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Kunst in angespannten Zeiten

11.05.17  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Biennale Venedig: Ganz auf den Dialog zwischen Künstlern und ihrem Publikum setzt die französische Kuratorin Christine Macel mit ihrer Hauptausstellung „Viva Arte Viva“. Die Länderpavillons der 57. Biennale dagegen zeigen vielfach eher Bewährtes. Eine rühmliche Ausnahme bildet der Deutsche Pavillon mit der nahezu fünfstündigen Inszenierung „Faust“ des Frankfurter Shooting Stars Anne Imhof

Deutscher Pavillon: Anne Imhof: „Faust“, Foto: Heiko Klaas

 

Eine merkwürdige Anspannung liegt über dem Deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig. Oberhalb des Bodens ist eine zweite Ebene aus Glas eingezogen worden. Darunter entdeckt man skurrile Utensilien: Steinschleudern, Handtücher, Behälter mit Metallkugeln oder Hundefutter. Die Hunde selbst sind in einem Drahtzwinger im Außenbereich untergebracht: zähnefletschende Dobermänner. Auch sie sind Teil der fast fünfstündigen, morbid-schönen Inszenierung „Faust“ der Frankfurter Künstlerin Anne Imhof, Jahrgang 1978. Kuratorin Susanne Pfeffer hat die Senkrechtstarterin eingeladen, den Deutschen Pavillon zu bespielen, und alle, die die aus choreografierten und improvisierten Elementen gleichermaßen bestehende Arbeit bisher ganz oder in Teilen gesehen haben, sind sich einig: Der Deutsche Pavillon ist ein heißer Kandidat für den Goldenen Löwen, der am Samstag verliehen wird.

 

 

Deutscher Pavillon: Anne Imhof: „Faust“, Foto: Heiko Klaas

Publikum im Deutschen Pavillon: Anne Imhof: „Faust“, Foto: Heiko Klaas

 

Anne Imhofs überwiegend in hippe Freizeitkleidung gewandete junge Darsteller agieren halb tänzerisch, halb kämpfend miteinander. Sie singen, führen rätselhafte Verrichtungen aus, blicken cool am Publikum vorbei und halten souverän die Balance zwischen Nähe und Distanz. Sie sind Kinder der modernen Gesellschaft: stylish, digital vernetzt und kontrolliert. Ihre Gesten changieren zwischen der verzweifelten Suche nach Nähe, Selbstbehauptung und brutaler Unterwerfung anderer. Ein eindringlicher Sound füllt von Zeit zu Zeit den Raum. Der Gesang einer androgynen Protagonistin ist so betörend schön, dass er manche Betrachter zu Tränen rührt. Die Zuschauer wandern mit den Darstellern durch die Räume und betrachten Szenen voller abstrahierter Bewegungs-abläufe, die neben oder über ihnen, teils auch unterhalb des transparenten Glasbodens stattfinden. Kein Ort der Erholung zwar – dafür aber ein Panoptikum körperlicher Widerständigkeit im Digitalzeitalter.

 

Deutscher Pavillon: Anne Imhof: „Faust“, Foto: Heiko Klaas

 

Der Deutsche Pavillon ist der Höhepunkt auf dem Giardini-Gelände der Biennale Venedig, die am Samstag offiziell eröffnet wird. Viele der anderen Länderpavillons setzen bei dieser 57. Ausgabe dagegen auf abgesicherte, eher konservative Positionen. So hat die 73-jährige Bildhauerin Phyllida Barlow den Britischen Pavillon in ein ebenso buntes wie clownesk-verspieltes Skulpturen-Labyrinth verwandelt. Und bei den Österreichern lädt Erwin Wurm, das Publikum einmal mehr dazu ein, die von ihm erdachten „One Minute Sculptures“ aufzuführen.

Österreichischer Pavillon: Erwin Wurm: „One Minute Sculptures“, Foto: Heiko Klaas

 

86 Länderpavillons sowie 23 sogenannte „Collateral Events“ (Parallelausstellungen) und Spezialprojekte sind in diesem Jahr über die gesamte Lagunenstadt verteilt. Geradezu gigantomanisch kommt die Damien Hirst-Ausstellung daher, die der französische Unternehmer François Pinault an gleich zwei Orten seiner Stiftung zeigt: Angeblich auf dem Meeresgrund gefundene monumentale antike Bronzen voller Muscheln, Seesternen und Korallen changieren zwischen überkandidelter „Milliardärs-Kunst“ und purem Kitsch.

 

Damien Hirst in der Punta della Dogana, Foto: Heiko Klaas

 

Ausdrücklich auf Distanz zu den Auswüchsen und Eskapaden des Kunstmarktes geht die diesjährige Kuratorin der Biennale, Christine Macel. Für ihre Hauptausstellung mit dem Titel „Viva Arte Viva“, die im Zentralen Pavillon auf dem Giardini-Gelände sowie in den Hallen des weitläufigen Arsenale-Geländes stattfindet, hat sie 120 Künstler aus 51 Ländern ausgewählt. 103 davon stellen zum ersten Mal auf der Biennale aus. Die international renommierte Kuratorin wurde 1969 in Paris geboren. Sie ist seit 2000 Chefkuratorin für zeitgenössische Kunst am Centre Pompidou. Im Mittelpunkt ihrer dezidiert der künstlerischen Individualität gewidmeten Auswahl steht der in einer zunehmend von Autokraten beherrschten Welt gesellschaftlichen und politischen Zwängen ausgesetzte Künstler. „Arme“ Materialien wie Textilien, Garne, Geknüpftes, Gewebtes, Pflanzliches oder zusammengekehrter Staub sind an beiden Ausstellungsorten omnipräsent. Handgemachtes mit einer häufig folkloristischen Note dominiert. Allzu kämpferisch geben sich die meisten Positionen allerdings nicht.

Auf dem Arsenale-Gelände, Foto: Heiko Klaas

 

Olafur Eliasson: „Green light – An artistic workshop“, Foto: Heiko Klaas

 

In der Haupthalle des Zentralen Pavillons etwa hat Olafur Eliasson einen Workshop eingerichtet. Flüchtlinge, Studenten, aber auch Biennale-Besucher sind aufgefordert, modulartige Lampen aus Recycling-Material zu bauen, die für 250 Euro erworben werden können. Christine Macel legt besonders viel Wert auf die unmittelbare Begegnung zwischen Künstlern und Betrachtern. So können sich Interessierte unter dem Motto „Tavola Aperta“ (Offener Tisch) noch bis Ende November mit Dutzenden weltbekannter Künstler wie Tracey Moffat, Kader Attia oder auch Anne Imhof zum Lunch verabreden. Spätestens beim Espresso sollten dann alle offenen Fragen beantwortet sein.

 

Olafur Eliasson: „Green light – An artistic workshop“, Foto: Heiko Klaas

 

 

Auf einen Blick:

 

Ausstellung: Biennale Venedig – 57. Internationale Kunstausstellung „Viva Arte Viva“

 

Ort: Venedig, Giardini und Arsenale sowie weitere über die ganze Stadt verteilte Pavillons und Ausstellungsräume

 

Zeit: 13. Mai bis 26. November 2017, Di – So 10 – 18 Uhr, Mo geschlossen (Ausnahmen: 15.5., 14.8., 4.9., 30.10., 20.11.)

 

Katalog: 85 Euro

 

Kurzführer: 18 Euro

 

Internet: www.labiennale.org

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Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




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