Nach einer von hochsommerlichen Temperaturen geprägten Messewoche sind die Art Basel und die Liste Art Fair am Sonntag erfolgreich zu Ende gegangen. Doch angesichts des Ukraine-Krieges herrscht neue Unsicherheit
2020 wurde sie ganz abgesagt, 2021 dann um rund drei Monate auf den September verschoben. Die Art Basel 2022, die am vergangenen Sonntag mit einer Besucherzahl von 70.000 (2019: 93.000) zu Ende ging, war seit 2019 die erste Ausgabe der weltweit wichtigsten Kunstmesse, die wieder am regulären Termin Anfang Juni am Heimatstandort Basel stattfinden konnte. Und das nur zwei Wochen, nachdem der Art Basel-Ableger in Hong Kong seine Pforten geschlossen hatte. „Diese Rückkehr stellt eine wahrhaft aufregende Erfahrung dar“, so Messedirektor Marc Spiegler, der gleichzeitig betonte, dass angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine noch lange nicht von „normalen Zeiten“ die Rede sein könne. Spiegler: „Wir befinden uns am Ende der Pandemie und mitten im ersten europäischen Krieg seit 30 Jahren, einer Tragödie, deren Auswirkungen jeden Tag deutlicher sichtbar werden.“
Zum Standort Basel sagte Spiegler, die Art Basel könne nur hier stattfinden. Nirgendwo sonst gebe es eine derart hohe Dichte kultureller Akteure auf so kleiner Fläche. Die Besucher:innen der Messe seien es gewohnt, sich in der vergleichsweise übersichtlichen Stadt entweder in den vielen kleinen Restaurants oder aber im Kunsthallengarten, dem abendlichen Meeting Point schlechthin, zu treffen. „Diese Stadt ist mit Sicherheit Teil unserer DNA“, versicherte Spiegler. Angesichts der Spekulationen so mancher Beobachter und Kommentatoren des Kunstmarktes, wonach die Art Basel mit der zukünftigen Ausrichtung der Paris+ par Art Basel im Pariser Grand Palais Éphémère ab Herbst 2022 über ein stabiles Standbein in der derzeitigen Boomtown des internationalen Kunstbetriebs verfüge und mittelfristig auf ihren angestammten Standort verzichten könne, war das ein klares Bekenntnis zu Basel.
289 Galerien (2021: 272) aus 40 Ländern waren dieses Mal an den Rhein gereist, um Spitzenwerke moderner und zeitgenössischer Kunst zu verkaufen, darunter auch insgesamt 19 Erstteilnehmer aus bislang nicht auf der Messe vertretenen Ländern wie Angola, Senegal und Saudi Arabien. Im Gegensatz zum September-Termin im vergangenen Jahr konnten Aussteller:innen und Besucher:innen dieses Mal auf Masken, Testnachweise und Distanzregeln verzichten. Der Gang über die Messe fühlte sich wieder nahezu normal an. Einzig vermisst wurden die chinesischen Sammler, die nach wie vor strengen Reiserestriktionen aufgrund der Corona-Pandemie unterliegen.
David Zwirner, mit den Standorten New York, Paris, London und Hong Kong einer der weltweit mächtigsten Galeristen, zog folgendes Fazit: „Schön, die Art Basel wieder auf Hochtouren zu sehen. Der Umsatz war stark und die Atmosphäre in den ersten Stunden wie in der guten alten Vor-Pandemie-Zeit. Die Entscheidungen fielen schnell, der Wettbewerb um die besten Arbeiten war rege, und genau das macht die Marke Basel so stark.“ Verkaufen konnte er etwa eine Lichterkette des US-Künstlers Felix Gonzalez-Torres für 12,5 Millionen US-Dollar sowie diverse Gemälde von Marlene Dumas, Elizabeth Peyton, Neo Rauch und Alice Neel.
