In Mexiko City laden Anfang Februar die Messe ZONAMACO und die Mexico City Art Week zu spannenden Entdeckungstouren ein
„Die Kunstwoche in Mexiko City ist derzeit wahrscheinlich eine der vielfältigsten und überraschendsten“, sagt Polina Stroganova, die nach Stationen in Hamburg, Berlin und London seit zwölf Jahren als Kuratorin in Mexiko City lebt und arbeitet. „Es ist eine spannende Mischung aus lokal und international. Man taucht ein in eine Vielfalt von lokalen künstlerischen Produktionen und bekommt ein Stück Lateinamerika mit, vor allem auch durch die Galerieauswahl der hiesigen Messen. Kulturgeschichte, Gastronomie, Architektur, Galerien- und Museumslandschaft der Stadt machen die Woche zu einem sehr integralen Moment.“
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Auf der Zonamaco, Foto: Zonamaco
Das Epizentrum der Mexico City Art Week bildet die ZONAMACO. Die 21. Ausgabe der größten Kunstmesse Lateinamerikas findet auch in diesem Jahr am Rande der über neun Millionen Einwohner zählenden Megacity statt: im Messe-und Kongresszentrum Centro Citibanamex. Über 200 Galerien aus 29 Ländern überwiegend aus Nord- und Südamerika, aber auch aus Asien, Afrika und Europa nehmen an der ZONAMACO teil. Allein der Hauptsektor umfasst 125 Galerien, ausgewählt von einem internationalen Komitee. Die Sektion Arte Moderno versammelt dann ikonische Werke des 20. Jahrhunderts mit dem Fokus auf internationale und lateinamerikanische Avantgardebewegungen.
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Messedirektorin Direlia Lazo, Foto: Anita Posada
„Wir verfolgen einen starken kuratorischen Ansatz für alle Sektionen“, betont Direlia Lazo, die die Messe seit 2024 leitet. Die in Kuba geborene und heute in den USA lebende Kuratorin begründet die Anziehungskraft der Messe für internationale Galerien folgendermaßen: „Das institutionelle Ökosystem in Mexiko City ist unglaublich stark und einflussreich. Wir haben wichtige Museen und Stiftungen in der Stadt, die mit ihren Aktivitäten das ganze Jahr über große Sichtbarkeit erlangen. Das ist einer der Hauptgründe, warum internationale Galerien gerne in den mexikanischen Kontext eingreifen und hier präsent sind.“ Mit dabei auf der ZONAMACO ist etwa die italienische Galleria Continua, die mittlerweile sieben Standorte weltweit betreibt. „In dieser Ausgabe der ZONAMACO präsentieren wir bedeutende Künstler, die vom Messepublikum mit Spannung erwartet werden, wie etwa Anish Kapoor, Michelangelo Pistoletto und Ai Weiwei“, teilt die Galleria Continua mit. „Von Letzterem werden am Stand Teile seiner Lego-Konstruktionen in den Fokus gestellt. Ausgestellt werden zudem Werke von zwei renommierten Meistern der geometrischen Abstraktion und kinetischen Kunst, Carlos Cruz-Diez und Julio Le Parc, mit Arbeiten aus den Jahren 1993 und 2023. Wir zeigen Werke aus der Serie „Äolische Landformen“ des italienischen Künstlers Loris Cecchini und JRs Fotografien „Omelia Contadina“, eine filmische Aktion, die 2020 in Italien spielt.“ Besondere Aufmerksamkeit gilt bei der Galleria Continua auch der französischen Künstlerin Eva Jospin, von der einige ihrer auf Seiden-Leinwand und Holzrahmen mit Karton gefertigten Landschaften präsentiert werden.
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Auf der Zonamaco, Foto: Zonamaco
Spannende Stände dürften auch die Galerien Sean Kelly (New York, Los Angeles) und Nordenhake (Stockholm, Berlin, Mexiko City) präsentieren, beide auch Mitglieder des Zulassungskomitees.
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Galerie Lume, Foto: Galerie Lume
Der Sektor Sur wiederum widmet sich dem Globalen Süden. Hier wird es dann auch eher politisch als kommerziell. Eurozentrische Narrative werden hier in Frage gestellt. Themen wie Identität, Erinnerung sowie ortsspezifischen Projekte werden aus der Perspektive der südlichen Hemisphäre untersucht. Daneben gibt es auf der ZONAMACO noch die Newcomer-Sektion EJES, wo kritische und poetische Perspektiven verhandelt werden. Lohnenswert ist auch die mit knapp 20 Galerien bestückte Sektion Foto. Hier konzentriert sich der aus der Dominikanischen Republik stammende Kurator Luis Graham Castillo in diesem Jahr ganz auf dokumentarische und konzeptuelle Fotografie. Darüberhinaus wird es aber etwas unübersichtlich. Die Sektion Diseño konzentriert sich auf Möbel, Schmuck und Kunstgewerbe, und in der Abteilung Diseño Emergente stellen sich junge Designer vor. Abgerundet wird das an den Rändern eher bunte Potpourri der ZONAMACO mit dem Salón del Anticuario, wo Antiquitäten, sakrale Kunst und Schmuck gezeigt werden.
