Die 37. Ausgabe der Amsterdamer Antik- und Designmesse PAN spricht vornehmlich Liebhaber niederländischer Artefakte an
Ob prächtige Giebelhäuser an den Amsterdamer Grachten, über das ganze Land verteilte Schlösser, Herrenhäuser und Landsitze, markante Bauten der De-Stijl-Bewegung oder die oft spektakulären Hervorbringungen von Rotterdamer Architekturbüros wie Rem Koolhaas oder MVRDV: Die Niederländer sind spätestens seit dem 17. Jahrhundert eine architekturbegeisterte Nation. Klar, dass viele von ihnen – die entsprechenden finanziellen Mittel vorausgesetzt – auch auf die Ausstattung ihrer Räume großen Wert legen. Gute Voraussetzungen also für eine Messe wie die PAN Amsterdam, deren 37. Ausgabe kurz bevorsteht.
PAN steht dabei für „Pictura Antiquairs Nationaal“. Die Messe wurde 1987 mit der ursprünglichen Idee gegründet, ein auf niederländische Anbieter spezialisiertes Gegenstück zur wesentlich internationaler ausgerichteten Maastrichter Messe, die seit 1988 als TEFAF firmiert, zu etablieren. 125 internationale Galerien werden in diesem Jahr in Amsterdam erwartet, darunter Top-Dealer wie die auf holländische und flämische Alte Meister spezialisierten Adressen Lawrence Steigrad Fine Arts aus New York oder die 1922 gegründete Amsterdamer Galerie P. de Boer. Schauplatz der PAN ist das RAI, Amsterdams großes Messe- und Kongresszentrum im Süden der Stadt. Erwartet werden rund 45.000 Besucher:innen.
Die PAN Amsterdam begreift sich als führende niederländische Messe für Kunst, Antiquitäten und Design. Das Angebot reicht von der klassischen Antike über Alte Meister, Fotografie, zeitgenössische Kunst, Antiquitäten, dekorative Objekte, Juwelen und Teppiche bis hin zu Designklassikern. Liebhaber silberner Tabakdosen aus dem 18. Jahrhundert mit Grachten- und Segelschiffdarstellungen (A. Aardewerk) können auf der acht Tage dauernden Messe ebenso fündig werden wie Sammler prächtiger Himmelsgloben aus der Werkstatt Gerard Valck, dem bedeutendsten Amsterdamer Kartenverlag des 17. und 18. Jahrhunderts (Antiquariaat de Roo). Auf Freunde der Malerei hingegen wartet zum Beispiel ein Gemälde von Karel Appel im pastos-expressiven CoBrA-Stil (Kunstgalerij Albricht). Die komplette Siebdruck-Serie „Reigning Queens“ von Andy Warhol aus dem Jahr 1985 wollte die Galerie MPV – Mark Peet Visser aus dem südniederländischen Oisterwijk eigentlich als ein Highlight mit nach Amsterdam bringen. Doch drei Wochen vor der Messe wurden zwei der Werke aus der Galerie gestohlen und zwei weitere durch eine von den Dieben ausgelöste Explosion irreparabel zerstört. Oder darf es stattdessen eine üppig mit Edelsteinen verzierte Panther-Brosche von Cartier sein? Epoque Fine Jewels aus dem belgischen Kortrijk hat sie im Angebot.
„Wir sind eine eklektische Kunstmesse. Daher ist das Teilnehmerfeld auch sehr breit aufgestellt“, bekennt Mark Grol, der seit 2019 Direktor der Messe ist. Zuvor war er lange Zeit in leitenden Positionen für Sotheby’s in den Niederlanden und in London tätig. Bestimmt werden die teilnehmenden Galerien von einem Auswahlkommitee, das sich aus Mitgliedern des Verwaltungsrats zusammensetzt. Wer besucht eigentlich die PAN Amsterdam? Mark Grol betont nochmals die Heterogenität der Teilnehmer und der Besucher: „Bei einer solchen Vielfalt an Galerien und Kunsthändlern gibt es eigentlich keinen typischen Durchschnittskäufer.“ Zumal die Preisrange von ein paar Hundert bis zu einer Million Euro reiche.
„Die Klientel ist breit aufgestellt“, sagt auch Etienne Feijns von Mass Modern Design aus Roosendaal, der sich auf Designklassiker des 20. Jahrhunderts spezialisiert hat. „Und genau das macht diese Messe hochinteressant. Die Bandbreite reicht von jungen Sammler:innen bis hin zu älteren vermögenden Kunden. Allen gemeinsam ist, dass sie nicht einfach nur kaufen, sondern sich zunächst ganz genau mit der Geschichte und Herkunft der einzelnen Stücke beschäftigen.“
Solche Geschichten wohnen auch den Designobjekten bei Mass Modern Design inne. Hier lässt sich etwa ein extrem rares Paar Lehnstühle erwerben, die der De-Stijl-Architekt Jacobus Johannes Pieter Oud (1890-1963) 1960 für die Rotterdamer Sparkasse entworfen hat. Alle anderen bekannten Exemplare befinden sich ausschließlich in Museumssammlungen. Außerdem am Stand: ein in den Primärfarben gehaltener Gerrit Rietveld-Stuhl mit besonderer Provenienz. Er gehörte zur Ausstattung der UNESCO-Weltkulturerbestätte Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht, das Rietveld zusammen mit der Architektin Truus Schröder errichtet hatte.
Der auf Vintage-Plakate spezialisierte Rob van Vulpen gehört zu den diesjährigen Newcomern. „Es ist das erste Mal, dass Vintage Plakate auf der PAN Amsterdam eine zentrale Bühne bekommen“, sagt er. „Seit über 20 Jahren handele ich mit Vintage Plakaten in meiner Galerie Stylo in Bennebroek, aber die Teilnahme an der PAN ermöglicht es mir jetzt, ein großes Publikum zu erreichen.“ Van Vulpen zeigt nicht nur eine große Bandbreite an klassischen Plakaten niederländischer Entwerfer, sondern auch frühe französische Plakatkünstler wie Henri de Toulouse-Lautrec oder Pierre Bonnard.
Martijn Van Dansik von Scriptum Art Books aus Den Haag sagt, die PAN Amsterdam spiegele nicht nur die Diversität des Publikums wider, sondern auch die Art und Weise, in der sich die Menschen heutzutage mit Kunstobjekten umgeben: nämlich stilpluralistisch. Was für ihn eine gute Messe ausmacht, formuliert er so: „Das Verhältnis zwischen dem Angebot an alter, neuer und zeitgenössischer Kunst muss ausgeglichen sein. Sonst kann das zur Falle werden. Entweder auf zeitgenössische Kunst oder Design spezialisierte Messen gibt es zuhauf. Was aber die PAN Amsterdam so einzigartig macht, ist die perfekte Mischung aus beidem.“
Ein umfangreiches Programm mit Talks, Lectures und Vorträgen rundet einen Besuch dieser Messe ab.
Auf einen Blick:
Messe: PAN Amsterdam
Ort: RAI Amsterdam, Halle 8, Europaplein
Zeit: Vernissage: 23. November (nur auf Einladung). 24. November bis 1. Dezember täglich 11-18 Uhr. Sonderöffnungszeiten: 26. November 11 – 20 Uhr. 28. November: Private Art Evening 18.30 – 22 Uhr
Internet: www.pan.nl