Die 41. Art Brussels hält Kurs in turbulenten Zeiten
Place de Belgique 1. Das klingt nach einer vielversprechenden Adresse. Doch hier befindet sich keineswegs das Schloss des Königs oder das belgische Parlament. Es handelt sich um die Anschrift des Brüsseler Messegeländes und damit auch um den Standort der Art Brussels, die in diesem Jahr zum 41. Mal stattfindet. Erwartet in den anlässlich der Weltausstellung 1935 errichteten, prachtvollen Hallen werden 165 Galerien aus 35 Ländern mit über 800 Künstlern. 38% der Aussteller sind Erstteilnehmer. Die Messe rechnet auch in diesem Jahr mit rund 26.000 Besuchern.

Salomé Chatriot
WAISTGATE (NECKLINE), 2025
Enamel paint on aluminium
125 x 78 x 5 cm
Unique
courtesy the artist and OFFICE IMPART
Bereits zum vierten Mal nimmt die Galerie Office Impart aus Berlin an der Messe teil. Galeristin Anne Schwanz hat hohe Erwartungen: “Für uns ist die Art Brussels eine Messe, bei der wir das sehr aufmerksame und kenntnisreiche Publikum schätzen – sowohl auf Sammlerseite als auch im institutionellen Bereich. Wir erhoffen uns nicht nur gute Verkäufe, sondern auch neue Kontakte zu Kurator:innen, ein Wiedersehen mit bestehenden Sammler:innen und Gespräche auf inhaltlicher Ebene. Die Art Brussels ist eine Messe, bei der wir das Gefühl haben, dass man international gesehen und ernst genommen wird.“ Am Stand präsentiert werden Arbeiten der Künstlerinnen Salomé Chatriot und Pola Sieverding. In den Medien Fotografie, Skulptur, Video und digitale Oberflächen treten die beiden Künstlerinnen „in einen Dialog über Körperbilder, Intimität und die Frage, wie wir uns inmitten technologischer Umwelten begegnen“, so Anne Schwanz.

Art Brussels 2024,
DAVID PLAS PHOTOGRAPHY
Die Art Brussels gliedert sich in die Sektionen „Prime“ mit 106 Galerien, „Solo“ mit 28 Galerien, „Discovery“ mit 35 Teilnehmern, die Newcomer in Einzel- oder Duokonstellationen zeigen, sowie „Invited“ mit 9 Galerien. Ihre Premiere feiert in diesem Jahr die neue Sektion „’68 Forward“ mit 14 Galerien, die Kunst präsentieren, die aus dem Fahrwasser der 68er-Bewegung hervorgegangen ist. Gezeigt werden sowohl tonangebende Pioniere als auch übersehene Talente.

Ang Kalangitan (The Skyworld or Warrior Heaven), leather varnish, saw dust, white glue on carved wood, 2025, detail, Courtesy the artist and The Drawing Room
Mit die längste Anreise nach Brüssel hat sicherlich die Galerie The Drawing Room aus Manila. Diese zeigt unter anderem Wandreliefs des philippinischen Künstlers Roberto Feleo aus seiner Serie „Life and After Life“, in der dieser anhand alter und noch immer lebendiger philippinischer Mythen die ewige Wechselbeziehung zwischen Leben und Tod verhandelt. Nach positiven Erfahrungen mit diesem Künstler auf der Messe Asia Now im vergangenen Herbst in Paris betont die Galerie aber gleichzeitig auch, dass die Vermittlung der kulturellen Nuancen von Kunstwerken, die noch ganz neu auf dem europäischen Markt sind, immer wieder eine besondere Herausforderung darstellt.

Art Brussels 2024,
DAVID PLAS PHOTOGRAPHY
Erst seit zwei Jahren in Brüssel als Galerist tätig ist der seit langem in der Stadt lebende, deutschstämmige Kurator und Autor Nicolaus Schafhausen, der zuletzt Direktor der Kunsthalle Wien war. Seine Galerie KIN zeigt gemeinsam mit der ebenfalls in Brüssel beheimateten Galerie Gauli Zitter eine Duo-Präsentation der belgischen Künstler Michael Van den Abeele und Laurent Dupont. In einer Mischung aus Ernst und Ironie arbeiten diese medienübergreifend mit Malerei, Skulptur und Installation. Nicolaus Schafhausen beobachtet zur Zeit mit Sorge, dass ehemals kunstaffine Kreise ihr Kapital zunehmend in fragwürdige Investments im Bereich der Rüstungsindustrie, der Rohstoff- und der Kryptomärkte verlagern. Doch angesichts dieser Entwicklungen gibt er sich kämpferisch: „Für uns heißt das: klare kuratorische Entscheidungen, Konzentration auf künstlerische Substanz, das Bestehen auf Ambivalenz, Komplexität und Relevanz – auch wenn das nicht immer in marktfreundliche Formate passt“, so Schafhausen.

Art Brussels 2024, DAVID PLAS PHOTOGRAPHY
Was ist parallel zur Art Brussels in der Stadt zu sehen? Im Kunst- und Kulturzentrum BOZAR findet unten dem Titel „Khorós“ eine große Ausstellung der belgischen Bildhauerin Berlinde de Bruyckere statt, die Arbeiten aus den letzten 25 Jahren im Dialog mit Werken von Lucas Cranach dem Älteren, Peter Buggenhout, Patti Smith und Pier Paolo Pasolini zeigt. Und in der Cloud Seven – Frédéric de Goldschmidt Collection, einer der spannendsten Privatsammlungen in Brüssel, wird unter dem Titel „Thresholds, Doors, Portals,…“ eine Gruppenausstellung zu übersinnlichen Phänomenen in der Kunst gezeigt.

Art Brussels 2024, DAVID PLAS PHOTOGRAPHY
Das globale Umfeld für den Kunstmarkt ist angesichts der durch Donald Trump ausgelösten Turbulenzen auf den Finanzmärkten und fortdauernder Krisen und Konflikte auf keinen Fall rosiger geworden. Der aktuelle Art Basel and UBS Global Art Market Report verzeichnet einen globalen Umsatzrückgang von 12 Prozent. Diese Tendenz bestätigt auch Messedirektorin Nele Verhaeren. In diesem Jahr nehmen zehn Galerien weniger an der Art Brussels teil als in den Jahren zuvor. Generell seien die Entscheidungsprozesse langwieriger geworden. „Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend auch im Verhalten der Kunstkäufer niederschlagen wird“, so Nele Verhaeren. Doch sie weiß dieser Entwicklung auch etwas Positives abzugewinnen: „Es ist davon auszugehen, dass die Sammler ihre Erwerbungen sorgfältiger abwägen, was die Kaufentscheidungen aber am Ende auch durchdachter und entschlossener macht.“

Messedirektorin Nele Verhaeren, DAVID PLAS PHOTOGRAPHY
Auf einen Blick:
Messe: 41. Art Brussels
Ort: Brussels Expo, Halle 5, Place de Belgique 1, 1020 Brüssel
Zeit: 24. April 2025, 11-21 Uhr: VIP-Opening, Publikumstage 25. bis 27. April, jeweils 11-19 Uhr
Internet: www.artbrussels.com

Art Brussels 2024, DAVID PLAS PHOTOGRAPHY