• Kunst & Überdies
    • Ausstellungen
    • Fotografie
    • Design & Architektur
    • Film
    • Theater & Bühne
  • Künstlerporträts
  • Digitales Leben
  • Gedanken zur Zeit
  • Über DARE
    • Redaktion & Kontakt
    • Ausgaben
  • Kunst & Überdies
    • Ausstellungen
    • Fotografie
    • Design & Architektur
    • Film
    • Theater & Bühne
  • Künstlerporträts
  • Digitales Leben
  • Gedanken zur Zeit
  • Über DARE
    • Redaktion & Kontakt
    • Ausgaben

Eigensinnig und eigenwillig

29.12.23  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas


Zwischen Alpenromantik und Aufbruch: Mit Bad Ischl Salzkammergut wird 2024 erstmals eine ländliche alpine Region zur Europäischen Kulturhauptstadt. Ein herausforderndes Unterfangen zwischen landschaftlicher Idylle, dunklen historischen Kapiteln und kultureller Erneuerung

 

Blick auf den Hallstätter See oberhalb von Hallstatt, Foto: Heiko Klaas

Athen, Florenz, Amsterdam. So lauteten die Namen der ersten europäischen Kulturhauptstädte als das Format Mitte der 1980er Jahre gestartet wurde. Mittlerweile sind zahlreiche Metropolen, aber auch kleinere Städte von historischer Bedeutung oder aktueller Brisanz hinzugekommen. Eine ländliche alpine Region jedoch war bisher nicht dabei. Im Januar 2024 wird sich das ändern. Gemeinsam mit Tartu in Estland und Bodø in Norwegen tragen die 23 Gemeinden der österreichischen Region Salzkammergut mit dem bekannten Kurort Bad Ischl im Zentrum den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2024.

 

Galerie und Restaurant Tanglberg in Vorchdorf, Foto: Heiko Klaas

Fast zwei Dutzend Gemeinden mit unterschiedlicher Bevölkerungsstruktur, mal industrieller, mal landwirtschaftlicher, mal touristischer Prägung zusammenzubringen, um ein Kulturprogramm zu erarbeiten, das Strahlkraft weit über die Region hinaus entwickeln soll, war dem Vernehmen nach keine ganz einfache Aufgabe. In der Vorbereitungsphase soll es sogar zu einer kleinen Wirtshaus-schlägerei gekommen sein. Doch am Ende ist das Nebeneinander unterschiedlicher Sichtweisen und Anschauungen spannender und vielleicht auch produktiver als eine zuckergusssüße Harmonie, die alle Bruchstellen und Konfliktzonen übertüncht.

 

Traunsee in Traunkirchen, Foto: Heiko Klaas

Schroffe Berge, tiefe, nahezu fjordartig wirkende Seen, teils abgelegene Gemeinden und eine ganz auf den Rohstoff Salz fokussierte, 7000 Jahre zurückreichende und bis heute erfolgreiche Industriegeschichte bilden die Eckpfeiler dieser Region. Mit dem eleganten Kurort Bad Ischl im Zentrum kommt allerdings noch eine legendäre Fremdenverkehrsstadt hinzu, die im 19. Jahrhundert Sommer für Sommer zur heimlichen Hauptstadt der österreichischen Monarchie mutierte. Hier verbrachte nicht nur Kaiser Franz Joseph mit seiner Ehefrau Elisabeth, genannt Sisi, die Sommerfrische sondern auch weitere Mitglieder des Hochadels und der feinen, oftmals jüdisch-intellektuellen, Wiener Gesellschaft. Darunter Sigmund Freud, Arthur Schnitzler, Franz Lehár oder Theodor Herzl.

 

Porträt Elisabeth Schweeger@die arge loga, Foto: Kulturhauptstadt Salzkammergut

Mit der in Wien geborenen Kulturmanagerin, Intendantin und Kuratorin Elisabeth Schweeger als Künstlerischer Leiterin hat die Kulturhauptstadt eine gestandene und konflikterprobte Expertin verpflichtet, die sowohl im Bereich der darstellenden als auch der bildenden Künste über jahrzehntelange Erfahrung verfügt. Schweeger war Chefdramaturgin am Bayerischen Staatsschauspiel in München und Intendantin des Schauspiel Frankfurt. Sie hat für die Documenta gearbeitet sowie 2001 den österreichischen Pavillon auf der Biennale Venedig kuratiert, den die österreichische Künstlergruppe gelatin damals in eine schlammige Sumpflandschaft mit großem Aufmerksamkeitswert verwandelte.

 

Volxfest@Franzi Kreis, Foto: Kulturhauptstadt Salzkammergut

Was sie an der Aufgabe reizt, fasst Elisabeth Schweeger so zusammen: „Ich finde diese Region besonders interessant, weil sie uns genau die Schwierigkeiten, die die Welt hat, nämlich in Frieden zu leben, aufzeigen kann. Es ist eine alpine Region, die von einer unglaublichen Vielfalt lebt, die ganz viele Möglichkeiten hat, sich weiterzuentwickeln, die eigensinnig und eigenwillig ist. Wenn sich 23 Gemeinden entschlossen haben, so ein riesiges Unterfangen wie eine Kulturhauptstadt in einem alpinen ländlichen Raum auf den Weg zu bringen, ist das der erste Schritt, um darauf hinzuweisen: Miteinander sind wir stärker. Und die Kunst hat auch das Zeug dazu, uns wirklich zueinander zu bringen und gemeinsam stark zu machen, gerade in einer geopolitischen Situation, wo sich Europa zwar nicht neu erfinden, aber zumindest neu definieren muss.“

 

Ausstellung „Die Reise der Bilder“ im Bilderdepot im Lentos Museum in Linz@maschekS.