Den sensationellsten Deal der Messe stellt aber sicherlich der Verkauf der Skulptur „Spider“ (1996) von Louise Bourgeois (1911-2010) durch Hauser & Wirth dar. Die international tätige Galerie mit Hauptsitz in Zürich konnte das museale Werk für 40 Millionen US-Dollar an eine Privatsammlung verkaufen. Diese Summe stellt zudem einen neuen Preisrekord für Louise Bourgeois dar. Der Käufer muss allerdings eine kleine Einschränkung in Kauf nehmen: Anders als etliche weitere Spinnenskulpturen der Künstlerin ist diese nicht aus Bronze sondern aus Stahl gefertigt. Eine Aufstellung kommt daher nur in Innenräumen in Frage. Desweiteren konnte die Galerie mehrere Gemälde von Francis Picabia, Philip Guston, George Condo und Frank Bowling zu Preisen zwischen 2,5 und 7 Millionen US-Dollar verkaufen. Bowling wird zur Zeit in den Zürcher Räumen der Galerie mit seiner ersten Einzelausstellung in der Schweiz gezeigt.
70 verschiedene Positionen umfasste die diesjährige Unlimited, die von Giovanni Carmine, dem Direktor der Kunsthalle St. Gallen, kuratiert wurde. Dass längst nicht so viele großformatige und womöglich aus Übersee herantransportierte Installationen wie in den vergangenen Jahren zu sehen waren, ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass die Luftfrachtraten sich im Zuge der Corona-Pandemie teilweise vervielfacht haben. 23 mit Abmessungen von 14,5 x 18,8 cm sehr kleinformatige Gemälde des in Mexiko lebenden Belgiers Francis Alÿs (*1959) bei Peter Kilchmann aus Zürich zeigten in einer aufs Wesentliche reduzierten Darstellung unüberwindbare Grenzzäune und andere Befestigungen rund um den Globus, darunter etwa die Abgrenzung zwischen Israel und der Westbank, die russisch-ukrainische Grenze oder die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan. Aufgrund ihres kleinen Formats konnte die Serie „Border Barriers Typology“ in nur einer Transportkiste den Atlantik überqueren.
Gleich am Eingang in Empfang genommen wurden die Besucher:innen von einer installativen Arbeit der kalifornischen Künstlerin Andrea Zittel (*1965). Auf insgesamt 76 Schneiderpuppen zeigte sie uniformartige Oberbekleidung, die sie zwischen dem Herbst 2003 und dem Sommer 2013 für sich selbst entworfen, hergestellt und getragen hatte. Diese Kleider, Röcke, Blusen und Ponchos einer ganzen Dekade mit teils wiederkehrenden Stoffmustern entsprechen einerseits dem konzeptuellen und von Nachhaltigkeitsüberlegungen getragenen Ansatz der Künstlerin, geben aber gleichzeitig auch ihre persönlichen Vorlieben und wechselnden Lebenssituationen preis. So war zum Beispiel auch ein Schwangerschaftskleid vertreten.
Überhaupt waren zahlreiche Textilarbeiten auf der diesjährigen Unlimited zu sehen. So zum Beispiel eine Jacquard-Tapisserie der in Berlin lebendenden kanadischen Künstlerin Shannon Bool (*1972), auf der Hochhausfassaden und Schaufensterpuppen miteinander zu hybriden Androiden verschmolzen wurden. Den Beweis, dass großformatige Textilarbeiten nicht nur von Frauen gefertigt werden, trat der farbige US-Künstler Diedrick Brackens (*1989) an, der farbenprächtige handgewebte Wandteppiche präsentierte, welche Narrative afro-amerikanischer und queerer Identität zeigten.
Von der Berliner Künstlerin Isa Genzken (*1948) waren zwölf leicht derangiert wirkende Skulpturen-Ensembles aus garstig dreinblickenden Puppen, zerfetzten Sonnenschirmen, Rollatoren und Campingstühlen zu sehen, die auch während der Skulptur Projekte Münster 2007 ausgestellt waren. Zu einem der Höhepunkte der diesjährigen Unlimited zählte sicherlich die Gemeinschaftspräsentation der Galerien Nagel Draxler (Berlin, Köln, München) und Mitchell-Innes & Nash (New York) mit Arbeiten von Martha Rosler (*1943). Erstmals öffentlich gezeigt wurde hier das Rohmaterial, das die New Yorker Künstlerin für ihre bekannte Serie „Body Beautiful, or Beauty Knows No Pain“ (ca. 1966-1972) verwendet hat. Nackte weibliche Haut trifft hier auf mitunter biedere häusliche Interieurs. Zu sehen war sozusagen das Quellenmaterial für ihre Fotomontagen, das Rosler Pin-up- und Interior-Magazinen entnommen und zu provokant-feministischen Collagen verarbeitet hatte, die die Herabwürdigung der Frau als verkaufsfördernden Eyecatcher oder als konsumierbare Ware aufzeigen und mit Mitteln der Persiflage und Überspitzung ad absurdum führen.
