• Kunst & Überdies
    • Ausstellungen
    • Fotografie
    • Design & Architektur
    • Film
    • Theater & Bühne
  • Künstlerporträts
  • Digitales Leben
  • Gedanken zur Zeit
  • Über DARE
    • Redaktion & Kontakt
    • Ausgaben
  • Kunst & Überdies
    • Ausstellungen
    • Fotografie
    • Design & Architektur
    • Film
    • Theater & Bühne
  • Künstlerporträts
  • Digitales Leben
  • Gedanken zur Zeit
  • Über DARE
    • Redaktion & Kontakt
    • Ausgaben

Vom Bildschirm auf die Leinwand

11.12.22  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Die Ausstellung „Michel Majerus – DATA STREAMING“ im Kunstverein in Hamburg präsentiert den früh verstorbenen Künstler als Pionier digital inspirierter Malstrategien

 

Michel Majerus, 1996 Foto: Albrecht Fuchs, Köln © Albrecht Fuchs, Cologne, 2022. Courtesy Michel Majerus Estate and neugerriemschneider, Berlin

Der am 6. November 2002 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene, aus Luxemburg stammende, aber in Berlin lebende und arbeitende Maler, Installations- und Konzeptkünstler Michel Majerus wird zur Zeit deutschlandweit mit einem nahezu festivalartigen Ausstellungsreigen geehrt. Das Epizentrum der Ausstellungsreihe „Michel Majerus 2022“ bildet dabei Berlin. Im Michel Majerus Estate, dem ehemaligen Studio, wird sein Werk im Kontext seiner ehemaligen Stuttgarter Professoren Joseph Kosuth und K.R.H. Sonderborg gezeigt. Das KW Institute for Contemporary Art zeigt frühe Gemälde, der Neue Berliner Kunstverein Installationen und die Galerie neugerriemschneider die maßstabsgetreue Rekonstruktion seiner ersten Ausstellung dort, die 1994 stattfand. Daneben präsentieren 13 Museen in ganz Deutschland ausgewählte Werke des Künstlers aus ihren Sammlungen.

 

Michel Majerus MoM Block Nr. 76, o.J. (um 2000) Acryl auf Leinwand 200 x 180 cm (c) Michel Majerus Estate, 2022. Courtesy Privatsammlung Foto: Jens Ziehe, Berlin

 

Eine ebenso sehenswerte wie umfangreiche Präsentation, die den Berliner Ausstellungen an Relevanz keineswegs nachsteht, zeigt der Kunstverein in Hamburg. Unter dem Titel „Michel Majerus – DATA STREAMING“ sind dort Arbeiten aus dem Zeitraum zwischen 1996 und 2002, mithin den letzten Lebensjahren des Künstlers zu sehen. Was diese auszeichnet, deutet bereits der Titel an. Die für den Majerus-Style typische Mischung aus figurativen und abstrakten Elementen, Referenzen und Icons aus der Werbung und der Technokultur, kunsthistorischen Zitaten und ausufernder Leere wird in dieser Zeit zunehmend mit bildgenerierenden digitalen Verfahren vorformuliert. Majerus, der für seine ungezähmte Experimentierfreude bekannt war, hat sich dabei von Videospielen, Softwareprogrammen wie Adobe Photoshop oder populären Computeranimationen inspirieren lassen.

 

Michel Majerus: DATA STREAMING, Blick in die Ausstellung, Foto: Heiko Klaas

„Not much is thrown away because there really is no place to throw it“. Dieses ebenso konsum- wie medienkritische Motto auf einem an eine Sitzbank erinnernden, weißen Balkenobjekt fällt gleich am Eingang des Hamburger Ausstellungsparcours ins Auge. Majerus verwendete diese Aussage bereits 1999 in seiner damaligen Münchner Ausstellung. Dem letztlich nur schwer zu bewältigenden Overflow an visuellen Zeichen und Kaufappellen, der uns alle jeden Tag aufs Neue herausfordert, hat sich Majerus geradezu heldenhaft entgegengestellt, indem er sich Teile davon einverleibte, sie durch den digitalen Fleischwolf drehte und mit malerischer Verve und gesellschaftskritischem Impetus auf die Leinwand schleuderte. Die Videospielfigur Super Mario trifft da auf die Logos von Ecstasypillen, Reklamefragmente, gemorphte Gerhard-Richter- oder Piet-Mondrian-Zitate, Figuren wie Darth Vader oder Space Invaders.