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Ausstellung Haegue Yang – Arcane Abstraction bei Kurimanzutto, Foto: Galerie Kurimanzutto
Ein Stand, den man auf der ZONAMACO auf keinen Fall verpassen sollte, ist der von Kurimanzutto. Die von Mónica Manzutto, José Kuri und Gabriel Orozco Ende der 1990er Jahre in New York gegründete Galerie ist heute einer der Big Player in Mexiko City und darüberhinaus. Auf der Messe präsentiert Kurimanzutto ein Wallpiece der Berliner Bildhauerin Nairy Baghramian, ein großformatiges Gemälde des Mexikaners Carlos Amorales und eine Mixed-Media Wandarbeit von Haegue Yang. Parallel zur ZONAMACO eröffnet Kurimanzutto in den großzügigen Räumen der Galerie im Stadtteil San Miguel auch die Ausstellung „Haegue Yang – Arcane Abstractions“ der gefragten südkoreanischen Künstlerin mit Wohnsitzen in Seoul und Berlin.
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Galerie Isolina Arbulu, Foto: Galerie Isolina Arbulu
Was macht den mexikanischen Markt so besonders? Eine Antwort darauf hat wiederum die Galleria Continua: „Die auf der ZONAMACO präsenten, insbesondere mexikanischen Sammler – ob Privatpersonen oder Institutionen – zeichnen sich durch einen aufgeschlossenen Umgang mit zeitgenössischer Kunst aus, der alle Ausdrucksformen umfasst, darunter Malerei, Fotografie und Installationen. Es gibt einen Markt sowohl für renommierte Meister als auch für Künstler, die bereits in der Mitte ihrer Karriere stehen ebenso für Newcomer. Die oft großzügig dimensionierten Ausstellungsräume in Mexiko ermöglichen es Sammlern auch, großformatige Stücke oder Werke zu erwerben, die besondere Installationsbedingungen erfordern. Es handelt sich um eine aktive, gut informierte, ausdrucksstarke und oft auch emotional engagierte Sammeltätigkeit. Sie sehen Kunst zwar als Investition, haben aber auch eine große Leidenschaft für Stücke, die bei ihnen Anklang finden.“
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Gabriel Orozco
La DS (Cornaline), 2013
Cortesía del artista y Marian Goodman Gallery, Nueva York/París/Los Ángeles
Ein weiteres Must-See während der Mexican Art Week ist sicherlich die Ausstellung „Gabriel Orozco: Politécnico Nacional“ im David-Chipperfield-Bau Museo Jumex, dem wohl wichtigsten Privatmuseum Lateinamerikas, das 2013 von dem Sammler und Saftfabrikanten Eugenio López Alonso eröffnet wurde. Wer hingegen für Neuentdeckungen offen ist, schaut sich Cutting Edge-Kunst auf der 70 internationale Galerien umfassenden Nebenmesse Material Art Fair im angesagten Viertel Juarez an.
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Porträt Polina Stroganova, Foto: privat
Polina Strogranova vergleicht sie vom Qualitätsniveau her mit der Basler Liste. Ihr Insider-Tipp für ein Galerien-Hopping während der Art Week hingegen ist eine Stippvisite in den schicken Räumen der auf neuere und konzeptuelle Tendenzen der internationalen Malerei spezialisierten Galerie Karen Huber im Zentrum der Stadt. Wer es nicht dorthin schafft: In der Main Section auf der ZONAMACO zeigt Karen Huber eine Auswahl ihres Portfolios, darunter den in Los Angeles lebenden Amerikaner Andrew Holmquist und die 1986 geborene Mexikanerin Lucía Vidales. Polina Stroganova versichert schließlich noch, dass bei all den Events, Eröffnungen und Panel-Discussions auch das gute mexikanische Essen und das ein oder andere Tequila-Tasting nicht zu kurz kommen. An Stimulanzien für Geist und Körper herrscht also während der Mexico City Art Week kein Mangel.
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Auf der Zonamaco, Foto: Zonamaco
Auf einen Blick:
Messe: Zonamaco
Ort: Centro Citibanamex, Avenidia del Conscripto 311, Lomas de Sotelo, 11200 Miguel Hidalgo CDMX
Zeit: 5.-9. Februar 2025
5. Februar:17-20 Uhr offizielle Eröffnung
6. und 7. Februar: 13-20 Uhr
8. Februar: 12-20 Uhr
9. Februar: 11-18 Uhr
Katalog: zum kostenlosen Download auf der Website
Internet: www.zsonamaco.com
www.material-fair.com
Nächster Termin: 5.-9. Februar 2026
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Galerie OMR, Foto: Galerie OMR
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Druckausgabe von Kunst & Auktionen vom 31. Januar 2025.