Außerhalb der Messehallen, unmittelbar auf dem Messeplatz, lud die partizipativ angelegte Bodenskulptur „OUT OF SIGHT“ des im vergangenen Dezember verstorbenen US-Konzeptkünstlers Lawrence Weiner (1942-2021) das Publikum zu einer Art Kinderhüpfspiel, ähnlich wie „Himmel und Hölle“, ein. Allgemeine Lebensweisheiten, aber auch poetische Handlungsanweisungen wie „SPIT INTO THE WIND AND HOPE FOR THE BEST“ in der für den Künstler typischen typografischen Visualisierung forderten zum Nachdenken, Beobachten oder aber aktiven Mitmachen auf.
Der Krieg in der Ukraine hat auch seine Spuren auf der diesjährigen Art Basel und in ihrem Umfeld hinterlassen. So waren auf den Fassaden etlicher Basler Kunstinstitutionen und auch der Messehallen großformatige Fotografien des ukrainischen Künstlers Boris Mikhailov (*1938) aus seiner neuesten Serie „Temptation of Death“ (2017-19) zu sehen. Sie besteht aus 150 fotografischen Diptychen, in welchen er poetische Naturaufnahmen mit düsteren Dokumentarfotografien und Porträts aus der sozialen Realität seiner Heimat kombiniert.
Auf ganz andere Art und Weise nähert sich die US-amerikanische Malerin Elizabeth Peyton (*1965) dem Krieg in der Ukraine. Die ausschließlich auf Porträts spezialisierte Künstlerin war bei der Gladstone Gallery (New York, Brüssel) mit einem atelierfrischen Kleinformat vertreten, das den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigt, jedoch nicht im olivgrünen Armee-Outfit sondern im weißen Oberhemd. Hoffentlich ein Ausblick auf bald wieder friedlichere Zeiten.
Am Stand der New Yorker Galerie Howard Greenberg wiederum war eine im März 2022 entstandene Fotografie des italienischen, von der Pariser Agentur Magnum vertretenen Kriegs- und Konflikt-Fotografen Alex Majoli (*1971) im Angebot, die junge Ukrainer:innen in Freizeitkleidung bei militärischen Übungen zeigt.
Mit Unterstützung der Art Basel fand während der Messetage auch ein Benefiz-Konzert der Putin-kritischen, russischen Punk-Band Pussy Riot im Kulturzentrum Kaserne Basel statt. Der Erlös von 110.000 Schweizer Franken kam verschiedenen Hilfsorganisationen zugute, die sich für ukrainische Flüchtlinge engagieren.
Ausgelöst durch den Ukraine-Konflikt, ist die Aufmerksamkeit des Kunstbetriebs derzeit stärker als zuvor auf Osteuropa gerichtet. Die Pariser Galerie gb agency trug dieser Tatsache mit einer stark konzeptuell ausgerichteten Standpräsentation Rechnung. Zu sehen waren etwa Schwarz-Weiß-Aufnahmen des tschechischen Künstlers Jirí Kovanda (*1953) aus den 1970er Jahren, die Aktionen des Künstlers im öffentlichen Raum dokumentierten. Diskrete Handlungen wie das linienförmige Verschütten von Salz und Zucker, das beiläufige Berühren einer auf dem Bürgersteig entgegenkommenden Person am Oberarm oder das plötzliche Wegrennen aus einer Menschengruppe heraus blieben unter dem Radar der tschechoslowakischen Staatssicherheit, entfalten aber auf den Fotografien eine bis heute nachvollziehbare dezente Subversivität. Ebenfalls am Stand: Werke des litauischen Konzeptkünstlers und mehrfachen Biennale-Teilnehmers Deimantas Narkevičius (*1964), darunter etwa die aus dem Jahr 2004 stammende Videoarbeit „Once in the XX Century“, die Archivaufnahmen des litauischen Fernsehens mit dem Bildmaterial eines freien Reporters so geschickt miteinander verschränkt, dass die Betrachtenden nicht sicher sein können, ob hier tatsächlich die Demontage oder nicht doch die Aufstellung eines Lenin-Standbilds in Vilnius gezeigt wird. Von dem slowakischen Künstler Roman Ondak (*1966) wiederum stammt die ebenso strenge wie poetische Installation „Life on Mars“ (2021), bestehend aus zwei Stühlen, einem Beistelltischchen und einem blumentopfartigen Gefäß. Diese gefundenen und intensiv bearbeiteten Alltagsgegenstände haben ihre ursprüngliche Funktion durch reduktive Eingriffe des Künstlers verloren. Rote Erde im Blumentopf weckt Assoziationen an die Marsoberfläche und regt zu Spekulationen über ein womöglich viel friedvolleres Leben auf dem roten Planeten ein.
