Die Spezialmesse „Paper Positions“ punktete jetzt in Berlin mit einer besonderen Location
Parallel zum Gallery Weekend öffnete am vergangenen Donnerstag auch die auf Arbeiten auf Papier spezialisierte kleine, feine Kunstmesse „Paper Positions“ ihre Tore. Hervorgegangen aus einer kuratierten Ausstellung mit Papierarbeiten im Jahr 2016 im Bikini-Haus in Berlin-Charlottenburg, hat sich die „Paper Positions“ mittlerweile zum Geheimtipp für Sammler von Arbeiten auf und mit Papier entwickelt.
„Papier ist ein Medium, mit dem sich jeder Künstler auseinandersetzt“, betont der Berliner Galerist Kristian Jarmuschek, der Initiator und Geschäftsführer von „Paper Positions“. „Viele künstlerische Ideen werden zunächst auf Papier sichtbar.“ Als attraktive Location konnten die Veranstalter der Messe die Räume der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom in Berlin-Mitte gewinnen. Die denkmalgeschützte Halle des ehemaligen Telegrafenamtes mit gusseisernen Säulen, Terrazzoboden und einer hohen Decke, die sanft das Tageslicht hereinlässt, eignet sich nahezu ideal für die sensiblen Papierarbeiten. Auf klassische Kojen hat der Frankfurter Designer Knut Völzke, der die Messearchitektur der „Paper Positions“ verantwortet, bewusst verzichtet und stattdessen eine luftige, offene Struktur entworfen, die die historischen Qualitäten von Berlins ältestem Telegrafenamt betont. „Diesen Charme wollten wir mit rüber retten. Deshalb gibt es diese besondere Ausstellungsarchitektur“, erläutert Heinrich Carstens, der Leiter der „Paper Positions“.
Eine Spezialität der Spezialmesse, auf der man neben zeitgenössischen und klassischen Zeichnungen auch Scherenschnitte, Collagen, Fotografien und objektartige Arbeiten aus dem Material Papier finden kann, sind eine ganze Reihe von wiederentdeckten künstlerischen Positionen aus den vergangenen Jahrzehnten. Die 46 teilnehmenden Galerien aus Berlin, Deutschland und dem Ausland wurden dazu animiert, in ihren Lagern nach vergessenen Schätzen zu forschen. Denn es ist kein Geheimnis, dass viele Künstler innerhalb ihres Werkes immer wieder das Medium Papier für kleinere, von Sammlern sehr geschätzte Arbeiten benutzen. „Das gesamte Spektrum an entdeckten und wiederentdeckten Themen wird in diesem Format realisiert“, betont denn auch Kristian Jarmuschek.
Großen Erfolg feierte bereits zum Auftakt der Messe die Galerie Thomas Fuchs aus Stuttgart. Sie präsentierten an ihrem Stand vier Zeichnungen aus dem Nachlass des 1992 verstorbenen, homosexuellen US-Malers Patrick Angus für je 6.000 Euro. Das Werk des bereits zu seinen Lebzeiten von David Hockney sehr geschätzten New Yorker Exzentrikers, dessen lange Zeit unterschätzte, erotische Porträts in den letzten Jahren in einigen Museen in Deutschland und in den USA gezeigt wurden, wird voraussichtlich demnächst auch in einem 90-minütigen Dokumentarfilm gewürdigt werden. Ebenfalls am Stand der Galerie Thomas Fuchs waren atelierfrische Kohlezeichnungen des Berliner Malers Ruprecht von Kaufmann zu sehen (4.350 Euro und 8.700 Euro) sowie Acrylmalerei auf Papier mit Meeresmotiven des Hamburger Malers Jochen Hein.
Liebhaber der Klassischen Moderne waren hingegen am Stand der Galerie Kunkel Fine Arts gut aufgehoben. Der Münchner Kunsthändler präsentierte unter anderem die 40 x 29 Zentimeter große Gouache „Puppy Love“ der Berliner Malerin DODO (1907-1998) von 1929 aus dem Nachlass der Künstlerin. Sie zeigt einen elegant gekleideten Herrn mit Zylinder und Monokel, der eine pelzumhüllte, rothaarige Dame umklammert und ein kleines Hündchen im rechten Arm hält. Außerdem am Stand: Kohlezeichnungen des deutschen Impressionisten Lesser Ury sowie das Aquarell „Raubkatzen“ aus dem Jahr 1901 von Max Slevogt für 12.500 Euro.
Eine ganz besondere Rarität hatte die 1830 in Berlin gegründete Autographenhandlung J. A. Stargardt mit auf die „Paper Positions“ gebracht: ein Typoskript Franz Kafkas von der zwischen 1914 und 1916 entstandenen Erzählung „Ein Traum“ mit eigenhändigen Korrekturen im Text und dem mit Bleistift ausgeführten Namenszug „Franz Kafka“ am Ende. Diese sehr besondere Blattfolge wurde für 90.000 Euro angeboten.
Kristian Jarmuschek freut sich, dass bei all dem Trubel des Gallery Weekends dennoch viele namhafte Sammler den Weg auf die „Paper Positions“ gefunden haben. „Das Medium Papier ist eher leise“, sagt er. „Die Konzentration auf Papier gefällt den Leuten aber.“ Die Pläne für die Zukunft der Messe sind ambitioniert. Bereits im Juni findet erstmals die „Paper Positions Basel“ im Rahmen der Basel Art Week statt. Dort soll das Teilnehmerfeld noch weiter internationalisiert werden. Mit großem Erfolg wurde im letzten Jahr auch eine Ausgabe der „Paper Positions“ in München veranstaltet. Man darf also gespannt sein, inwiefern das Konzept der Spezialmesse auch andernorts aufgeht.
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
Auf einen Blick:
Messe: Paper Positions. Berlin, International Art Fair for Works on Paper
Ort: Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz, Jägerstraße 42-44, 10117 Berlin
Zeit: 26. bis 29. April 2018
Katalog: 98 Seiten
Internet: www.paperpositions.com
Nächster Termin: Paper Positions Basel, Ackermannshof, St. Johannis-Vorstadt 19-21, CH-4056 Basel, 13.-17 Juni 2018, Professional Preview (nur mit Einladung): 12. Juni 2018, 18-21 Uhr