Künstliche Intelligenz „Curatofex 3000“ übernimmt Leitung der Hamburger Kunsthalle
Wie aus gut informierten Kreisen bekannt wurde, soll eine Künstliche Intelligenz (KI) ab dem heutigen 1. April 2019 den vakanten Direktorenposten der Hamburger Kunsthalle übernehmen. Die Stelle ist nicht besetzt, seitdem Anfang November 2018 offiziell der Weggang von Christoph Martin Vogtherr nach weniger als zwei Jahren Amtszeit bekannt wurde. Der gebürtige Uelzener, der in Hamburg eher unglücklich agierte und insbesondere mit der Kunst der Gegenwart fremdelte, fühlte sich offenbar zu wichtigeren Aufgaben berufen. Seit Anfang März fungiert Vogtherr als neuer Generaldirektor der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten mit Sitz in Potsdam. Unter anderem ist er jetzt für rund 550 Mitarbeiter und 30 Museumsschlösser, darunter Sanssouci und Charlottenburg, verantwortlich.
Nach monatelanger Ungewissheit ist offenbar endlich auch eine neue Leitung für die chronisch unterfinanzierte Hamburger Kunsthalle gefunden worden. Eine von der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) gemeinsam mit einem großen Softwareunternehmen entwickelte, genderneutrale Künstliche Intelligenz, intern „Curatofex 3000“ genannt, wird ab heute zumindest vorübergehend die Geschicke von Hamburgs wichtigstem Kunstmuseum mit rund 160 Mitarbeitern lenken.
Geplant ist zunächst ein zwölfmonatiger Probelauf, dessen Ergebnisse dann von einer internationalen Expertengruppe evaluiert werden sollen. Eigenen Angaben zufolge positionieren sich die Hamburger Kunsthalle und die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg mit dieser weltweit einmaligen Personalie ganz weit vorn. In Zeiten, in welchen Künstliche Intelligenzen dazu in der Lage seien, Schachturniere zu gewinnen oder Bilder zu malen, die auf dem Auktionsmarkt für knapp 400.000 Euro den Besitzer wechseln, liege die Hamburger Kunsthalle also voll im Trend, so ein Sprecher von Kultursenator Carsten Brosda.
In einer ersten Reaktion beklagte allerdings die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die sich beschleunigende Digitalisierung, die sich nun offenbar auch im Kulturbereich immer stärker abzeichne. Die Mitarbeiter des Museums begrüßten indes die Entscheidung. Schließlich könne die KI die vielfältigen Aufgaben des Museums-Managements objektiv, effektiv und ohne zeitliches Limit erfüllen. „Curatofex 3000“ ist rund um die Uhr einsetzbar, polyglott und mit Informationen über die gesamte Kunstgeschichte vom Altertum bis in die unmittelbare Gegenwart vertraut. Dank ihrer kundenspezifischen Algorithmen könne sie Ausstellungen zu jedem Thema innerhalb kürzester Zeit konzipieren, Leihverträge automatisch aufsetzen, Transporte organisieren und – ganz wichtig – mit Sponsoren in aller Welt kommunizieren. Das Feature Interkulturelle Kompetenz zum Beispiel sei fester Bestandteil des Lieferpakets. Den Mitarbeitern bliebe dann viel Spielraum für die inhaltliche Arbeit und die Grundaufgaben des Museums. Laut Deutschem Museumsbund sind dies Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln. Diesen Kernaufgaben jetzt im Jahr des 150. Jubiläums der Kunsthalle wieder größere Aufmerksamkeit zu schenken, sei ganz im Interesse des Hauses und seines Publikums. Zuletzt waren die Besucherzahlen signifikant gesunken. Gerade zeitgenössische Kunst soll daher in Zukunft wieder eine größere Rolle spielen. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen hat die KI daher die kurzfristige Reaktivierung des separaten Eingangs der Galerie der Gegenwart verfügt. Dieser ist seit der Wiedereröffnung der renovierten Kunsthalle im Frühjahr 2016 geschlossen.
Ob die KI in ihrem Amt als neuer Museumsdirektor überhaupt ein Gehalt bekommen wird, blieb seitens der Hamburger Kulturbehörde noch unbeantwortet. Auch ob die KI wichtige Reisen zu Museumskonferenzen, zur Biennale Venedig oder zu den wichtigsten Kunstmessen persönlich antreten wird, ist noch ungewiss. Für erste Interviews wird „Curatofex 3000″ jedoch ab sofort zur Verfügung stehen. Die New York Times, so hieß es aus Kunsthallenkreisen, habe bereits angefragt.