Ein Must für alle an jüngerer Kunst interessierten Messebesucher:innen und insbesondere auch für Kurator:innen ist die Newcomer-Messesektion Statements, die in diesem Jahr 18 verschiedene Positionen versammelte. Mit dem begehrten und mit 30.000 Schweizer Franken attraktiv dotierten Baloise Kunst-Preis ausgezeichnet wurden zwei farbige Künstlerinnen: Die US-Künstlerin Tourmaline (*1983) für ihren Film „Pollinator“, der als vielschichtiges und poetisch aufgeladenes Porträt der Künstlerin selbst, aber auch der schwarzen, queeren und transsexuellen New Yorker Szene daherkommt und gleichzeitig Marsha P. Johnson, einer Aktivistin der LGBTQ-Bewegung der 1960er Jahre seine Reverenz erweist.
Die in Südafrika geborene angolanische Künstlerin Helena Uambembe (*1994) hingegen präsentierte zwei begehbare Räume, in welchen sie aus dem Gedächtnis heraus Zimmer in ihrem Elternhaus rekonstruiert hatte. Zahlreiche Objekte, Bilder und Möbelstücke stellten ebenso persönliche wie allgemeingültige Fragen nach privater Erinnerung und kollektiver Geschichte. Der fünfköpfigen Jury gehörten in diesem Jahr unter anderen Susanne Pfeffer, Direktorin des MMK in Frankfurt, und Karola Kraus, Generaldirektorin des MUMOK in Wien, an.
Weiter zur 26. Ausgabe der Entdeckermesse Liste Art Fair Basel, die in diesem Jahr zum zweiten Mal nicht am angestammten Standort auf dem hübsch schrammeligen Areal der ehemaligen Brauerei Warteck stattfand, sondern wie bereits im September 2021 in der Halle 1.1 des Basler Messegeländes. Die unmittelbare Nähe zur Hauptmesse hat der Liste zwar sicherlich gut getan und ihr mit 25.000 Besucher:innen die höchste Besucher:innenzahl in ihrer 27jährigen Geschichte beschert. Dennoch war von ehemaligen Aussteller:innen auch durchaus Bedauern darüber zu hören, dass die Messe durch ihren Umzug an Individualität und Charakter verloren habe. Andere wiederum lobten die von dem belgischen Architekturbüro OFFICE Kersten Geers David Van Severen i.Z.m. Richard Venlet entworfene luftige und kreisförmig in die Halle gesetzte Messearchitektur und die mit dem Umzug einhergehende Professionalisierung der Liste. Der Umzug war in erster Linie der Pandemie geschuldet, die eine Ausrichtung in den teils beengten Räumlichkeiten des Warteck-Areals nicht zugelassen hätte. Über ihren endgültigen Verbleib hat die Liste laut Messedirektorin Joanna Kamm noch nicht entschieden.
82 Galerien aus 37 Ländern wurden für die diesjährige Ausgabe der 1996 gegründeten Messe von einem Komitee ausgewählt. Allein 60 Galerien konzentrierten sich auf Solopräsentationen jüngerer und noch weitgehend unbekannter Künstler:innen. Für viele Sammler:innen stellt die Liste die erste Anlaufstelle der Messewoche dar. Sie startet wenige Stunden vor der Eröffnung der Unlimited und einen ganzen Tag vor der allein VIP-Gästen vorbehaltenen Eröffnung der Art Basel. Wenn man über einen guten Blick und ein gewisses Budget verfügt, kann man hier also noch vor allen anderen fündig werden.
