Die Bildhauerin Franka Hörnschemeyer in den neuen Räumen der Galerie Nordenhake Berlin.
Bäumchen wechsle dich im Berliner Galerienhaus an der Lindenstraße. Etliche der hier ansässigen Galerien haben in letzter Zeit untereinander die Räume getauscht. Die einen sind von oben nach unten, die anderen von unten nach oben gezogen. So auch der in Stockholm und Berlin gleichermaßen präsente Schwede Claes Nordenhake, der jetzt mit seiner Galerie auf der ersten Etage residiert. Mehr als andere Räume sind Galerieräume symbolisch aufgeladen. Hier manifestiert sich Kunstgeschichte im Rhythmus des Ausstellungskalenders, hier treffen die unterschiedlichsten sozialen Milieus aufeinander, hier zeigen sich Mechanismen der Wertschöpfung und Kanonisierung. Was liegt da näher, als zur Einweihung der neuen Räume keine „Flachware“ an die Wände zu hängen, sondern eine Künstlerin zu zeigen, die sich von Beginn ihrer Karriere an mit der historischen, soziologischen und philosophischen Aufladung von Räumen beschäftigt hat?
Die Berliner Bildhauerin Franka Hörnschemeyer hat für ihre Ausstellung „Imaginary State“ den leeren Galerieraum mit einer bis knapp unter die Decke reichenden, omnipräsenten Metall-Ständerwerkkonstruktion in ein großes begehbares Labyrinth verwandelt. Das aus dem Innenausbau bekannte, in jedem Baumarkt erhältliche Material bildet eine transparente, vielansichtige Gitterkonstruktion mit immer wieder neuen Ein- und Durchblicken, komplexen Blickachsen und Rahmungen. Gerade am gut besuchten Eröffnungsabend zeigte sich auch die kommunikative Qualität dieser Intervention. Die Besucher der Schau nutzten das Wechselspiel zwischen Innen und Außen, um sich von „Raum zu Raum“ miteinander auszutauschen, sich gegenseitig zu fotografieren, zuzuprosten oder das Wegesystem ausführlich zu erkunden.
Wer die Gipskartonwände, die im Trockenbau normalerweise auf das Ständerwerk aufgebracht werden, vermisste, musste nur auf den Boden zu schauen. Hier hat Franka Hörnschemeyer lindgrüne Gipskartonplatten, die sie, einem Schweizer Käse ähnlich, mit kreisrunden Löchern perforiert hat, an mehreren Stellen zu kleinen Stapeln arrangiert. Indem sie vermeintlich „kunstloses“ Baumarktmaterial clever arrangiert und so die vielfältigen Beziehungen zwischen Raum, Werk, Betrachter, hehrer Kunst- und profaner Alltagswelt ebenso unaufdringlich wie spielerisch thematisiert, schafft Franka Hörnschemeyer in der Galerie Nordenhake eine geistreiche Installation, die gleichzeitig über eine große Erlebnisqualität verfügt. In einem kleineren Kabinett sind zudem Wandarbeiten aus Architekturplänen, Gipskartonplatten, Stahl und bearbeiteten Schalungsplatten zu sehen.
Franka Hörnschemeyer: Imaginary State, Galerie Nordenhake Berlin, bis 25.2.2017, www.nordenhake.com