosenthalThomas Oberender
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Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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