 

Michel Majerus Space Invaders 2, 2002 Acryl und Siebdruck auf Baumwolle 400 x 280 cm © Michel Majerus Estate, 2022. Courtesy Privatsammlung und neugerriemschneider, Berlin Foto: Jens Ziehe, Berlin

 

Mit der Hilfe damals ganz neuer, aus heutiger Sicht einfacher Computerprogramme hat der zwischen High & Low, Post-Pop und Sampling agierende manische Bildersammler Majerus das im Netz, in Comics, in Kunstbänden, auf Buttons oder Stickern vorgefundene Bildvokabular auf der Leinwand collagiert, in kühne Schwünge versetzt, kugelförmig aufgeblasen, farbig variiert oder vielteilig reproduziert und multipliziert. In der Hamburger Ausstellung treffen etliche für seine Arbeitsweise typische quadratische Leinwände im Format 60 x 60 cm mit pointierten Motiven auf nahezu wandfüllende komplexe Bildgefüge. Ganz am Ende des Parcours trumpft die Hamburger Schau dann noch mit der immersiven Installation „the space is where you’ll find it“ (2000) auf. Die Betrachter:innen finden sich hier zwischen abgerundeten Wänden in einem Labyrinth großformatiger Computerausdrucke wieder, das in blassen Farben so unterschiedliche Icons wie Prilblumen, den RAF-Schriftzug oder die Teletubbies aufeinandertreffen lässt.

 

Michel Majerus the space is where you’ll find it, 2000 Digitaldruck auf Vinyl, Holz 310 x 1862 x 1535 cm Installationsansicht: michel majerus. demand the best, don’t accept excuses, Deichtorhallen Hamburg, Hamburg, DE, 18.11.2005 – 26.01.2006 © Michel Majerus Estate, 2022. Courtesy Kunstmuseum Wolfsburg Foto: Jens Ziehe

 

Was den Besuch im Kunstverein in Hamburg zusätzlich attraktiv macht, ist auch die zweite Ausstellung, die parallel zu „DATA STREAMING“ im Erdgeschoss gezeigt wird. „Cory Arcangel – FLYING FOXES“ versammelt eine Reihe aktueller Arbeiten des 1978 geborenen US-Amerikaners, die Majerus’ digitale Aneignungsstrategien kongenial ins 21. Jahrhundert überführen. So etwa in zwei Videoarbeiten aus seiner Serie „Runners“ (2019), in welchen der postkonzeptuell arbeitende Künstler sich durch die Instagram-Profile des Onlinehändlers Amazon beziehungsweise des Ölmultis ConocoPhillips scrollt und durch affirmatives „Liken“ einen von nervigen Influencer:innen und eitlen Selbstvermarkter:innen bevölkerten, an Banalitäten kaum zu überbietenden Reklamestream generiert, der den Konsumismus breiter amerikanischer Bevölkerungsschichten scharfsinnig entlarvt.

Michel Majerus Tron 9 (hellblau Pantone 304), 1999 Siebdruck auf Leinwand und Dispersionsfarbe auf Wand Gesamtdimension: 300 x 300 cm, Siebdruck auf Leinwand: 142 x 122 cm (c) Michel Majerus Estate, 2022. Courtesy neugerriemschneider, Berlin und Matthew Marks Gallery Foto: Jens Ziehe, Berlin

 

Auf einen Blick:

 

Ausstellung: Michel Majerus – DATA STREAMING

 

Ort: Kunstverein in Hamburg

 

Zeit: bis 12.2.2023, Di–So 12–18 Uhr, 24. und 31. Dezember geschlossen

 

Katalog: Michel Majerus 2022, Deutsch/Englisch, ca. 256 S., ca. 170 Farbabb., DCV, Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft, erscheint im Frühjahr 2023

 

Internet: www.kunstverein.de

www.michelmajerus2022.com

 

Michel Majerus, um 2001 Foto: Edith Majerus © Edith Majerus, 2022. Courtesy Michel Majerus Estate and neugerriemschneider, Berlin

 

Cory ArcangelDATA STREAMINGHamburgKunst der Neunziger JahreKunstverein in HamburgMalereiMichel Majerusmichelmajerus2022Sampling
Ausgaben Ausstellungen DARE Stories Kunst Künstlerporträts



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




Vorheriger Beitrag
Modelle zur Erfassung der Welt
Nächster Beitrag
Kunstmesse mit Wohlfühlfaktor



Auch interessant

Vom Klapprechner auf die Leinwand

Vom Klapprechner auf die Leinwand

22.10.24  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas
Babysäbelzahntigervollkaskoversicherungsantragsstellungsurkunde

Babysäbelzahntigervollkaskoversicherungsantragsstellungsurkunde

05.10.24  Von Paige K. Bradley




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..






Nach oben ˆ
  • Impressum
  • Redaktion & Kontakt
  • Datenschutzerklärung