Unter dem Titel „Elbphilharmonie Revisited“ lassen die Hamburger Deichtorhallen ab dem 10. Februar deutsche und internationale Künstler auf die spektakuläre Architektur des Konzertgebäudes reagieren.
Über zehn Jahre lang galt sie als die umstrittenste Baustelle in Hamburg. Jetzt ist die Elbphilharmonie, das Landmark-Building des Schweizer Architekturbüros Herzog & De Meuron, fertig. Trotz der erheblichen Mehrkosten und der Bauverzögerung ist der Chor der Kritiker jetzt weitgehend verstummt. Der Run auf die Eintrittskarten dagegen ist kaum zu bremsen.
Elbphilharmonie Revisited: Monica Bonvicini, yet untitled (Legscutout), 2016 © Monica Bonvicini and VG-Bild Kunst. photo: Hans-Georg Gaul
In den Hamburger Deichtorhallen nimmt man die Eröffnung der Elbphilharmonie ab Mitte Februar zum Anlass für eine große Ausstellung, in der bildende Künstler auf die Architektur des Gebäudes reagieren sollen. Unter dem Titel „Elbphilharmonie Revisited“ ist rund ein Dutzend internationaler Künstler eingeladen, mit Skulpturen, Installationen, Fotografien oder Filmen auf den markanten Bau zu reagieren. Die Schau entsteht in Kooperation mit Herzog & De Meuron, die auch die Ausstellungsarchitektur beisteuerten, sowie der HamburgMusik gGmbH.
Elbphilharmonie Revisited: Sarah Morris, Finite and Infinite Games [Production Still], 2017 (Alexander Kluge & Sarah Morris) © Sarah Morris/Photographer: Wendy Bowman
Wie ist die Ausstellung zustande gekommen? „Die Initiative ging von den Deichtorhallen aus“, so Deichtorhallenintendant Dirk Luckow. „Es sollten eigens für diese Ausstellung entwickelte Arbeiten präsentiert werden, die über die zu erwartende, tagesaktuelle Wahrnehmung der Elbphilharmonie rund um die Eröffnung hinaus auf das Gebäude blicken. Die Künstler sollen der ja auch optisch gewaltigen Inszenierung dieses Konzerthauses und der sich um sie herum entwickelnden Konsumkultur etwas Überraschendes entgegensetzen. Sie haben das Potential, sich freizumachen von Tagesaktualität und schneller Sichtbarmachung.“
Elbphilharmonie Revisited: Peter Buggenhout, Modell/Ideenskizze für eine Installation anläßlich der Ausstellung »Elbphilharmonie Revisited« © Peter Buggenhout
Was werden die eingeladenen Künstler zeigen? Der Belgier Peter Buggenhout, bekannt für seine postapokalyptische Ruinen-ästhetik, plant eine „dekonstruierte Interpretation“ des Baus in Form einer 15 Meter hohen Skulptur. Candida Höfer steuert über 20 kühl-sachliche Aufnahmen aus der Elbphilharmonie bei. Die in New York lebende Britin Sarah Morris hat vor Ort einen rund 20-minütigen Kurzfilm gedreht. Ihre cool stilisierten Aufnahmen werden mit der Stimme Alexander Kluges, der einen philosophischen Text vorliest, unterlegt.
Elbphilharmonie Revisited: Tomás Saraceno, Arachno Concert, with Arachne (Nephila senegalensis), Cosmic Dust (Porus Chondrite) and the Breathing Ensemble, 2016. Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin. © Photography by Andrea Rossetti, 2016
Weitere Arbeiten stammen von internationalen Playern wie Monica Bonvicini, dem Duo Janet Cardiff und George Bures Miller, Tacita Dean, Liam Gillick oder Tomás Saraceno. Und die lokale Szene? Immerhin ist das Hamburger Künstlerkollektiv Baltic raw org mit von der Partie. Sie präsentieren die partizipative Arbeit „Kanalphilharmonie“, eine Mischung aus Modell, Skulptur und Veranstaltungsplattform. Mitinitiatorin Móka Farkas erläutert: „Draußen führt ein interaktiv-selbstreflexives Multiple-Choice-Spiel die Besucher an Entscheidungssituationen heran, welche die Entstehungsgeschichte der Elphi begleitet hatten. Je nachdem, wie die Mehrheit der Besucher sich eines Tages im Spiel entscheidet, wird eine Veränderung am Gebäude vorgenommen. Wir sind gespannt, ob die Hamburger selbst diesen Prozess gemeistert hätten.“
Elbphilharmonie Revisited: Baltic Raw Org, Kanalphilharmonie, 2013/2017. Foto und copyright bei Baltic Raw Org
Gespannt ist allerdings auch die Hamburger Kunstszene auf ihre zukünftige finanzielle Ausstattung. Denn eines steht fest: Der laufende Betrieb der Elbphilharmonie wird erhebliche Mittel aus dem knappen Kulturhaushalt der Hansestadt verschlingen. Mittel, die womöglich an anderer Stelle wieder eingespart werden müssen.
Elbphilharmonie Revisited: Candida Höfer, Elbphilharmonie Hamburg Herzog & de Meuron Hamburg 2016 © Candida Höfer / VG Bild Kunst, Bonn, 2016
Auf einen Blick
Ausstellung: Elbphilharmonie Revisited
Ort: Deichtorhallen Hamburg, Halle für aktuelle Kunst
Zeit: 10.2. bis 1.5.2017, Di – So 11-18 Uhr, jeden 1. Donnerstag im Monat 11-21 Uhr (außer an Feiertagen)
Katalog: Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Snoeck Verlag mit Texten von Dirk Luckow, Kolja Reichert und Angela Rosenberg
Internet: www.deichtorhallen.de