Beliebt bei Ausstellern und Publikum: Die ARCOmadrid steht vor ihrer 44. Ausgabe
„Insgesamt gefallen uns die Atmosphäre und das gute VIP-Programm. Die Messe ist ausgezeichnet organisiert, unkompliziert, sehr gut besucht, freundlich und für uns als Teilnehmer relativ kostengünstig. Madrid ist ein schöne Stadt, die viel bietet“, gibt sich der Berliner Galerist Thomas Schulte begeistert über die führende spanische Kunstmesse ARCOmadrid.
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Auf der ARCOmadrid, Foto: ARCOmadrid
Und er ist mit dieser Einschätzung nicht alleine. Insgesamt 206 Galerien aus 36 Ländern, davon 179 im Hauptprogramm, präsentieren auf der bevorstehenden 44. Ausgabe der ARCOmadrid mehr als 1.300 Künstler:innen. Die Rückkehrerquote ist hoch. Etliche der Galerien nehmen bereits seit Jahrzehnten an der Messe teil.
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Angela de la Cruz
Barricade (Sofa), 2023
Sofa, Armchair
Foto: Galerie Thomas Schulte
Thomas Schulte zeigt unter anderem zwischen Dekonstruktion und emotionaler Aufladung changierende Skulpturen der in London lebenden spanischen Turner Prize-Trägerin Ángela de la Cruz. Neben Thomas Schulte nehmen noch etliche andere deutsche Händler:innen an der Messe teil, darunter etwa die Berliner Galerien Esther Schipper, Barbara Wien, neugerriemenschneider, Max Hetzler und Capitain Petzel.
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Auf der ARCOmadrid, Foto: ARCOmadrid
Aus Düsseldorf anreisen wird die Galerie Kadel Willborn. „Die Messe hat ein bemerkenswert gepflegtes und durchdachtes internationales VIP-Programm, das den eingeladenen Sammlern über mehrere Tage erlaubt, in Ruhe die Messe anzusehen“, hebt Iris Kadel hervor. „Wir werden eine Multi-Media-Installation, bestehend aus Fotografie, Virtual Reality und Video, des amerikanischen Künstlers Jacolby Satterwhite zeigen, der zuletzt auch im Metropolitan Museum in New York und dem Museum of Fine Arts Houston große Einzelausstellungen gezeigt hat. Vivian Greven, die gerade im Modersohn-Becker Museum eine große Präsentation hatte, setzt das Thema Körper und Identität in ihrer analytischen Malerei fort.“
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Auf der ARCOmadrid, Foto: ARCOmadrid
Neben dem Hauptprogramm werden auf der diesjährigen ARCO auch drei kuratierte Sektionen zu sehen sein. Nachdem die Karibik im vergangenen Jahr den regionalen Schwerpunkt bildete, rückt die stets am Kunstgeschehen in Lateinamerika interessierte Messe in diesem Jahr die Amazonasregion in den Fokus. Unter dem Stichwort „Amazon Futurism“ sollen „hybride Existenzen zwischen Mensch, Pflanze, physischen und metaphysischen Körpern“ künstlerisch reflektiert werden.