Ausgehend von dieser Feststellung hat Schweeger mit ihrem vielköpfigen Expert:innenteam vier Programmlinien entwickelt. Die Aufarbeitung einer Geschichte, „die nicht immer angenehm ist“, so Schweeger, bildet einen der Schwerpunkte. So wird es in Kooperation mit dem Lentos Museum in Linz eine dreiteilige Ausstellung unter dem Titel „Die Reise der Bilder“ geben, die sich mit der unrühmlichen Vergangenheit des Salzkammerguts als zentralem Umschlagplatz und Versteck von NS-Raubkunst beschäftigt. Das Kammerhofmuseum in Bad Aussee untersucht die Verstrickungen des Kunsthändlers und NS-Profiteurs Wolfgang Gurlitt (1888-1965). Und die in Berlin lebende japanische Künstlerin Chiharu Shiota wird einen der beklemmendsten Orte der Region, den KZ-Gedenkstollen Ebensee mit einer raumgreifenden Installation aus überlebensgroßen roten Kleidern ganz neu ins Licht der Aufmerksamkeit rücken.

 

Gedenkstätte im KZ-Gedenkstollen Ebensee, Foto: Heiko Klaas

 

Die zentrale Hauptausstellung des Kulturhauptstadtjahres findet aber in Bad Ischl statt. Kurator Gottfried Hattinger versammelt im ehemaligen Sudhaus mehr als 15 internationale Positionen zeitgenössischer Kunst, die sich mit Salz, Wasser und Holz beschäftigen – somit den materiellen Triebkräften der Region. Mit dabei sind etwa Sigalit Landau, Simon Starling und Michael Sailstorfer.

 

Motoi Yamamoto, Foto: Mitchell Kearney

 

Daneben werden aber unter dem Motto „Art Your Village – Der fremde Blick“ auch etliche kleine Gemeinden zu Experimentierfeldern für künstlerische Interventionen. Eingeladen ist zum Beispiel der in Lagos und Berlin lebende nigerianische Documenta-Teilnehmer Emeka Ogboh.

 

Art Your Village-ARCH solo@ConstructLab
Foto: Kulturhauptstadt Salzkammergut

Neben dem Schwerpunkt Bildende Kunst bietet das Programm jedoch zahlreiche weitere Attraktionen. So wird es im Bereich Musik Kooperationen mit dem Bruckner-Jahr 2024, anlässlich des 200. Geburtstags von Anton Bruckner geben, daneben aber auch Darbietungen Neuer Musik.

 

Flügel und Noten in Gustav Mahlers Komponierhäuschen in Steinbach am Attersee, Foto: Heiko Klaas

Geplant ist ein Theaterfestival unter Beteiligung sämtlicher großer Bühnen Europas sowie Konferenzen zu Themen wie Klimawandel, Bodenversiegelung und Mikrofarming. Außerdem werden zusammen mit renommierten jungen Köchen wie Christoph Krauli Held aus Bad Ischl und Jugendlichen aus der Region ambitionierte Projekte entwickelt, die dem Aussterben der Wirtshauskultur entgegenwirken sollen. So lädt Helds Projekt „Wirtshauslabor“ junge Berufsschüler:innen aus der Tourismusbranche dazu ein, ein ehemaliges Bahnhofslokal unter seiner Anleitung in Eigenregie neu zu erfinden und zu betreiben.

Die Köche Jochen und Krauli im Ausflugslokal Sirius Kogl, Foto: Monika Loeff

 

Denn auch darum geht es Elisabeth Schweeger: Das Globale mit dem Lokalen zu vernetzen, um für eine Region, die stark von der Abwanderung der Jungen in die größeren Städte betroffen ist, neue, weit über das Kulturhauptstadtjahr hinausweisende Perspektiven aufzuzeigen.

 

Gedeckter Tisch im Ausflugslokal Sirius Kogl, Foto: Heiko Klaas

 

 

Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut
www.salzkammergut-24.at
Eröffnungswochenende am 19. bis 21. Januar 2024 an mehreren Locations in Bad Ischl

 

Aussichtswarte auf dem Sirius Kogl. Daneben befindet sich das gleichnamige Ausflugslokal, Foto: Heiko Klaas

 

Bad IschlBruckner-Jahr 2024Christoph Krauli HeldElisabeth SchweegerGottfried HattingerGustav MahlerKulturhauptstadt 2024NachhaltigkeitNS-VergangenheitSalzSalzkammergutSalzproduktionWirtshauskultur
Ausgaben Ausstellungen DARE Stories Gedanken zur Zeit Kunst Theater & Bühne



Nicole Buesing und Heiko Klaas
Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie leben in Hamburg und Berlin. Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Kunstmarkt.com, Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist Kunstmagazin, Artline, Spiegel online, DARE, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, www.artlog.net, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse, etc. klaas.buesing@gmail.com




Vorheriger Beitrag
Gehend, mit kräftigem Vortrag
Nächster Beitrag

Das Material zum Sprechen bringen



Auch interessant

Design, das allen dient

Design, das allen dient

31.03.19  Von Nicole Buesing und Heiko Klaas
Fashion and Sustainability

Fashion and Sustainability

18.11.11  Von Mathilda Tham




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..






Nach oben ˆ
  • Impressum
  • Redaktion & Kontakt
  • Datenschutzerklärung