Der belgische Künstler Rinus Van de Velde präsentiert jetzt seine erste Einzelausstellung in der König Galerie Berlin
In Holland und Belgien ist der belgische Maler, Zeichner und Bildhauer Rinus Van de Velde bereits ein Star, in Deutschland allerdings ist er noch nicht ganz so bekannt. Das könnte sich mit seiner ersten großen Einzelausstellung in der König Galerie in Berlin jetzt ändern. Zu der Preview am Donnerstagabend war ein ausgewählter Kreis an Kunstinteressierten und Sammlern gekommen, um auf der großen Ausstellungsetage im oberen Stockwerk der ehemaligen Kirche St. Agnes die dicht an dicht gehängten, ganz in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen, großformatigen Kohlestift-Zeichnungen des belgischen Künstlers zu betrachten. Der 1983 in Leuven geborene und heute in Antwerpen lebende Rinus Van de Velde spielt virtuos mit Verschiebungen zwischen Realität und Fiktion.
Im Zentrum seiner Ausstellung „THE COLONY“ steht sein erfundenes Alter Ego, der Künstler Isaac Weiss. Dieser steht an der Spitze einer offenbar in tropischen Gefilden ansässigen Künstlerkolonie, zu der berühmte Mitglieder wie Pablo Picasso, Joan Mitchell oder Cy Twombly gehören. Was einst als utopisches Projekt begann, hat sich aber offenbar in der Zwischenzeit zu einer pseudoreligiösen Gemeinschaft mit totalitären Tendenzen gewandelt: Traurige Tropen. Auf den 32 Blättern seiner dystopischen Installation lässt Van de Velde den Betrachter an den Zerfallsprozessen von Mensch, Moral und Material partizipieren.
In der König Galerie zu sehen ist jetzt der zweite Teil dieser fiktiven Geschichte rund um die Künstlerkolonie. Der erste Teil war zuvor im Gemeentemuseum in Den Haag ausgestellt. Rinus Van de Velde, der ursprünglich Bildhauerei studiert hat, kombiniert in seinen großformatigen, an Storyboards erinnernden Kohlezeichnungen Text und Bild, realistische Elemente und surreale Szenen, Wiedererkennbares und Erfundenes. Ein Clou der Berliner Schau: Etliche der großformatigen Zeichnungen montiert er auf farbige, malerische Hintergründe, auf denen er berühmte Maler des 20. Jahrhunderts zitiert. Die Installation der Werke auf den drei hohen Wänden von St. Agnes ist überaus wirkungsvoll. Rinus Van de Velde hat mit dieser gelungenen Ausstellung nun also auch in Deutschland seinen ersten größeren Auftritt hingelegt.
Rinus Van de Velde: „THE COLONY“, König Galerie, bis 23. April, www.koeniggalerie.com