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Claudia Andujar
A Sônia
c. 1971
80 x 120 cm – each
mineral pigment ink on Hahnemühle
Photo Rag Baryta 350g paper
Foto: Galerie Vermelho
Zu den 24 in dieser Sektion gezeigten Künstler:innen gehört die 93-jährige schweizerisch-brasilianische Fotografin und Menschenrechtsaktivistin Claudia Andujar. Sie wird von der in São Paulo ansässigen Galerie Vermelho vertreten. Galeriesprecher Gabriel Zimbardi erläutert: „Die ARCO ist für uns eine bedeutende Messe, da sie eng mit der Konzeptkunsttradition verbunden ist, die auch dem Vermelho-Programm zu Grunde liegt.“ Neben Claudia Andujar werden auch Werke des in Paris lebenden Kolumbianers Iván Argote gezeigt, die die Grenzbereiche des Mediums Malerei untersuchen. Dazu Gabriel Zimbardi: „Beide vermitteln unterschiedliche Perspektiven auf den humanitären Aktivismus in der Kunst. Andujar widmet sich seit den 1970er Jahren dem Schutz der indigenen Gebiete Brasiliens, während Argote in Skulpturen, Installationen, Interventionen und Bewegtbild-Arbeiten das erforscht, was er »Radikale Zärtlichkeit« nennt.“
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Iván Argote
Breathings: Another world is possible
2024
86.6 x 94.5 x 1 in
220 x 240 x 2,5 cm
Painting on silk
Foto: Galerie Vermelho
Zu den regelmäßigen Teilnehmer:innen der ARCOmadrid gehört die Wiener Galeristin Rosemarie Schwarzwälder, die viele Jahre auch im Komitee der Messe aktiv war. „Mit der Kontinuität wachsen die mannigfaltigen Beziehungen zu den Institutionen, den Sammlern, den Theoretikern, der gesamten Kunstszene. Wir fühlen uns mit der Messe und dem Team sehr verbunden“, so Schwarzwälder. Einen Schwerpunkt am Stand ihrer Galerie nächst St. Stephan bilden Arbeiten der 90-jährigen amerikanischen Textilkünstlerin Sheila Hicks, die derzeit große internationale Aufmerksamkeit erfährt. Neben dieser hochpreisigen Position zeigt die Galerie aber auch textile Werke der in Berlin und Paris lebenden Polin Natasza Niedziółka. Dazu noch einmal Rosemarie Schwarzwälder: „Ihre malerischen Werke besitzen eine unglaublich sublime Farbigkeit und minimalistische Geste. Jede ihrer Leinwände verweist auf die Zeit, die sich durch die Stickerei einschreibt, und die in der Entstehung steckt.“
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Natasza Niedziółka
Zero Gyeongju, 2018-2021
Koreanische Seide auf koreanischem Leinen
195 x 145 cm
Foto: Markus Wörgötter © Bildrecht Wien, 2025
Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
Im letzten Jahr verzeichnete die ARCOmadrid mehr als 93.000 Besucher:innen. Die Galeristin Ani Molnár aus Budapest sieht die Zusammensetzung der Besucherschaft als ein Alleinstellungsmerkmal der ARCO: „Sie wird nicht nur von einem breiten kunstinteressierten Publikum besucht, sondern auch von zahlreichen internationalen Sammlern und Kunstfachleuten, die offen sind für die Entdeckung neuer künstlerischer Ausdrucksformen. Deshalb neigen wir dazu, jedes Jahr neue Künstler auf den spanischen Markt zu bringen. Dazu gehört Sonia Navarro, eine spanische Künstlerin, die 2024 mit dem renommierten BMW Painting Award ausgezeichnet wurde, und deren Werke Teil der Sammlung des Museo Reina Sofía sind. Wir werden ihre sorgfältig genähten, geometrischen Kunstwerke aus Leder und Textil zeigen.”
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Sonia Navarro: Socotora 2, 2022, stitched PVC collage
Foto: Galerie Ani Molnár
Wie sehen die Galerist:innen die Zukunft, auch angesichts der sich anbahnenden „neuen Weltordnung“ nach der Wiederwahl von Donald Trump? Dazu Iris Kadel: „Grundsätzlich stellt die schwierige wirtschaftlichen Situation, insbesondere in Deutschland die Galerien nicht erst seit der Wahl von Trump vor große Herausforderungen. Trotzdem gilt es jetzt umso mehr, dem Weltbild von Trump etwas gegenüberzustellen. Dabei sind Begriffe wie Vielfalt, Offenheit und Dialog wichtiger denn je.” Auch Thomas Schulte findet, dass die Unsicherheit zurückgekehrt ist. Seine Maxime in stürmischen Zeiten formuliert er so: „Wir müssen uns überraschen lassen und auf die eigene Stärke konzentrieren.”
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Auf der ARCOmadrid, Foto: ARCOmadrid
Auf einen Blick:
Messe: ARCOmadrid
Ort: IFEMA Madrid, Av. del Partenón, 5, 28042 Madrid
Zeit: 5.-9.3.2025, 5.-7.3. professionelle Besucher, ab 7.3. 15 Uhr allgemeines Publikum
Katalog: in Vorbereitung
Internet: www.infema.es/en/arco/madrid
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Marina Adams
An Arab Song, 2024
Acrylic on linen
Foto: Galerie Thomas Schulte
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Druckausgabe von Kunst & Auktionen vom 14. Februar 2025.