Ein ansonsten eher auf strenge Konzeptkunst spezialisiertes französisches Sammler- und Psychoanalytikerpaar etwa geriet angesichts der stark mit Märchenmotiven und romantischen Naturdarstellungen aufgeladenen Gemälde des in Paris lebenden Schweizer Malers Adrian Geller (*1997) am Stand der Brüsseler Galerie Super Dakota geradezu ins Schwärmen. Gellers Bilder geben Anlass zum Hinwegträumen in eine scheinbar naturnahe, harmonische Koexistenz zwischen Mensch, Wald und Tieren. Dennoch enthalten sie immer auch ambivalente Momente. So steht ein heimelig erleuchtetes, auf eine fahrende Kutsche montiertes Holzhaus bereits partiell in Flammen. Die Zuflucht, die es zu bieten scheint, könnte daher rasch zur tödlichen Falle werden.
Ähnliche Begehrlichkeiten wecken auch die Bilder von Šimon Sýkora (*1990) am Stand der in Prag und Brünn ansässigen Polansky Gallery. Sýkoras bevorzugtes Motiv ist der mit leichtem Gepäck durch die Welt streifende, androgyne Wanderer, der vor der Kulisse von friedlichen Fachwerksiedlungen und ruhigen Flusslandschaften mit Vögeln, Hunden und Katzen ins Gespräch zu kommen scheint – offenbar immer auf der Suche nach sich selbst und dem Glück in Form einer zwischenmenschlichen Begegnung.
Kontrastprogramm dann bei der aus Puerto Rico angereisten Galerie Embajada. Gabriella Torres Ferrer (*1987), die bereits zweimal im New Yorker Whitney Museum an Gruppenausstellungen teilgenommen hat und zur Zeit in Berlin lebt, zeigte hier aktuelle Arbeiten aus ihrer fortlaufenden Serie „Mine Your Own Business“. Darin setzt sich die Multimediakünstlerin kritisch mit der Aneignung und kommerziellen Verwertung persönlicher Daten durch amerikanische Großkonzerne auseinander. Im Alltag gefundene Gegenstände wie leere Getränkedosen, aber auch Ensembles exotischer Früchte wie Ananas oder Bananen bestückt sie mit streichholzschachtelgroßen Minibildschirmen, auf welchen die Kursbewegungen von Kryptowährungen, Rohstoffpreise oder das aktuelle Vermögen von global wirkenden Milliardären wie Elon Musk in Echtzeit gestreamt werden. Die während der sieben Messetage langsam vor sich hingammelnden Ananas lieferten jedenfalls die perfekte Metapher dafür, dass an diesen undurchsichtigen Kapitalströmen etwas faul sein könnte.
Eine Beobachtung, die man auf beiden Messen machen konnte, betrifft den Altersdurchschnitt der Besucher:innen. Das Publikum scheint sich mehr und mehr zu verjüngen und vielleicht auch zu diversifizieren, was sicherlich auch an den Initiativen der Messegesellschaft liegt. So veranstaltete die Art Basel am Donnerstagabend zum ersten Mal in ihrer Geschichte die „Unlimited Night“, ein mehrstündiges Event mit Performances der Künstler:innen Ari Benjamin Meyers und Nora Turato sowie einem Video-Release des Grammy-Gewinners Chance the Rapper. Das alles bei freiem Eintritt. Und auch jenseits des Messegeländes tat sich etwas. Der Basel Social Club in der aus den 1930er Jahren stammenden, leerstehenden Villa „The Beverly Holz“ wurde rasch zum abendlichen Treffpunkt eines überwiegend jungen und großstädtischen Publikums. In den teilweise noch mit Vintage-Mobiliar ausgestatteten Räumen fanden sich Werke von Künstler:innen so namhafter Galerien wie Greene Naftali (New York), The Modern Institute (Glasgow) oder Franco Noero (Turin). Dahinter steckte ein Kollektiv von Künstler:innen, Galerist:innen und Kurator:innen. Der leicht verwunschene Garten und der Swimming Pool der Villa luden zum Relaxen ein. Original mexikanische Tacos, eine Gin-Bar und ein täglich wechselndes Performance-Programm machten diesen nur fünfzehn Tram-Minuten von der Messe entfernten Ort zum perfekten Hangout all derer, die auf den mittlerweile ständig überfüllten und arg blasiert daherkommenden Kunsthallengarten keine rechte Lust mehr hatten.
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